Polizeifahrzeuge auf der Sonnenallee in Neukölln in Berlin
Polizeifahrzeuge auf der Sonnenallee in Neukölln in Berlin.
EPA/CLEMENS BILAN

Berlin – In der deutschen Hauptstadt Berlin sind in der Silvesternacht mindestens 15 Polizistinnen und Polizisten verletzt worden, davon eine Person so schwer, dass sie ihren Dienst beenden musste. Wie ein Polizeisprecher sagte, habe es etwa 300 Festnahmen gegeben. "Wir sind zufrieden mit unserem Einsatz, wir haben die Feuerwehr erfolgreich geschützt." Ein Sprecher der Feuerwehr sprach von einem "normalen Silvester". Es habe keine größeren Einsätze gegeben.

Laut dem Polizeisprecher verlief der Silvesterabend besser als im Vorjahr. Viele Festnahmen seien wegen Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz erfolgt. An mehreren Orten wurden auch Polizisten und Feuerwehrleute mit Pyrotechnik beschossen.

Laut Polizei "silvestertypische Nacht" in Leipzig

Im südlichen Stadtteil Lichtenrade randalierte eine große Gruppe von Menschen. "Sie soll auf alles geschossen haben, was sich bewegt", schrieb die Polizei im Internet. Offenbar waren Polizisten schnell an Ort und Stelle. 18 Menschen seien identifiziert worden, hieß es. Bei zwei von ihnen seien sogenannte Kugelbomben gefunden worden. Diese Feuerwerkskörper gehören zum professionellen Großfeuerwerk und dürfen nur von Profis verwendet werden. Sie werden allerdings illegal aus anderen Ländern eingeschmuggelt. In Berlin-Neukölln verhinderte die Polizei, dass eine Barrikade mitten auf der Straße aufgebaut wird. Mehrere Personen hatten in der Sandersstraße versucht, die Straße mit einem Bürostuhl und einem Holzbrett zu versperren, hieß es.

Einen Angriff auf die Polizei gab es auch in Leipzig. Im linksalternativ geprägten Stadtteil Connewitz warfen Unbekannte Gegenstände auf eine Polizeistation, wie ein Polizeisprecher am Montagmorgen mitteilte. Menschen seien jedoch nicht verletzt worden. Gegen Mitternacht hatten sich den Angaben zufolge etwa 3.000 Menschen an einer Kreuzung versammelt und vier Feuer aus Pyrotechnik, Müll und Baustellabsperrungen entzündet. Die Polizei rückte mit Wasserwerfern an, um zu löschen. Ein Polizeisprecher sprach von einer "silvestertypischen Nacht".

Molotowcocktails in Berlin

Auch aus Berlin hatte es am Sonntagabend geheißen, dass das Geschehen normal für eine Silvesternacht in der deutschen Hauptstadt sei. Zu diesem Zeitpunkt hatte es bereits einen Zwischenfall am Neptunbrunnen gegeben, bei dem Beamte mit Pyrotechnik beworfen wurden. In Neukölln wurden mehrere Menschen festgenommen, weil sie offenkundig sogenannte Molotowcocktails bauten. "Sie füllten Benzin in Glasflaschen und steckten gerade Stofffetzen als Lunte hinein, als sie von unseren Einsatzkräften in Neukölln entdeckt wurden", schrieb die Polizei im Internetportal X (vormals Twitter). Grillanzünder hätten sie auch dabei gehabt. Neun Verdächtige seien festgenommen und elf Molotowcocktails sichergestellt worden.

Am Donnerstag hatten die Berliner Polizei und Feuerwehr in einem auf X veröffentlichten Video an die Bevölkerung appelliert. "Greift uns nicht an. Beschießt uns nicht mit Böllern, Raketen oder Schreckschusswaffen", hieß es darin. In der Silvesternacht vor einem Jahr waren Einsatz- und Rettungskräfte in Berlin und anderen Städten massiv angegriffen worden. Zum Teil musste die Polizei ausrücken, um Feuerwehrleute beim Löschen von Bränden gegen Angriffe zu schützen.

Nach den Krawallen im vergangenen Jahr fanden die Silvesterfeiern in Berlin unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen statt. Laut der Polizei waren rund 3.200 Beamte im Einsatz.

Silvesterparty am Brandenburger Tor

Zehntausende Menschen feierten bei der traditionellen Silvesterparty am Brandenburger Tor in Berlin trotz vereinzelter Schauer und hoher Sicherheitsvorkehrungen. Nach Angaben der Veranstalter wurden bis zum frühen Sonntagabend 45.000 Tickets verkauft, die Party war für bis zu 65.000 Menschen ausgelegt.

Feierstimmung am Brandenburger Tor
Feierstimmung am Brandenburger Tor.
AFP/JOHN MACDOUGALL

"Ich finde es hier sehr gut organisiert. Es ist nicht so voll", sagte eine junge Frau aus Stuttgart. Teils hatten die Besucher hohe Erwartungen: "Es ist das erste Mal, dass ich Silvester außerhalb von Spanien verbringe. Ich wollte zur spektakulärsten Party, die ich finden konnte", sagte eine Frau aus Spanien auf der Partymeile. Die Silvesterparty wurde im ZDF live als Show mit dem Namen "Willkommen 2024" übertragen.

Der Berliner Bürgermeister Kai Wegner hatte am frühen Sonntagabend ein hartes Vorgehen bei Krawallen angekündigt. "Heute ist die Nacht, wenn's denn notwendig ist, die Nacht der Repression, wo der Rechtsstaat sich versuchen wird durchzusetzen", sagte der CDU-Politiker beim Besuch einer Polizeistation in Berlin-Neukölln. In der Silvesternacht vor einem Jahr hatte es bundesweit Ausschreitungen und Angriffe auf Polizisten und Rettungskräfte gegeben, besonders betroffen war Berlin.

Mehrere Tote durch Pyrotechnik

In Koblenz (Bundesland Rheinland-Pfalz) ist am Silvesterabend ein 18-Jähriger bei der Explosion eines Feuerwerkskörpers ums Leben gekommen. Der Unfall sei beim Zünden des Böllers passiert, teilte die Polizei am Sonntagabend mit. Der junge Mann sei trotz Reanimation an den Folgen der Explosion gestorben. Die Ermittlungen zu den Umständen dauerten an.

In der Oberpfalz in Bayern ist ebenfalls ein 18-Jähriger in der Neujahrsnacht an Verletzungen aufgrund eines Böllers gestorben. Der junge Mann warf nach bisherigen Informationen der Polizei in Eschlkam einen Böller in ein Kunststoffrohr, um ihn darin explodieren zu lassen, wie ein Sprecher am Montag mitteilte. Die Kriminalpolizei ermittelt zu den Hintergründen des Vorfalls.

Ein 22-Jähriger ist im ostsächsischen Boxberg beim Zünden einer verbotenen Kugelbombe getötet worden. Der junge Mann habe bei der Explosion am Silvesterabend so schwere Verletzungen erlitten, dass er trotz Rettungsversuchen noch am Unglücksort starb, teilte ein Sprecher der Polizeidirektion Görlitz am Montag mit. Ein gleichaltriger Begleiter habe leichte Verletzungen erlitten. Die Kugelbombe sei im Ausland gekauft worden und in Deutschland nicht zugelassen gewesen. (APA, 31.12.2023/1.1.2024)