Herrschsüchtige Chefinnen und Chefs sind sehr häufig die Protagonistinnen und Protagonisten in Filmen und Serien. Ihre Verhaltensweisen werden zum Albtraum eines jeden Angestellten. Doch ist das rücksichtslose Verhalten auch schlecht fürs Geschäft? Die Bosse in den Filmen und Serien "Der Teufel trägt Prada", "The Consultant", "Beef" und "Succession" geben Aufschluss.

Miranda Priestly – Der Teufel trägt Prada

Chefin auf Teufel trägt Prada schaut verachtend. 
Die Chefin Miranda Priestly terrorisiert ihre gesamte Belegschaft.
imago images/Mary Evans

"Sie kommt", kreischt die Sekretärin. Das Personal rennt los, der Chefsessel wird gerade gerückt, der Tisch vorbereitet, Unnötiges zur Seite geräumt. Ein paar Sekunden später tritt die Angekündigte mit schnellen, festen Schritten in das gläserne Büro. Miranda Priestly, die Chefin der Modezeitschrift "Runway", pfeffert ihren Mantel und ihre Tasche auf den Schreibtisch ihrer Sekretärin und erteilt noch im Gehen genervt und gereizt Aufträge an ihre Untergebenen. Der Film zeigt das Schicksal der jungen Journalistin Andrea Sachs, die als persönliche Assistentin der Chefin arbeitet.

Miranda Priestly ist die Bienenkönigin. Nur ihre Meinung zählt. Mit ihrem Führungsstil kreiert sie eine höchst kompetitive Stimmung. Positives Feedback ist ihr ein Fremdwort. Sie zeigt offenkundig und ununterbrochen, wie wenig sie von ihren Angestellten hält. Im Eiltempo werden Menschen von Priestly niedergemacht, abgewertet und ausgenutzt. Erstaunlicherweise rebellieren die Angestellten nicht gegen sie. Wer dieses Unternehmen übersteht, kann überall arbeiten – so das Heilsversprechen. Der Film bestätigt das am Ende. Willkommen in unserer hyperkapitalistischen Arbeitswelt.

Regus Pathoff – The Consultant

Regus Pathoff steht oben auf der Treppe und spricht zu seinen Angestellten herab.
Regus Pathoff übernimmt interimistisch eine Handyspielfirma. Doch wer ist er wirklich, und was hat er vor?
Michael Desmond/Prime Video

Ein lauter Knall. Die persönliche Assistentin rennt in das Büro des Chefs. Dieser hängt blutüberströmt im Sessel. Er ist tot. Noch am selben Tag taucht ein externer Berater auf, der behauptet, die Geschäfte der Handyspielefirma zu übernehmen. Sein Name ist Regus Pathoff. Wer ist dieser Unbekannte, und was hat er vor? Inhaltlich hat er keine Ahnung und gibt dies auch ohne Scham zu – was aber auch für Berater im realen Leben nicht ungewöhnlich ist.

Von New-Work-Maßnahmen wie Homeoffice hält er nichts. Wer nicht pünktlich im Büro ist, wird gefeuert. Soziale Kompetenzen hat er keine. Sein Handeln ist zum Teil nicht nachvollziehbar. Seine Maßnahmen sind sogar oft völlig willkürlich. Was die Figur besonders macht, sind ihre beiden Gesichter. Auf der einen Seite ist er sehr förmlich und höflich und lobt die Mitarbeitenden. In der nächsten Sekunde jedoch zeigt sich seine erbarmungslose Kaltherzigkeit, und er entlässt und demütigt seine Untergebenen, ohne mit der Wimper zu zucken. Er verlangt absolute Loyalität und Aufopferung – zu jeder Tageszeit. Sein Handeln trägt jedoch Früchte: Die Firma überlebt. Zunächst.

Amy Lau – Beef

Amy Lau sitzt im Auto sieht kritisch aus dem Fenster.
In "Beef" eskaliert ein Streit zwischen zwei Autofahrenden vollkommen. Eine der Hauptpersonen, die ihre Firma auf schreckliche Weise führt, ist Amy Lau.
IMAGO/Landmark Media

Manchmal wäre es wohl besser, man würde seinem Ärger zwischendurch mehr Luft machen und nicht alles herunterschlucken. Oder sich genügend Ausgleich zur Arbeit gönnen und privat genügend mit den persönlichen Problemen auseinandersetzen. Das könnte manch eine Führungskraft vor unangenehmen Situationen bewahren. Amy Lau, die Gründerin und Chefin eines Unternehmens für Pflanzen, ist zwar als Person in der Netflix-Serie "Beef" ruhig und zuvorkommend und will dies auch nach außen projizieren.

Aber aus der Überzeugung, es immer allen recht machen zu müssen, wird letztlich im falschen Moment Wut. Sie begibt sich impulsiv in eine folgenreiche Verfolgungsjagd mit einem Autofahrer auf einem Kaufhausparkplatz. Ab da geht ein Rachekampf los, der ihren professionellen Blick auf ihre Firma verschwinden lässt. Sie hat sich nicht mehr im Griff, fällt wegen ihrer Rachegelüste und Verbitterung aus ihrer Rolle als Chefin heraus und verursacht Unruhe auf Kosten der Mitarbeitenden. Dem gesellschaftlich gewünschten Bild der supererfolgreichen und dennoch stets ausgeglichenen Karrierefrau und Mutter kann wohl auf Dauer niemand gerecht werden.

Logan Roy – Succession

Die Familie Roy geht den Gang eines Bürogebäudes hinunter.
Der weißhaarige Herr rechts im Bild ist der Patriarch Logan Roy in der Serie "Succession".
HBO

Die Figur des alleinigen Herrschers findet sich nicht nur in Dokumentationen über Monarchien, sondern sehr oft auch in Filmen oder Serien, in denen streng hierarchisch geführte Unternehmen im Mittelpunkt stehen. Gepaart mit den toxischen Verhaltensweisen eines männlichen Narzissten, entsteht sozusagen der Urtypus eines Patriarchen. Ein solcher ist auch Logan Roy aus der Serie "Succession", der ein Medienimperium führt. Doch wer wird das Familienunternehmen übernehmen?

Er ist der festen Überzeugung, nur er selbst habe das Zeug zum Leader, und lässt deshalb niemanden seiner Kinder nachkommen. Er ist praktisch die fleischgewordene dunkle Triade aus Narzissmus, Psychopathologie und Machiavellismus. Es entsteht ein Dauerintrigenspiel. Der Vater ist gnadenlos und verweist seine Kinder und Angestellten nach dem Command-und-Control-Prinzip permanent auf die unteren Plätze. Auch hier zeigt sich: Die Geschäfte laufen hervorragend, trotz absolutistischer Führung. Aber: Die Familie ist so mit sich selbst beschäftigt, dass sie es nicht schafft, die Firma an neue Begebenheiten anzupassen. Der Erfolg währt nicht ewig. (Natascha Ickert, Melanie Raidl, 25.1.2024)