Frau mit blauem Hemd in der Küche, die Granola vorbereitet und gerade einen Löffel Kokosöl in eine Schüssel gibt
Viele verwenden Kokosöl gern zum Kochen oder Backen, etwa für Granola oder Wok-Gerichte. Man sollte das Fett allerdings nur in kleinen Mengen verzehren, raten Fachleute.
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Ob als Pflegeprodukt für die Haare, als Cremeersatz für besonders trockene Hautstellen oder als Reinigungspaste für die Zähne: In den vergangenen Jahren wurde Kokosöl als Alleskönner im Badezimmer gehypt. Und auch in der Küche ist das Öl beliebt. Es eignet sich aufgrund des hohen Rauchpunkts perfekt zum Kochen mit hohen Temperaturen. Das macht es zum perfekten Öl für Wok-Gerichte und scharf angebratene Speisen. Außerdem soll es leicht verdaulich und entzündungshemmend sein. Das liege an dem Gehalt an den Fettsäuren Laurin-, Capryl- und Caprinsäure sowie verschiedenen Polyphenolen, argumentieren Fans des Öls. Das sei alles nicht wissenschaftlich nachweisbar, zudem sei Kokosöl wegen langer Transportwege klimatechnisch bedenklich, sagen die Kritikerinnen und Kritiker.

Aus den bisherigen Daten zu dem Thema lassen sich die vermeintlichen Vorteile des Öls nicht ablesen. Kokosöl enthält etwa 90 Prozent gesättigte Fettsären und dadurch nur sehr wenige ungesättigte Fettsäuren, schreibt etwa die deutsche Verbraucherzentrale. Zwar würden auch viele leicht verdauliche mittelkettige Fettsäuren in dem Öl stecken, aber um es als Wundermittel bezeichnen zu können, würden eindeutig Langzeitstudien fehlen. Tatsächlich hätten Raps-, Walnuss- oder Olivenöl bessere gesundheitliche Eigenschaften.

Risiko für Übergewicht und Angststörungen

Und auch in einer aktuell im "Journal of Functional Foods" veröffentlichen Tierstudie kommen Forschende zu einem ernüchternden Ergebnis. An der Universidade Estadual de Campinas in Brasilien wurden Mäuse täglich über einen Zeitraum von acht Wochen mit Kokosöl gefüttert. Das führte zu Veränderungen im Stoffwechsel der Tiere: Jene Mäuse, die täglich geringe Mengen Kokosöl mit ihrer Nahrung aufnahmen, konnten Leptin und Insulin nicht mehr richtig verstoffwechseln.

Diese Hormone spielen eine wichtige Rolle dabei, wie der Körper Blutzucker abbaut, Energie aus Nahrung gewinnt – und infolgedessen auch dabei, wie hungrig man sich fühlt. Eine Störung dieses Mechanismus ist ein Risikofaktor für die Entwicklung von Adipositas und Diabetes.

Und noch etwas beobachteten die Forscherinnen und Forscher. Die Mäuse nahmen durch Kokosöl nicht nur deutlich zu, sie wurden auch ängstlicher. Der Verzehr könnte also auch gesundheitsschädliche Effekte auf das Nervensystem haben.

Erhöhte Cholesterin-Werte

Die Ergebnisse könne man freilich nicht direkt auf den Menschen übertragen, sie seien aber ein wichtiger Hinweis darauf, dass Kokosöl möglicherweise auch beim Menschen ungeahnte Effekte auf den hormonellen Stoffwechsel haben kann, wird Marcio Alberto Torsoni, Mitautor der Studie und Spezialist für Stoffwechselstörungen, in einer Aussendung zitiert. Das könnte wiederum Fettleibigkeit und damit verbundene Erkrankungen begünstigen.

Das könnte vor allem an der hohen Menge an gesättigten Fettsäuren liegen. Sie erhöhen die Menge an schädlichem Cholesterin im Blut stärker als andere Fette – und sind ein besonders entscheidender Risikofaktor für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Torsoni rät deshalb dazu, das Öl nur in geringen Mengen, etwa in Saucen, zu verwenden. (poem, 18.9.2023)