Lauder Business School in Wien
Lauder Business School in Wien.
Christian Fischer

Nach fast zehn Jahren beendet die englischsprachige Fachhochschule in Wien, die Lauder Business School, ihre Zusammenarbeit mit der amerikanischen Eliteuniversität Harvard. Die Vorwürfe rund um Antisemitismus auf dem Campus der Universität in Cambridge bei Boston in den USA haben sich so zugespitzt, dass die österreichische FH die Partnerschaft nun beendete. Die Entscheidung verkündete Daniella Sheinfeld, Leiterin der Kommunikationsabteilung der Lauder Business School, vor kurzem in einem Facebook-Posting der Hochschule.

"Aus Solidarität mit der jüdischen Studentengemeinde" sei dieser Schritt erfolgt, heißt es in der Erklärung der Einrichtung. "Seit 2014 ist die Lauder Business School stolz darauf, Partner des Microeconomics of Competitiveness Network von Professor Michael Porter an der Harvard University zu sein, und wir haben die Produktivität dieser Zusammenarbeit über die Jahre hinweg geschätzt und genossen", schrieb Sheinfeld in dem Post. "Aufgrund der jüngsten Ereignisse hat die Lauder Business School jedoch beschlossen, sich aus diesem Netzwerk zurückzuziehen."

Facebook-Posting der Lauder Business School zur Beendigung der Partnerschaft mit Harvard.
FB

Die vom Milliardär Ronald S. Lauder 2003 (selbst jüdischer Abstammung und seit 2007 Präsident des Jüdischen Weltkongresses) gegründete Lauder Business School in Wien bezieht das Judentum in ihren Lehrplan mit ein und will laut Homepage ihren jüdischen Studierenden einen Ort für ihre spirituelle Entwicklung bieten. Es gibt außerdem ein eigenes Lernprogramm für jüdische Studierende.

Die "Jerusalem Post" hatte zuerst über die Beendigung der Beziehungen der beiden Hochschulen berichtet. Die zur Ivy League – also der Topliga der Universitäten in den USA – gehörende Hochschule Harvard sieht sich seit dem 7. Oktober, als die Hamas einen Terroranschlag auf Israel verübt hat, und den danach folgenden Dauerbombardements des israelischen Militärs auf Gaza mehrfach mit Antisemitismusvorwürfen konfrontiert. Zahlreiche Studierende versammelten sich auf dem Campus, protestierten mit Sprüchen wie "Harvard out of occupied Palestine", "Stop the Israeli Apartheid", aber auch mit Worten wie "Globalize the Intifada" oder "From the River to the Sea".

Außerdem veröffentlichte eine studentische Solidaritätsgruppe kurz nach dem Massaker in Israel ein Statement, in dem sie "das israelische Regime in vollem Umfang für alle Gewalttaten verantwortlich macht". Die Attacke habe sich "nicht im luftleeren Raum abgespielt". Schuld sei "allein das Apartheidregime", unterschrieben das "Harvard Undergraduate Palestine Solidarity Committee" und 33 andere Harvard-Studentenorganisationen. Der offene Brief geriet direkt in heftige Kritik von Politikerinnen und Politikern sowie Universitätsprofessoren und anderen Studierenden.

Anhörung im Kongress

Anfang Dezember musste sich dann die Präsidentin von Harvard, Claudine Gay, bei einer Anhörung im Kongress Fragen stellen. In dem fünfstündigen Ausschuss bohrte Republikanerin und Abgeordnete Elise Stefanik mehrmals nach: "Verstößt der Aufruf zum Völkermord an den Juden gegen die Harvard-Regeln für Mobbing und Belästigung? Ja oder nein?"

Nach einem "Es kann sein" und "Es kommt auf den Kontext an" als Antwort von Gay fügte diese noch hinzu: "Wenn antisemitische Rhetorik in ein Verhalten übergeht, das auf Mobbing, Belästigung und Einschüchterung hinausläuft, ist das ein strafbares Verhalten, und wir ergreifen Maßnahmen." Ihre Antworten sorgten über republikanische Kreise hinweg für Empörung – sie hätte sich nicht genügend vom Aufruf zum Völkermord distanziert. Gay entschuldigte sich später.

Auf eine Anfrage vom STANDARD teilte der Geschäftsführer der Lauder Business School, Alexander Zirkler, mit, der Austritt der Hochschule vom "Prof. Michael Porter's Microeconomics of Competitiveness Network at Harvard University" sei als Reaktion auf die jüngsten Ereignisse an der Harvard University in Solidarität mit der jüdischen Studierendenschaft erfolgt. "Die Lauder Business School hält neben der österreichischen AQ-Austria-Akkreditierung auch die US-amerikanische ACBSP-Vollakkreditierung. Kooperationen und Austauschprogramme mit US-amerikanischen Universitäten stellten bereits in der Vergangenheit eine wichtige Säule unserer akademischen Vielfalt dar und werden nun noch verstärkt ausgebaut", sagt Zirkler. Professor Porter in Harvard war für ein Gespräch nicht mehr erreichbar – er ist seit kurzem im Ruhestand. (mera, 28.12.2023)