Zwei junge Erwachsene blasen gerade Luftballone auf.
Warum der Traum, in einem bestimmten Unternehmen zu arbeiten, manchmal platzt, schätzen Bewerbende und Recruiter teilweise unterschiedlich an.
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Wie tickt die Generation Z, also die Geburtsjahrgänge zwischen 1995 und 2010, im Job, und was heißt das für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber? Um das herauszufinden, hat die Recruitingplattform Jobteaser in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsunternehmen Kantar im Sommer knapp 1.000 Studierende und Berufsanfänger sowie 700 Personalverantwortliche befragt. Das Ergebnis: Die jungen Talente überschätzen ihre Kenntnisse des Arbeitsmarkts – wissen aber, was sie wert sind.

Zwischen Zukunftsangst und Zuversicht

Die Inflation und die gestiegenen Mietpreise machen der Generation Z laut der Umfrage zu schaffen. Fast die Hälfte der Befragten fürchten, ihr Leben nicht finanzieren zu können. Die andauernde wirtschaftliche Unsicherheit beeinflusst vor allem die Karriereplanung und die Erwartungen an künftige Arbeitgeber. Geld ist deshalb ein entscheidender Faktor für die Berufswahl, sogar weit wichtiger, als in einem werteorientierten Unternehmen zu arbeiten.

Doch selbstverständlich ist der jungen Generation der Fachkräftemangel bekannt. Deshalb sind die meisten positiv gestimmt, einen Job zu finden. Die Mehrheit der Studierenden (80 Prozent) und mehr noch der Berufsanfängerinnen und Anfänger ohne Studienabschluss (88 Prozent) blickt optimistisch in die berufliche Zukunft, obwohl die meisten angeben, noch keinen klaren Karriereweg vor Augen zu haben.

"Die zunehmend hohe Nachfrage nach Berufseinsteigerinnen und Einsteigern bestätigt sich auch auf unserer Plattform. Seit Anfang 2023 verzeichnen wir fast zehn Prozent mehr eingestellte Anzeigen, wobei insbesondere die Angebote für Berufsanfängerinnen in Form von dualen Studiengängen (plus 26 Prozent) und Ersteinstellungen (plus 20 Prozent) deutlich gestiegen sind", sagt Adrien Ledoux, CEO und Mitgründer von Jobteaser.

Laut der Umfrage sind sich die jungen Menschen auch sicher zu wissen, was sie können und was nicht. Interessant ist aber, dass die befragten Recruiterinnen und Recruiter die Kompetenzen der Neulinge anders bewerten.

Die Generation Z schätzt ihre Kompetenzen teils anders ein, als die Personalverantwortlichen das erleben.

Die Generation Z sieht ihre Wissensdefizite vor allem in drei Bereichen: welches Gehalt sie in ihrem nächsten Job erwarten können, wie sie ihre Bewerbungsunterlagen vorbereiten und wie sie sich beim Bewerbungsgespräch verhalten sollen. Die Recruiter scheinen aber mit allen drei Punkten zufrieden zu sein. Sie sehen ganz andere Wissensdefizite bei den jungen Bewerbenden: Diese kennen demnach teilweise ihre eigenen Stärken und Schwächen nicht gut genug, haben kein Bild von den Aufgaben der ausgeschriebenen Position und können nicht genau benennen, welche Aufgaben sie gerne oder eben ungern machen. Wer sich also vor dem nächsten Bewerbungsgespräch eher auf diese drei Aspekte konzentriert, vergrößert merklich seine Chancen, genommen zu werden.

Dunning-Kruger-Effekt

Im Grunde erkennt man hier ein Phänomen, das auch aus anderen Bereichen bekannt ist: den Dunning-Kruger-Effekt. Er beschreibt eine kognitive Verzerrung, bei der Personen jeglichen Alters aufgrund ihrer Unerfahrenheit dazu neigen, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten zu überschätzen. Sie wissen nicht, dass ihnen noch etwas fehlt, weil sie noch nicht wissen, was ihnen fehlt. Die Folge ist nicht selten ein Überschätzen der eigenen noch nicht oder wenig vorhandenen Fähigkeiten. "Es liegt an uns, dieses Paradoxon aufzulösen und die jungen Menschen dabei zu unterstützen, die Anforderungen der Arbeitswelt und die Erwartungen an ihre Fähigkeiten besser zu verstehen", erklärt Guillaume Joassin, der bei Jobteaser für die universitäre Zusammenarbeit zuständig ist.

Grafik, die zeigt, dass trotz Unwissenheit das Selbstvertrauen hoch ist. Sammeln die Personen Erfahrung, sinkt das Selbstvertrauen wieder, bis es ab einem gewissen Wissensschatz wieder ansteigt. 
Der Dunning-Kruger-Effekt erklärt, warum Menschen mit wenig Erfahrung ihr Können teils höher einschätzen.
JobTeaser

Meinungsverschiedenheit zwischen Recruiter und Bewerber

Auch die Frage, was beim Bewerbungsgespräch wichtig ist, beantworten die Berufsanfänger teilweise anders als die Personalverantwortlichen. Dass Pünktlichkeit, Respekt, Motivation und Produktivität im Bewerbungsgespräch wichtig sind, darin sind sich beide Seiten einig. Auseinander gehen die Meinungen bei den fachlichen Fähigkeiten. Bewerbende denken, sogenannte Hard Skills seien für eine Einstellung entscheidend. Recruiterinnen und Recruitern ist dieser Punkt allerdings weit weniger wichtig als zum Beispiel die Teamfähigkeit.

Als Gründe für eine Jobabsage gaben die befragten Personalverantwortlichen eine fehlende Motivation, zu hohe Gehaltserwartungen, geringe soziale Kompetenz und mangelnde Flexibilität an. Zu wenig Erfahrung landete nur auf Platz fünf der Absagegründe. Bewerbende dachten dabei, dass dies der Hauptgrund für die Absagen sei. Sie schätzten auch, dass die fehlenden technischen Fähigkeiten ihnen eine Absage beschert hatten. Für Recruiter spielen diese Skills aber nur eine untergeordnete Rolle.

Was das für Personalverantwortliche bedeutet

Einmal im Job angekommen, schlagen Personen der Generation Z selten Wurzeln. Ganz im Gegenteil: Mehr als ein Drittel plant den Jobwechsel schon im kommenden Jahr und sogar mehr als die Hälfte in den kommenden zwei Jahren. Diese Zahlen bestätigen also eine sehr hohe Wechselbereitschaft der Jungen.

Gut zwei Drittel der Studierenden (68 Prozent) sind der Meinung, dass ihnen Videos von ihren zukünftigen Arbeitgebern eine bessere Einschätzung ermöglichen. Die Befragten gaben auch an, dass es ihnen hilft, wenn Unternehmen mehr Jobangebote in sozialen Netzwerken veröffentlichen. Während die Studierenden mit den Angeboten von Forschung und Lehre allgemein zufrieden sind, wünschen sie sich deutlich mehr Beratung während ihrer Studienzeit sowie mehr Möglichkeiten zur Vernetzung mit potenziellen Arbeitgebern. (nick, 22.9.2023)