
Das Leben als Astronaut oder Astronautin ist nicht leicht. Abgesehen davon, dass man ein extremes Training hinter sich bringen muss, um überhaupt für diese Arbeit infrage zu kommen, bringt die Zeit in der Schwerelosigkeit einige Schwierigkeiten mit sich. Damit sind nicht nur gesundheitliche Probleme gemeint, man muss sich auch erst einmal daran gewöhnen, dass Gegenstände nicht zu Boden fallen, sondern schwebend etwa dort verharren, wo man sie losgelassen hat – wenn man sie nicht mit einem zu starken Impuls versieht. Nach der Rückkehr zur Erde muss man sich dies wieder abgewöhnen.
Das dürfte auch kürzlich bei einem Außeneinsatz der Nasa-Astronautinnen Jasmin Moghbeli und Loral O'Hara für einen Patzer gesorgt haben. Am 1. November absolvierten sie einen fast siebenstündigen Weltraumspaziergang außerhalb der Internationalen Raumstation (ISS). Diese Einsätze sind oft ein Höhepunkt eines ISS-Aufenthalts und dienen dazu, Außenteile instand zu halten oder zu reparieren, in diesem Fall Sonnensegel.

Absturz prognostiziert
Dabei entglitt Moghbeli versehentlich eine Tasche mit Instrumenten. Über den genauen Inhalt des Behältnisses gab die US-Weltraumagentur Nasa bisher keine Auskunft. Sie teilte aber eine gute Nachricht mit: "Für den Rest des Weltraumspaziergangs wurden die Werkzeuge nicht benötigt. Das Kontrollzentrum analysierte die Flugbahn der Tasche und stellte fest, dass das Risiko eines erneuten Kontakts mit der Station gering ist."
Weltraumnerds wie die Betreiber der Seite "earthsky.org" machten wenig später darauf aufmerksam, dass man das Objekt mit einem Fernglas sehen könne – sofern man weiß, wo sich die ISS gerade befindet (was sich jedoch mit Apps wie "Spot the Station" bewerkstelligen lässt). Die Tasche umkreise die Erde wenige Minuten vor der Raumstation etwa 400 Kilometer über der Erde und verliere langsam, aber stetig an Höhe.
Schließlich, so die Prognose, werde sie in die Erdatmosphäre abstürzen und ab einer Höhe von etwa 110 Kilometern verglühen. Dies dürfte schätzungsweise im März 2024 der Fall sein.
Nicht der erste und wohl nicht der letzte Fall
Die Nasa-Werkzeuge sind nicht die einzigen von Menschen hinterlassenen Objekte im Erdorbit. Die europäische Raumfahrtagentur Esa geht von über 36.000 Gegenständen mit einer Größe von mehr als zehn Zentimetern aus. Viele der Objekte stammen von früheren Missionen und sind Teile von Raketen oder Satelliten.
Auch handelt es sich nicht um den ersten Außeneinsatz auf einer Raumstation, bei dem Gegenstände abhandenkamen. So verlor der erste amerikanische "Spacewalker" Ed White 1965 während der Mission Gemini 4 einen Ersatzhandschuh. 2006 ging Joe Tanner ein Bolzen verloren, bei einem Außeneinsatz mit Kollegin Heidemarie Stefanyshyn-Piper, der zwei Jahre später selbst etwas im All abhanden kam – ebenfalls eine Werkzeugtasche. Auf Video festgehalten ist ihr erster Kommentar dazu, ein offensichtlich genervtes "Oh, great".
Ein weiteres Beispiel lieferte Piers Sellers, der mit Kollege Mike Fossum 2006 im Weltraum spazieren war. "Leute, ich glaube, mein Spatel ist entwischt", machte er auf sein Problem aufmerksam. Die tröstende Reaktion folgte kurz darauf: "Hey, das kann passieren." (sic, APA, 14.11.2023)
Mike Fossum and Piers Sellers are testing a heat tile repair method when the latter notices his spatula has gone missing.