Eine der Ursachen für die Zerstörung der Wälder sind Brände, wie hier im brasilianischen Amazonasgebiet.
Eine der Ursachen für die Zerstörung der Wälder sind Brände, wie hier im brasilianischen Amazonasgebiet.
AFP/MICHAEL DANTAS

Washington – Die weltweite Zerstörung von Wäldern hat einem neuen Bericht zufolge im vergangenen Jahr zugenommen. 2022 sei die globale Zerstörung von Wäldern im Vergleich zu 2021 um vier Prozent gestiegen, hieß es in dem Bericht, der von mehreren wissenschaftlichen Organisationen und zivilen Verbänden am Dienstag in Washington veröffentlicht wurde, darunter auch der Umweltstiftung WWF. Insgesamt seien 2022 6,6 Millionen Hektar Wälder verloren gegangen – eine Fläche fast so groß wie Bayern. 96 Prozent davon sei in tropischen Regionen vernichtet worden.

Der Report verweist hierbei auf die öffentlichen Versprechen von Ländern, Unternehmen und Investoren: Ginge es nach diesen, solle bis 2030 ein Ende der Waldvernichtung erreicht werden, und zudem sollten bis dahin 350 Millionen Hektar geschädigter Landschaften und Wälder wiederhergestellt werden.

Menschliche Auslöser

Vom Ziel des Stopps der Waldvernichtung sei die Welt 2022 aber weit entfernt gewesen, hieß es. Vor allem Landwirtschaft, Straßenbau, Brände und kommerzielles Holzfällen seien die Treiber der Zerstörung. 2022 sei die globale Bruttoabholzung 21 Prozent über dem Wert gelegen, der erforderlich wäre, um die Entwaldung bis 2030 zu beenden. Die Datenlage zum Fortschritt der Bemühungen um die Wiederherstellung des weltweiten Waldbestands sei schlecht. Auch ein globaler Überblick über die natürliche Walderholung fehle.

"Die Wälder der Welt stecken in der Krise", sagte Erin Matson, die bei der Beratungsfirma Climate Focus arbeitet und den Bericht mitverfasst hat. "Es wurden so viele Versprechen gemacht, das Abholzen aufzuhalten und den Schutz der Wälder zu finanzieren. Aber die Chance auf Fortschritt wird jedes Jahr wieder aufgegeben." 2023 müsste die Abholzung von Wäldern dem Report zufolge um 27,8 Prozent reduziert werden, um die gemachten Versprechen einhalten zu können. Zudem nehme die biologische Vielfalt in den Wäldern "in alarmierendem Tempo ab".

Positiver Trend

Es gebe aber auch positive Entwicklungen, heißt es in dem Bericht. So seien 50 Länder weltweit auf dem Weg dahin, Abholzungen zu beenden. Auch Brasilien, Indonesien und Malaysia, wo sich große Regenwälder befinden, die als bedeutende CO2-Speicher gelten und wichtige Funktionen beim Kampf gegen den Klimawandel haben, machten Fortschritte bei der Bekämpfung des Verlustes.

Weltweit fließen laut dem Report jährlich 2,2 Milliarden Dollar an öffentlichen Mitteln in die Wälder, was ein verschwindend geringer Anteil im Vergleich zu anderen weltweiten Investitionen sei. Regierungen sollten zudem ein Umfeld mit mehr Anreizen für Unternehmen schaffen, Wälder zu schützen, nachhaltig zu bewirtschaften und wiederherzustellen, fordern die Autoren. (APA, 24.10.2023)