Frau vergleicht im Supermarkt zwei Flaschen Limonaden miteinander
Bei höheren Preisen überlegen Konsumentinnen und Konsumenten zweimal, ob sie zu zuckerhaltigen Getränken greifen.
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Könnten höhere Preise für Limonaden wirklich etwas bringen? Die Diskussion rund um diese Frage läuft seit Jahren. Nein, sagen die einen. Das beste Beispiel seien die Zigaretten, die heute deutlich teurer sind als noch vor einigen Jahren – aber die Preissteigerungen würden kaum jemanden tatsächlich vom Rauchen abhalten, so das Argument. Doch, sagen die anderen, eine Zuckersteuer würde grundsätzlich Sinn machen. Das wäre auch laut Fachleuten eine wichtige Maßnahme zur Gesundheitsprävention. Schließlich werden gezuckerte Getränke mit Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes, Adipositas und diversen Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht.

Mit einer zusätzlichen Besteuerung könnte man zahlreiche Fälle dieser Krankheiten verhindern und in weiterer Folge Gesundheitskosten einsparen, ist die Hoffnung. Und die ist nicht unbegründet, zeigten Forschende unlängst in einer Modellstudie für Deutschland. Sie berechneten die Auswirkungen unterschiedlicher Versteuerungsszenarien, alle mit dem Ergebnis: Eine Zuckersteuer würde sich positiv auf die Gesundheit der Bevölkerung und die damit verbundenen Kosten auswirken. In Deutschland könnten laut der Modellrechnung beispielsweise 244.000 Fälle von Typ-2-Diabetes und 16 Milliarden Euro eingespart werden, der STANDARD berichtete hier.

Verkaufszahlen um 33 Prozent zurückgegangen

Dutzende Länder wie Großbritannien oder Mexiko haben bereits die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation umgesetzt und verschiedene Varianten einer solchen Zuckersteuer eingeführt, in anderen Ländern wird sie diskutiert. In den USA etwa gibt es bisher zwar keine landesweite Steuer auf zuckerhaltige Getränke, aber einige Städte haben sie eingeführt, darunter Boulder in Colorado, Philadelphia in Pennsylvania, Seattle in Washington und das kalifornische Oakland und San Francisco. Seit der Einführung der Zuckersteuer sind die Verkaufszahlen von Softdrinks in diesen Städten merklich eingebrochen. Das zeigt eine Querschnittsstudie, deren Ergeb­nisse in "JAMA Health Forum" präsentiert wurden.

Die Studie umfasste insgesamt 5.500 zuckerhaltige Getränke in 26.338 Geschäften. Im Schnitt sind die Preise der Getränke um 33,1 Prozent gestiegen. Das entspricht einer Erhöhung von etwa 1,3 US-Cent pro 30 Milliliter. Der Verkauf von zuckerhaltigen Getränken ging in den zwei Jahren nach Einführung der Zuckersteuer um 33 Prozent zurück. Das sind ähnlich Werte wie in Studienergebnissen aus Ländern wie Mexiko, wo der Konsum nach steuerbedingten Preiserhöhungen ebenso abgenommen hat.

Studienautor Scott Kaplan vom Department of Economics der US Naval Academy in Annapolis und sein Team betonen, dass die Preiserhöhungen und der Rückgang der Verkaufsmenge direkt auf die Einführung der Zuckersteuer zurückzuführen sind. Es gebe auch keine Anzeichen dafür, dass die Konsumentinnen und Konsumenten vermehrt in benachbarte Gemeinden fahren, um dort günstiger zuckerhaltige Getränke zu kaufen. "Da eine Verringerung des Konsums gezuckerter Getränke die Gesundheit der Bevölkerung verbessern könnte, sollte eine breitere Einführung von Steuern auf diese Getränke in Betracht gezogen werden", schlussfolgern die Forschenden. (poem, 12.1.2024)