Frau hält eine bunte Bowl mit Buchweizen, Avocado, Süßkartoffeln, Zwiebeln und Kohl
Damit sich pflanzenbasierte Ernährung positiv auswirkt, sollte man nicht nur den Konsum tierischer Produkte, sondern auch jenen industriell verarbeiteter Lebensmittel reduzieren.
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Wenn die Eltern oder Großeltern gesund alt wurden, rechnen sich viele oft selbst gute Chancen auf ein langes, gesundes Leben aus. Man hat ja schließlich die guten Gene geerbt. Dieser Mythos, dass das Erbgut hauptverantwortlich für ein gesundes Leben ist, hält sich hartnäckig. Dabei haben wir sehr viel mehr selbst in der Hand, als viele glauben. Die Gene haben deutlich weniger Einfluss auf unsere Gesundheit als beispielsweise Umweltfaktoren und – allem voran – der Lebensstil, wie DER STANDARD etwa hier berichtete. Hauptverantwortlich für unsere Lebenserwartung und Gesundheit ist die individuelle Lebensweise.

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Das zeigt auch aktuell eine Studie, die an der Med-Uni Wien durchgeführt wurde. Die Forschenden unter der Leitung von Tilman Kühn vom Zentrum für Public Health kamen zu dem Ergebnis, dass eine gesunde und überwiegend pflanzliche Ernährung das Diabetesrisiko um 24 Prozent reduziert – sofern man dabei nicht nur den Konsum tierischer Produkte, sondern auch jenen von industriell verarbeiteten und stark zuckerhaltigen Lebensmitteln reduziert. Nur dann kann eine überwiegend vegane Ernährung ihre schützenden Effekte entfalten, schreiben die Forschenden im Fachjournal "Diabetes & Metabolism".

Geringeres Risiko auch bei genetischer Vorbelastung

Dass sich pflanzliche Kost so positiv auf die Gesundheit auswirkt, liegt laut den Wissenschafterinnen und Wissenschaftern nicht nur an der damit verbundenen geringeren Wahrscheinlichkeit für Übergewicht. Auch der Stoffwechsel und die Funktion von Leber und Niere verbesserten sich bei den untersuchten Personen durch eine pflanzenbasierte Ernährung deutlich.

Das trifft laut Analysen des Forschungsteams auch bei Menschen mit genetischer Vorbelastung zu. Bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit Diabetes-Risikofaktoren wie Übergewicht, höheres Alter oder mangelnde körperliche Aktivität sank das Diabetesrisiko durch eine pflanzenbasierte Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse sowie Vollkornprodukten um 24 Prozent. Ungesunde pflanzenbasierte Ernährungsweise mit einem hohen Anteil an Süßigkeiten, raffiniertem Getreide und zuckerhaltigen Getränken hingegen wird mit einem erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes in Verbindung gebracht.

Wesentliche Biomarker identifiziert

Für die Forschungsarbeit wurden 113.097 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der großangelegten britischen Kohortenstudie (UK-Biobank) über zwölf Jahre hinweg beobachtet. Die Ergebnisse würden deutlich zeigen, dass die Hintergründe der antidiabetischen Wirkung von gesunder pflanzlicher Kost weit über den bekannten geringeren Körperfettanteil und Taillenumfang hinausgehen.

"Unsere Studie ist die erste, in der Biomarker von zentralen Stoffwechselvorgängen und Organfunktionen als Mediatoren der gesundheitlichen Auswirkungen einer pflanzlichen Ernährung identifiziert wurden", sagt Tilman Kühn, Professor für Public Health Nutrition an der Med-Uni Wien und der Universität Wien, der die Studie in enger Zusammenarbeit mit Forschenden der Queen's University Belfast geleitet hat. So bestätigten die Untersuchungen, dass Normalwerte etwa bei Blutfetten (Triglyceriden), Blutzucker (HbA1c), Entzündungsparametern (CRP) und dem insulinähnlichen Wachstumsfaktor (IGF1) mit einem niedrigen Diabetesrisiko einhergehen.

Außerdem konnte gezeigt werden, wie wichtig die uneingeschränkte Funktion von Leber und Niere in der Diabetesprävention ist. Beide Organe spielen eine große Rolle bei Menschen, die bereits an Diabetes erkrankt sind. "Unsere Forschungen haben nun aber ergeben, dass gesunde pflanzliche Ernährung die Funktion von Leber und Niere verbessert und so das Diabetesrisiko senken kann", betont Kühn den bisher unterschätzten Nutzen der bewussten pflanzenbasierten Ernährungsweise. (poem, 11.12.2023)