Chef des dänischen Inlandsgeheimdienstes Flemming Drejer
Der Chef des dänischen Inlandsgeheimdienstes Flemming Drejer sprach in einer Pressekonferenz über Terrorakte, die von einem Netzwerk an Personen geplant wurden.
EPA/MARTIN SYLVEST

Berlin – In Deutschland, Dänemark und den Niederlanden sind mutmaßliche Mitglieder der islamistischen Terrororganisation Hamas festgenommen worden. Wie die deutsche Bundesanwaltschaft am Donnerstag in Karlsruhe mitteilte, gab es drei Festnahmen in Berlin und eine in Rotterdam. Die Männer stehen unter Verdacht, Anschläge auf jüdische Einrichtung vorbereitet zu haben. Alle vier seien langjährige Mitglieder der Hamas mit engen Verbindungen zur Führung des militärischen Zweigs der Gruppe gewesen.

Spätestens ab dem Frühjahr 2023 sei einer der in Berlin ansässigen Beschuldigten damit befasst gewesen, im Auftrag der Hamas ein Erddepot mit Waffen in Europa ausfindig zu machen, das die Organisation dort in der Vergangenheit angelegt habe, hieß es. Seine Weisungen habe er dafür von Hamas-Führungskadern im Libanon erhalten. Die Waffen sollten demnach nach Berlin gebracht und für mögliche Anschläge auf jüdische Einrichtungen in Europa bereitgehalten werden. Im Oktober hätten sich die drei in Berlin wohnhaften Männer mehrfach von Berlin aus auf die Suche nach den Waffen gemacht. Dabei seien sie von dem nun in Rotterdam festgenommenen Mann unterstützt worden.

Festnahmen in Dänemark und den Niederlanden

Die Aktivitäten der Männer stehen nach Informationen aus Sicherheitskreisen nicht in direktem Zusammenhang mit dem Überfall der Hamas in Israel am 7. Oktober. Vielmehr soll der erste Hinweis auf die vier Männer bereits aus dem vergangenen Sommer stammen.

Die dänische Polizei teilte mit, in Dänemark und den Niederlanden seien mehrere Personen wegen des Verdachts der Vorbereitung eines Anschlags festgenommen worden. Die dänische Polizei sprach von einem koordinierten grenzüberschreitenden Einsatz mit vier Festnahmen. "Die Ermittlungen haben ergeben, dass ein Netzwerk von Personen einen Terrorakt vorbereitet hat", sagte der Chef des dänischen Inlandsgeheimdiensts Pet, Flemming Drejer, bei einer Pressekonferenz in Kopenhagen. Der israelische Geheimdienst Mossad erklärte dagegen nach Angaben des Büros von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, dass die dänischen Behörden eine "Hamas-Infrastruktur auf europäischem Boden" aufgedeckt und sieben Personen festgenommen hätten.

Bedrohungslage verschärft

Der dänische Geheimdienst hatte im August erklärt, dass sich die Bedrohungslage für Dänemark verschärft habe, nachdem islamfeindliche Aktivisten im Sommer mehrere Koran-Exemplare beschädigt hatten. Die nun erfolgten Festnahmen und Razzien basierten auf intensiven Ermittlungen in enger Zusammenarbeit mit Partnern im Ausland, erklärte der Pet-Chef. "Dies ist eine äußerst ernste Angelegenheit", sagte die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen der Nachrichtenagentur Ritzau am Rande des EU-Gipfels in Brüssel.

Die niederländische Polizei teilte mit, dass ein 57-jähriger Mann in Rotterdam auf Ersuchen der deutschen Behörden im Rahmen einer deutsch-dänischen Untersuchung festgenommen worden sei. Die niederländische Terrorabwehr NCTV hat in dieser Woche die Bedrohungsstufe für das Land unter Verweis auf den Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Palästinenserruppe Hamas im Gazastreifen auf die zweithöchste Stufe vier angehoben.

"Nach den schrecklichen Anschlägen der Hamas auf die israelische Bevölkerung haben in den letzten Wochen auch in unserem Land die Angriffe auf Juden in jüdischen Einrichtungen zugenommen", sagte der deutsche Justizminister Marco Buschmann in einer Erklärung zu den Festnahmen. "Wir müssen daher alles dafür tun, dass Juden in unserem Land nicht erneut um ihre Sicherheit fürchten müssen", sagte er. Die europäischen Behörden haben vor einem erhöhten Risiko von Anschlägen durch Islamisten gewarnt, die durch den Krieg zwischen Israel und der Hamas radikalisiert wurden.

Der Zentralrat der Juden in Deutschland äußerte sich besorgt über mögliche Pläne der islamistischen Hamas für Anschläge auf jüdische Einrichtungen in Europa. Dies "zeigt in erschreckender Weise, wie akut die terroristische Bedrohung auch in Deutschland ist", sagte Zentralratspräsident Josef Schuster in Berlin. "Gleichzeitig ist es beruhigend, mit welch wachem Blick die Sicherheitsbehörden jüdisches Leben in Deutschland schützen. Ihnen gilt mein Dank." (red, APA, Reuters, 14.12.2023)