Skizzen
Skizzen für das Kostüm der Hexe in der Kinderoper "Persinette".
DER STANDARD/Christina Rebhahn-Roither

Constanza Meza-Lopehandía sitzt vor der Skizze einer Hexe mit stacheligen Schultern. "Das war sehr cool", erinnert sie sich und erklärt, dass es sich hier um abnehmbare Schulterteile handelte.

Die 45-Jährige entwirft Kostüme – aktuell hauptsächlich für Opern – und sieht ihren Job sehr stark als Teamwork. "Die Skizze ist die Idee", sagt sie. Dann aber müsse der Stoff gefunden werden und die Schneiderei die Skizze interpretieren. Dabei sei Kommunikation bedeutsam, "weil meine Arbeit ohne eine gute Werkstatt oder eine gute Schneiderei gar nichts ist". Ein Fundus-Besuch sei ebenfalls immer wichtig, sagt die Kostümdesignerin, die auch erklärt, dass Oberteil, Unterteil und Schuhe nur die Hälfte eines Charakters ausmachen. Denn ohne Make-up und Perücke sei dieser unvollständig. Bevor Meza-Lopehandía aber überhaupt mit Stift und Papier oder ihrem iPad loslegt, steht erst einmal Recherche auf dem Plan.

Die Kostümdesignerin ist in Chile geboren und aufgewachsen. Der Liebe wegen zog sie nach Österreich, als Freelancerin ist sie jedoch viel unterwegs, wie sie erzählt. Im Gespräch wechselt sie immer wieder zwischen Deutsch und Englisch. Aktuell arbeitet Meza-Lopehandía an Kostümen für "Richard III." in der Kammeroper Wien. Was sie nie tun würde, verrät die Kostümdesignerin bei dem Gespräch in den Räumlichkeiten der Kostümwerkstätten von Art for Art, wo ein paar Stücke für "Richard III." produziert werden sollen.

Constanza Meza-Lopehandía
Kostümdesignerin Constanza Meza-Lopehandía in den Kostümwerkstätten von Art for Art.
DER STANDARD/Christina Rebhahn-Roither

1. Ein Kostüm designen, ohne die Musik mehrmals zu hören

"Was ich nie tun würde, ist ein Stück zu designen, ohne die Musik vorher mehrere Male angehört zu haben und die Geschichte sehr gut zu kennen. Ich studiere die Librettos (Texte von Opern, Anm.) immer genau, weil ich weiß, dass ich viele Gespräche mit dem Regisseur, dem Bühnenbildner oder den Sängern führen werde.

Ich bin eine sehr disziplinierte Person, ich arbeite an meinem Schreibtisch und schaue dabei eher aus wie eine Ingenieurin. Ich höre die Musik, mache mir Notizen und zeichne Bilder, die mir in den Kopf kommen. Ich denke, dass die Adjektive, die ich aufschreibe, unbewusst irgendwo in meinem Kopf bleiben und dann in Materialien, Silhouetten und Farben zum Vorschein kommen. Ich kann keine Noten lesen, was auch als Vorteil angesehen werden kann, weil ich mich auf die Musik und die Stimmung konzentrieren muss. Ich glaube, dass mich das bei der Gestaltung mit dem Publikum verbindet."

2. Laute Materialien verwenden

"Ich würde kein Material verwenden, das auf der Bühne laut ist, weil man nicht möchte, dass irgendetwas die Musik stört. Ich würde kein Vinyl oder Plastik verwenden zum Beispiel, denn wenn sich der Künstler auf der Bühne bewegt, macht das viele Geräusche. Ich versuche außerdem nicht so viel Polyester oder Acryl zu nutzen. Manchmal braucht ein Kostüm diese Qualität, aber ich versuche wirklich, es zu vermeiden, weil es nicht gut für die Haut ist und ein Darsteller viele Stunden auf der Bühne singen und spielen muss. Ich würde auch nie Stoffe verwenden, die schnell Feuer fangen.

Einer Opernsängerin würde ich keine hohen Schuhe geben, die nicht stabil genug sind, weil sie diese Stabilität auf der Bühne braucht zum Singen und zum Bewegen. Das ist wirklich ein No-Go, jemandem etwas zu geben, das die Bewegungsfreiheit auf der Bühne einschränken könnte. Darsteller sind Personen, und sie kommen zum Beispiel zur Kostümanprobe auch mit Ideen, mit Unsicherheiten, manchmal mit Body-Issues. Ein Teil von meinem Job ist es deshalb auch, ein bisschen 'psychologisch' zu unterstützen."

Stoffe
Bestimmte Materialien würde die Kostümdesignerin nicht verwenden.
DER STANDARD/Christina Rebhahn-Roither

3. Eine Produktion unterschätzen, weil sie wenige Darsteller hat

"Ich würde es nicht unterschätzen, wenn eine Oper zum Beispiel keinen Chor auf der Bühne hat und nur vier Sängerinnen. Die Tatsache, dass es nur wenige Darsteller sind, bedeutet nicht, dass es einfach sein wird. Der Prozess ist immer herausfordernd, weil es so viele Dinge sind, die zusammenspielen müssen: Kostüme, technische Dinge, Requisiten, Licht. Es ist dieser komplexe Mechanismus, der in diesem genauen Moment passen muss, und damit das passiert, braucht man viel Kommunikation, viel Probenzeit und viel Versuch und Irrtum." (Christina Rebhahn-Roither, 11.2.2024)