Auf Weihnachtsmärkte wie hier in Essen (Nordrhein-Westfalen) will die Polizei in Deutschland ein besonderes Augenmerk legen.
Auf Weihnachtsmärkte wie hier in Essen (Nordrhein-Westfalen) will die Polizei in Deutschland ein besonderes Augenmerk legen.
IMAGO/Jochen Tack

Wegen des Verdachts, einen Terroranschlag in der Weihnachtszeit geplant zu haben, ist ein 20-Jähriger in Niedersachsen festgenommen worden. "Er hat angekündigt, dass er Anschläge im Zusammenspiel von Großveranstaltungen in der Weihnachtszeit offensichtlich ausüben möchte, und deswegen haben wir ihn in Präventionsgewahrsam genommen", sagte Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) im NDR Niedersachsen.

Der NDR berichtete nach gemeinsamen Recherchen mit dem WDR, der Verdächtige aus Sachsen-Anhalt sei am 21. November in Helmstedt festgenommen worden. Er stamme aus dem Irak, sagte die Innenministerin.

"Der 20-Jährige befindet sich auf Grundlage gefahrenabwehrrechtlicher Maßnahmen weiterhin im polizeilichen Gewahrsam. Weitere Hintergründe nennt das Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen aus ermittlungstaktischen Gründen derzeit nicht", zitierte der NDR einen LKA-Sprecher.

In Präventivgewahrsam

Ziel des Anschlags könnte nach Informationen von NDR und WDR möglicherweise der Weihnachtsmarkt in Hannover gewesen sein. Innenministerin Behrens sagte gegenüber NDR Niedersachsen, man habe zwar keine konkreten Anhaltspunkte für konkrete Anschläge in Niedersachsen gehabt, aber die vorliegenden Erkenntnisse hätten die Sicherheitsbehörden dazu bewogen, den 20-Jährigen in Präventivgewahrsam zu nehmen.

Der 20-jährige Iraker aus Sachsen-Anhalt wurde in Helmstedt (Niedersachsen) festgenommen. Nach Erkenntnissen der Ermittler soll es sich bei ihm um einen Islamisten handeln. Er soll sich dazu bereiterklärt haben, in Unterstützung der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) ein solches Attentat zu verüben.

Zuvor waren in dieser Woche in Nordrhein-Westfalen und Brandenburg zwei Jugendliche festgenommen worden, die einen Weihnachtsmarktanschlag geplant haben sollen. Die beiden unter Terrorverdacht festgenommenen Jugendlichen, 15 und 16 Jahre alt, sollen mit der Terrororganisation "Islamischer Staat" sympathisiert haben. Sie sitzen in Untersuchungshaft. Laut Generalbundesanwaltschaft Düsseldorf sollen sie vereinbart haben, mit der Explosion eines Kleinlasters Anfang Dezember Besucher eines Weihnachtsmarktes in Leverkusen zu töten.

Sie hätten ein "sehr konkretes Gedankenmodell" in Anlehnung an die Ziele und Vorgehensweisen der Terrororganisation "Islamischer Staat" verfolgt, so Oberstaatsanwalt Holger Heming. Hinweise darauf, dass sich die zwei Jugendlichen schon das Fahrzeug oder Benzin beschafft hätten, habe man aber nicht, erklärte Heming. Nach Informationen der deutschen "Welt" sei der "entscheidende Hinweis", der die Behörden "aus Österreich" gekommen.

Laut Erkenntnissen der Ermittler hätten die beiden vorgehabt, nach dem Anschlag auszureisen, um sich der ausländischen terroristischen IS-Vereinigung "Provinz Khorasan" anzuschließen. Dieser IS-Ableger trägt in Afghanistan schon seit einigen Jahren einen bewaffneten Konflikt mit den militant-islamistischen Taliban aus.

Die mutmaßlichen Planungen der Jugendlichen erinnern an den Anschlag am 19. Dezember 2016 bei der Gedächtniskirche in Berlin. Damals war ein islamistischer Terrorist mit einem entführten Lastwagen in den Weihnachtsmarkt gerast. Durch die Tat starben insgesamt 13 Menschen, einer von ihnen Jahre später an den Folgen.

Verfassungsschutz warnt

Am Mittwoch hatte der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV), Thomas Haldenwang, vor islamistischer Gewalt gewarnt. "Die Gefahr ist real und so hoch wie schon lange nicht mehr", sagte Haldenwang. Durch den Nahostkonflikt und durch die Koranverbrennungen in Schweden sei die Stimmung in der islamistischen Szene hierzulande deutlich aufgeheizt. "Wir arbeiten mit Hochdruck daran, um potenzielle Planungen gegen die Sicherheit von Jüdinnen und Juden, israelischen Einrichtungen, aber auch von Großveranstaltungen zu durchkreuzen", erklärte Haldenwang. (red, 1.12.2023)