Vor einer Woche wurde Sam Bankman-Fried, der exzentrische Gründer der Kryptobörse FTX, in einem spektakulären Betrugsprozess schuldiggesprochen. Ihm drohen Jahrzehnte im Gefängnis. Viele sehen nun den Ursprung seiner Betrugsmasche in Kryptowährungen per se, doch so kann man das nicht sagen. Betrug ist ein altes Konzept, das stets nach denselben Mustern verläuft, aber ab und zu ein neues Mascherl bekommt. Eine zentrale Rolle spielt immer die Gier nach schnellem Geld, sowohl bei den Betrügern als auch bei den Betrogenen.

"Bleiben Sie realistisch, was zu gut klingt um wahr zu sein, das ist meistens auch nicht wahr! Informieren Sie sich und seien Sie kritisch", steht auf der Website der Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA). Viele Menschen hätten ihr Geld nicht verloren, hätten Sie das beherzigt. Ein Überblick über die größten Anlagebetrüger.

Charles Ponzi

Der in die USA ausgewanderte Italiener Charles Ponzi agierte derart "innovativ", dass im Jahr 1920 ein ganzes Betrugssystem nach ihm benannt wurde. Alles begann mit sogenannten Antwortscheinen. Antwortscheine sind vorfrankierte Portogutscheine, die dem Empfänger eines Briefs oder Pakets eine Gratis-Rücksendung ermöglichen. Sie waren damals in den USA deutlich teurer als in Europa, das "nutzte" Ponzi für vermeintliche Arbitrage-Geschäfte. Er versprach Kundinnen und Kunden, Antwortscheine billig im Ausland einzukaufen, um sie in den USA teuer zu verkaufen. Wer investiert, sollte mit astronomisch hohen Renditen belohnt werden.

In kurzer Zeit sammelte er 15 Millionen Dollar ein, extrem viel Geld für die damalige Zeit – Antwortscheine kaufte er allerdings nur wenige, zweigte hingegen den Großteil für sich selbst ab. Anfangs floss auch Geld, Ponzi zahlte Investoren mit den Geldern neuer Anleger aus. Als der Schwindel aufflog, war vom Geld nicht viel übrig.

Bernie Madoff

Der ehemalige Starinvestor und frühere Verwaltungsratschef der Tech-Börse Nasdaq Bernard "Bernie" Madoff war für das wohl größte Schneeballsystem der Geschichte verantwortlich. Der Schaden: 65 Milliarden Dollar. Madoff versprach jährliche Renditen zwischen zehn und 20 Prozent, veranlagt hat er das investierte Geld allerdings nie, sondern auf einem Konto gebunkert. Wer sich ausbezahlen ließ, erhielt Geld von neuen Anlegern.

Bernie Madoff wird von der Polizei abgeführt.
Bernie Madoff gilt als Vater des größten Schneeballsystems aller Zeiten. Er hat seine Kundschaft um mindestens 65 Milliarden Dollar gebracht.
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Die Finanzkrise im Jahr 2009 brachte das Kartenhaus zum Einsturz, auf den Anlegerkonten war kaum etwas übrig. Auch in Österreich haben zahlreiche Menschen hunderte Millionen Euro verloren. Madoff gestand, wurde zu 150 Jahren Haft verurteilt. Er selbst behauptete später, dass seine Gaunereien nur möglich waren, weil Finanzinstitute wie seine Hausbank JPMorgan gezielt wegschauten. Vor zweieinhalb Jahren ist er 82-jährig in einem Gefängnisspital in North Carolina verstorben.

Jordan Belfort

Der ehemalige Börsenmakler Jordan Belfort (61) wurde zweimal berühmt. Einmal weil er wegen Wertpapierbetrugs und Geldwäsche mit seinem Unternehmen Stratton Oakmont zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Ein zweites Mal, weil sein exzessives Leben rund um Geld, Sex und Drogen im Blockbuster The Wolf of Wall Street mit Leonardo DiCaprio verfilmt wurde. Mit aggressiven Verkaufstaktiken wurde Stratton Oakmont zu einem der größten Broker der Vereinigten Staaten, doch der Erfolg kam nicht ganz legal. Belfort hatte unter anderem mit Pump-and-Dump-Methode Kurse manipuliert, über Strohmannkonstrukte Aktiengänge verfälscht und zahllose Anleger getäuscht. Von seiner vierjährigen Haftstrafe saß Belfort 22 Monate tatsächlich hinter Gittern. Heute arbeitet er als Unternehmensberater und Motivationsredner.

Gregor MacGregor

Der Schotte Gregor MacGregor ging einen anderen Weg, er erfand den Staat Poyais – ein Land mit fruchtbaren Böden, reich an Bodenschätzen. Um das Jahr 1820 verkaufte er dann in London Anleihen mit hohen Zinsversprechen an dem Staat. Irgendwann wollten Anleger ihre Poyais-Dollar vor Ort ausgeben. Nach einer langen Schiffsreise mussten sie feststellen, Poyais war ein Landstrich in Mittelamerika, wo außer Dschungel nichts war. Das Geld war freilich weg.

Allen Stanford

Rund 20 Jahre lang hat der texanische Investor Allen Stanford, heute 73, ein Pyramidensystem am Laufen gehalten und dadurch rund 30.000 Kunden um insgesamt acht Milliarden Dollar betrogen. Im Prozess gegen ihn im Jahr 2012 plädierte er auf unschuldig, verurteilt wurde er dann zu 110 Jahren Haft.

Ähnlich wie Bernie Madoff hatte Stanford Investoren über viele Jahre hinweg getäuscht und Milliarden Dollar durch falsche Darstellungen von Renditen und gefälschte Anlageprodukte eingesammelt. Die von ihm geführte Stanford Financial Group lockte Investoren mit betrügerischen Hochzinsanlagen, die in Wirklichkeit nicht existierten. Mit dem Geld finanzierte auch er sein luxuriöses Leben und steckte viel Geld in Sport-Sponsoring.

Allen Stanford sah sich selbst bis zum Schluss als Opfer, der Schuldspruch fiel jedoch hart aus und brachte ihn für den Rest seines Lebens ins Gefängnis
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Dieter Behring

Auch in der Schweiz gab es ein Madoff-Pendant. Dieter Behring hatte sich etwas Spezielles überlegt. Mit dem "System Behring" behauptete er, eine Methode für Börsenhandel entwickelt zu haben, die menschliche Emotionen und somit die größte Fehlerquelle ausschließt. Richtig, es wurden hohe Renditen versprochen, richtig, auch hier handelte es sich um ein Schneeballsystem. Zwar war sein Hedgefonds in der Schweiz überhaupt nie zum Vertrieb zugelassen, dennoch prellte er Kundschaft um mehr als eine Milliarde Euro.

Behring wurde 2004 verhaftet, die Justiz brauchte allerdings zwölf Jahre, um das komplizierte Firmenkonstrukt zu durchblicken. 2016 wurde er zu einer fünfeinhalbjährigen Haftstrafe verurteilt, die er aus gesundheitlichen Gründen nie antrat. 2019 starb er im Alter von 64 Jahren.

Helmut Kiener

Als deutscher "Mini-Madoff" wurde Helmut Kiener (64) bekannt. Seine Hedgefonds K1 und X1 sollten traumhafte Renditen abwerfen, taten sie aber nicht. Um Investoren dennoch dieses Gefühl zu geben, fälschte der diplomierte Psychologe jahrelang Kontoauszüge und Bilanzen. Er flog 2009 damit auf.

Aufgebaut war alles auf einem klassischen Schneeballsystem, mit dem er seine Kundschaft um mehr als 300 Millionen Dollar betrogen hat. Das abgezwackte Geld steckte er vor allem in Privatjets und Helikopter, Medienberichten zufolge soll er sogar einen Diplomatenpass von Guinea-Bissau gehabt haben, einem Kleinstaat in Afrika. 2011 wurde er zu einer knapp elfjährigen Haftstrafe verurteilt.

Damara Bertges

In den 1990er-Jahren gründete die Deutsche Damara Bertges mit einem Schweizer Partner den European Kings Club (EKC). In sektenähnlicher Manier verkaufte sie Anteilsscheine, sogenannte "Letters", und propagierte Jahresrenditen in Höhe von 70 Prozent. Überraschenderweise funktionierte das, Menschen verschuldeten sich sogar, um dem EKC beizutreten. Bertges präsentierte sich als Kämpferin für kleine Leute, denen Banken die Gewinne vorenthalten. Selbst wusste sie allerdings nie, wie oder wo sie das Geld veranlagen sollte. Nach knapp drei Jahren flog das System 1994 auf. In Deutschland, Österreich und der Schweiz verloren rund 80.000 Menschen mehr als 1,5 Mrd. Euro.

Sam Bankman-Fried

Sam Bankman-Fried steht mit Wuschelkopf vor einem Haus.
Die Geschworenen sahen es als erwiesen an, dass der Sam Bankman-Fried acht Milliarden Dollar an Kundengeldern aus reiner Gier veruntreut hat, um damit zu spekulieren und einen aufwendigen Lebensstil zu finanzieren.
REUTERS/MIKE SEGAR

Sam Bankman-Fried galt als Star-Aushängeschild der Kryptobranche. Vor einem Jahr brach seine Börse FTX spektakulär zusammen. Die US-Justiz wirft dem 31-Jährigen vor, 14 Milliarden US-Dollar aus dem Vermögen von FTX-Kunden ohne deren Wissen abgezweigt zu haben, um unter anderem riskante Geschäfte seines Hedgefonds Alameda Research zu finanzieren. Er wurde in allen Anklagepunkten schuldiggesprochen, das Urteil folgt im März. (Andreas Danzer, 11.11.2023)