Ein Stapel Papier-Sackerln liegt am Boden mit der Aufschrift
Auskommen mit dem Einkommen - für viele Menschen ist das schwierig. In der Pension verschärft sich diese Problematik. Vor allem Frauen sind von Altersarmut betroffen.
IMAGO/Michael Gstettenbauer

Der Equal Pension Day ist jener Tag, an dem Männer bereits so viel Pension erhalten haben wie Frauen bis zum Jahresende. Dieser Tag fiel in Österreich heuer auf den 4. August. Der Gender Pension Gap beträgt aktuell 40,55 Prozent – 2022 waren es 41,06 Prozent oder 148 Tage weniger Pension.

In Wien sieht die Lage ein wenig besser aus. Da fällt der Equal Pension Day auf den 13. September. Dass die Lage in der Bundeshauptstadt etwas rosiger aussieht, liegt wohl an demografischen Aspekten und auch an der besseren Infrastruktur für Kinderbetreuung, die es Frauen ermöglicht, besser am Arbeitsmarkt zu partizipieren.

Die Teilzeit bleibt jedoch für Frauen mit Hinblick auf die Pension ein Problem – auch in Wien. Niedrige Pensionsbezüge verstärken die weibliche Altersarmut, teilt die FSW Schuldenberatung mit. Gerade Frauen sollten daher bereits in jungen Jahren über ihre finanzielle Sicherheit nachdenken. Es seien jedoch nicht nur die wie so oft vermuteten durch eine Karenz verursachten niedrigeren Versicherungszeiten ausschlaggebend, "sondern auch die durchschnittlich niedrigeren Gehälter während des gesamten Arbeitslebens", sagt Gudrun Steinmann, Leiterin der Finanzbildung in der FSW Schuldenberatung. Denn in vielen Bereichen, in denen Frauen klassisch tätig sind, seien die Gehälter niedrig. Dazu zählt etwa der Kosmetikbereich, der Einzelhandel oder die Pflege.

Veränderte Lebenssituation als Gefahr

"Bei Frauen, egal in welchem Alter, bemerken wir in den Beratungsgesprächen immer noch, dass die eigenen Finanzen ein schambehaftetes Thema sind", sagt Steinmann. Im ersten Halbjahr 2023 waren 40 Prozent der Kunden in der FSW Schuldenberatung Frauen: "Wir sehen, dass sich Frauen verstärkt in der zweiten Lebenshälfte mit Schuldenproblemen an uns wenden. Oft spielen hier ungeplant eingetretene veränderte Lebensumstände wie Scheidung, Jobverlust oder auch Tod des Partners eine Rolle."

Steinmann nennt einige Tipps, die berücksichtigt werden sollten:

· Reflexion Die Einschätzung der eigenen Lage ist etwas, das bereits in jungen Jahren gelernt werden sollte. Was kann ich mir leisten? Wie sieht es mit meiner beruflichen Entwicklung aus? Hier hat auch das Elternhaus Vorbildwirkung.

· Bewusstsein Kaufentscheidungen sollten bewusst getroffen und nicht von Impulsen geleitet werden. Sie sollten auch der Verhältnismäßigkeit unterliegen. Ein Kleinkind brauche keine Markenturnschuhe.

· Einschätzung Was ist lebensnotwendig, was aktuell ein Luxus? Welche Anschaffung kann verschoben werden – etwa bis zum nächsten Urlaubs- oder Weihnachtsgeld?

· Notgroschen Mindestens zwei Monatsgehälter sollten die Menschen als Reserve ansparen.

· Beratung Es gibt viele – auch kostenlose – Beratungen zum Thema Finanzbildung. Es sollte keine Scheu davor geben, diese auch zu nützen. Es sei besser, sich von öffentlichen Beratungsstellen Tipps zu holen, als Influencern in den sozialen Medien zu viel Vertrauen zu schenken, sagt Steinmann.

Aufzuholen gebe es jedenfalls genug. In Workshops, die der FSW in Schulen durchführe, zeige sich immer wieder, dass allein die Begriffe brutto und netto nicht klar erklärt werden können. Auch Prozentrechnen sei für viele Schüler eine Herausforderung. Das schlägt in das finanzielle Verständnis im späteren Leben durch. Bewusstsein fehle auch dafür, dass sich nach einer Karenz eine Teilzeitbeschäftigung unter der eigenen Qualifikation negativ auf die Pensionsbezüge auswirke, fasst Steinmann ihre Erfahrungen bei den Workshops des Finanzführerscheins an Schulen zusammen. "Für Frauen ist es besonders wichtig, finanziell unabhängig zu sein. Und sich nicht, wie es vielleicht in den Generationen davor der Fall war, auf den Partner zu verlassen", sagt die Expertin.

Mit dem FSW-Finanzführerschein wird an Berufsschulen und polytechnischen Schulen Finanzkompetenz vermittelt. Mehr als 5500 Schüler haben den Finanzführerschein bereits absolviert.

Das Angebot an Finanzbildung wurde aktuell um das Zentrum für Finanzbildung erweitert, das von der WU ins Leben gerufen wurde. Dort sollen unter anderem bestehende Unterrichtsprogramme evaluiert sowie neue Angebote entwickelt werden. Im Fokus stehen die Förderung der Finanzbildung von Kindern und Jugendlichen, insbesondere aus bildungsfernen Familien, sowie das Vorantreiben der Bildungs- und Berufsorientierung von Mädchen und Frauen. (Bettina Pfluger, 13.9.2023)