Antikorruptionsmaßnahmen müssten weiterhin ausgebaut und entsprechende Behörden personell aufgestockt werden, führt die EU-Vizekommissionspräsidentin und Kommissarin für Werte und Transparenz, Věra Jourová aus. Die Ukraine sei aber auf einem guten Weg, effiziente Kontrollorgane und Kontrollprozesse zu implementieren. "Viele sahen vor einigen Jahren den Kampf gegen Korruption als eine 'Mission Impossible'. Von dieser Machtlosigkeit ist heute nichts mehr zu spüren", so Jourová, die erst kürzlich in Kiew war. Es hätte sich schon sehr viel getan.

Auch müsse noch einiges unternommen werden, dass Vermögenswerte klar deklariert werden und wirtschaftliche Einflussnahme transparent wird. Nicht zuletzt müssten auch die rechtlichen Rahmenbedingungen an jene der EU angeglichen werden. "Es steht noch viel Arbeit an. Wir stellen der Ukraine nicht einfach einen Blankoscheck aus", unterstrich Jourová. Dies gelte auch für alle anderen Beitrittskandidaten.

Porträt-Foto
EU-Vizekommissionspräsidentin und Kommissarin für Werte und Transparenz Věra Jourová.
Josef Bertignoll

"Die EU muss fair sein und realistische Perspektiven bieten, der EU beizutreten", sagte Jourová. Dies sei in der Vergangenheit zum Teil misslungen, mit Blick auf die Beitrittskandidaten auf dem Balkan, wo sich vermehrt Frustration breitmache.

Veranstaltung, Podiumsdiskussion
Am Donnerstagabend sprach die Politikerin in Lech über die Zukunft der Ukraine im Zusammenhang mit der EU.
Josef Bertignoll

Im Februar des vergangenen Jahres hat die Ukraine offiziell ihren Antrag für den Beitritt in die Europäische Union gestellt. Daraufhin haben ihr alle Staats- und Regierungschefs im Juni 2022 den Kandidatenstatus verliehen. Am 8. November 2023 hat die EU-Kommission offiziell dem Rat empfohlen, mit der Ukraine und der Republik Moldau Beitrittsgespräche aufzunehmen. In einem nächsten Schritt müssen nun alle 27 Mitgliedsstaaten der Empfehlung zustimmen, um diese Gespräche beginnen zu können. (Josef Bertignoll, 1.12.2023)