Auf der Automesse IAA in München sind mehrere Modelle von Chinas BYD-Autos zu sehen und Menschen, die diese Autos ansehen.
Der chinesische E-Auto-Hersteller BYD drängt auf den europäischen Markt. Der Preisvorteil lockt Käufer an. Der EU gefällt das Angebot nicht, sie will die Subventionen im chinesischen E-Auto-Sektor prüfen.
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Die EU-Kommission untersucht die Subventionspraxis bei E-Autos aus China und erwägt Anti-Dumping-Zölle. Die Märkte würden weltweit mit billigen E-Autos geflutet, sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bei ihrer Rede zur Lage der Union. "Und ihr Preis wird durch gewaltige staatliche Subventionen künstlich niedrig gehalten." China kritisiert die Ermittlungen und wirft der EU Protektionismus vor.

Frage: Warum ist der Export von E-Autos für China so wichtig?

Antwort: Die Auslandsmärkte sind für die chinesischen E-Autoproduzenten wichtig, weil die heimische Nachfrage schwächelt und das Überkapazitäten verstärkt hat. Bill Russo, Chef des Beratungsunternehmens Automobility in Schanghai, schätzt, dass China pro Jahr zehn Millionen Autos zu viel herstellt.

Frage: Wie groß ist die Bedeutung von Europa für Chinas E-Auto-Bauer?

Antwort: Durch die strikten Emissionsvorschriften der EU wurde Europa ein Schlüsselmarkt für den Export der chinesischen E-Auto-Bauer. Dazu kommt, dass im Gegensatz zu den USA die Handelsbeziehungen Chinas zu Europa nicht so angespannt sind. Daten der Zollbehörde zufolge sind die Auslieferungen von Autos mit alternativen Antrieben aus China in den ersten sieben Monaten dieses Jahres um 112 Prozent gestiegen. Laut EU-Kommission ist der Marktanteil chinesischer E-Autos in Europa auf acht Prozent gestiegen und könnte bis 2025 auf 15 Prozent zulegen. Die Bedeutung Europas für Chinas Autokonzerne wurde auch auf der Automesse IAA deutlich. Dort waren doppelt so viele Aussteller aus China als noch zwei Jahre zuvor.

Frage: Warum sind in China hergestellte E-Autos billiger?

Antwort: China produziert E-Autos billiger als der Rest der Welt. Laut EU-Kommission sind sie in der Regel um ein Fünftel günstiger als in Europa hergestellte Fahrzeuge. Das ist vor allem auf die jahrzehntelange staatliche Förderung der Branche über Anreize und Subventionen zurückzuführen, was China zum weltgrößten Markt für Elektroautos machte. Dem Land ist es dadurch gelungen, die weltweite Lieferkette für E-Fahrzeuge zu kontrollieren, inklusive der Rohstoffe. Die Unterstützung des Staates ermöglichte es einigen Konzernen, zu Schwergewichten der Branche aufzusteigen. Etwa CATL als weltgrößter Hersteller von Batterien für E-Autos oder BYD, der Konzern, der heuer VW als bestverkaufte Marke in China verdrängt hat. Die Vorteile Chinas bei Kosten und Lieferkette haben ausländische Firmen angelockt, die in China produzieren. Bekanntestes Beispiel ist Tesla. Der US-Konzern hat 2022 in seiner Fabrik in Schanghai mehr als 700.000 Teslas gebaut, was der Hälfte seiner gesamten Produktion entspricht. Auch BMW und Renault fertigen in China für den Export bestimmte Autos.

Frage: Wen hat die EU-Kommission nun im Visier?

Antwort: Die Untersuchungen der EU-Kommission richten sich auf in China hergestellte batteriebetriebene Autos, eingeschlossen sind also auch nichtchinesische Unternehmen, die dort produzieren. Der größte Exporteur ist Tesla. Laut der US-Denkfabrik Center for Strategic and International Studies gingen von Jänner bis April 40 Prozent der Ausfuhren von E-Autos aus China auf das Konto des US-Konzerns. Beliebte Marken aus China, die nach Europa verkauft werden, sind etwa Volvo, Teil des Geely-Konzerns, und die Marke MG, die dem staatlichen Autobauer SAIC gehört. Ihre Expansion nach Europa gestartet haben auch BYD, Nio und Xpeng.

Frage: Welche Subventionen gibt es?

Antwort: Die EU-Kommission nimmt sich bei ihren Untersuchungen eine breite Palette von möglicherweise unfairen Subventionen vor, von Preisen für Rohstoffe und Batterien über bevorzugte Kreditvergabe bis hin zu billigem Bereitstellen von Gelände. Nach Schätzungen der Beratungsfirma Alixpartners gab es zwischen 2016 und 2022 staatliche Subventionen für elektrische und Hybridfahrzeuge in der Höhe von 53 Milliarden Euro.

Am bekanntesten ist die staatliche Unterstützung, um den Kauf von E-Autos anzukurbeln, die an die Hersteller gezahlt wird. Diese gibt es seit 2009, und bis zum Ende des vergangenen Jahres wurde sie schrittweise zurückgefahren. Im Juni gab das Land zudem ein Steuerpaket in Höhe von umgerechnet 72 Milliarden Dollar bekannt, das über vier Jahre laufen soll. Verkaufssteuern werden teilweise ausgesetzt oder reduziert, um den Absatz von E-Autos und Fahrzeugen mit anderen grünen Antrieben hochzutreiben. Auch regional gibt es in China weiterhin viele einzelne Maßnahmen, die durch Hilfen oder Steueranreize Investitionen in die Produktion anlocken sollen, aber auch Kaufanreize für die Verbraucher. Mit der Abschwächung der Konjunktur hat die Zahl dieser Programme zugenommen. (Reuters, red, 24.9.2023)