Mehr als jede zweite Führungskraft ist überzeugt, dass Mitarbeitende unter 30 Jahren heute weniger an ihr Unternehmen gebunden sind als die Generation davor. Weitere 36 Prozent sind eher dieser Meinung – in Summe also neun von zehn Befragten. Zu diesem Ergebnis kommt der Hernstein-Management-Report, eine repräsentative Befragung von 1.500 Führungskräften in Österreich und Deutschland.

Junge Frau mit Rucksack sitzt auf dem Bahnsteig und wartet auf Zug
Auf und davon: Die Jungen wollen "etwas von der Welt sehen", schreibt eine Führungskraft aus dem Handel.
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Hierzulande sei diese Einschätzung laut Michaela Kreitmayer, Leiterin des Hernstein-Instituts, sogar deutlich stärker ausgeprägt als in Deutschland. "Während 60 Prozent der heimischen Führungskräfte diese Meinung mit sicher einschätzen, liegt diese Zustimmung in unserem Nachbarland bei 48 Prozent", erklärt sie. Drei Viertel der Befragten sehen bei jüngeren Mitarbeitenden eine geringere Hemmschwelle, den Job zu wechseln. Diese würden aus deutlich geringeren Anlässen das Unternehmen verlassen als frühere Generationen. "Junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wollen, wie man so schön sagt, 'etwas von der Welt sehen'. Ich hätte mich auch mehr trauen sollen", schrieb dazu eine weibliche Führungskraft aus dem Handel.

Arbeitswelt im Wandel

28 Prozent der Befragten meinen, dass geänderte Lebensumstände und Anforderungen der Jungen an ein Unternehmen die Hauptursachen für die sinkende Bindung seien. Als weitere wesentliche Faktoren orten die Führungskräfte einen gesellschaftlichen Wertewandel (20 Prozent) sowie den Umstand, dass es aufgrund des Personalmangels viele Möglichkeiten gibt (17 Prozent), mehr auszuprobieren. Der Wunsch nach einer besseren Work-Life-Balance wurde mit neun Prozent weniger häufig als Grund für eine geringere Mitarbeiterbindung genannt.

Es gibt aber Möglichkeiten, dem gegenzusteuern: So ist aus der Sicht der Führungskräfte das Arbeitsklima mit 74 Prozent der bei weitem wichtigste Faktor, um Beschäftigte an ein Unternehmen zu binden. 62 Prozent der Führungskräfte meinen, dass durch interessante Karriereperspektiven die Bindung wieder gesteigert werden kann. "Diese Einschätzung ist klar von der Unternehmensgröße abhängig. In großen Firmen mit mehr als 5.000 Mitarbeitenden zum Beispiel ist diese Meinung mit 64 Prozent merkbar stärker vertreten als mit 53 Prozent in Kleinbetrieben mit bis zu zehn Mitarbeitenden", konkretisiert Kreitmayer.

Neben den Karriereperspektiven führen die Führungskräfte außerdem folgende Faktoren als wesentlich für die Mitarbeiterbindung an: das Einkommen und die Flexibilität. Während 63 Prozent der Befragten monetäre Anreize als wichtig ansehen, denken 53 Prozent, dass flexibles Arbeiten in den vergangenen Jahren am stärksten an Bedeutung gewonnen hat, was unter anderem auf Entwicklungen wie Remote Work zurückzuführen sei.

Hohe Wechselbereitschaft

Die Wechselbereitschaft unter den Beschäftigten ist jedenfalls weiterhin hoch: Zehn Prozent planen bereits einen konkreten Wechsel, und rund ein Drittel ist derzeit offen für einen neuen Job. Und das obwohl die große Mehrheit (85 Prozent) angibt, mit ihrer aktuellen Tätigkeit zufrieden zu sein. Das zeigt eine Online-Umfrage der Karriereplattform Xing von Jänner 2024. Befragt wurden rund 1.000 Erwerbstätige in Österreich.

Als Hauptgründe werden seitens der Beschäftigten ein gutes Gehalt und ein sicherer Job genannt, gefolgt von flexiblen Arbeitszeiten und einem attraktiven Standort. Aber auch die Führung ist für mehr als die Hälfte der Befragten ein Grund zu wechseln. Die Ergebnisse zeigen auch, dass sich lediglich 13 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Sorgen um ihren aktuellen Arbeitsplatz machen.

Und was macht ein Unternehmen für Beschäftigte im Jahr 2024 attraktiv? Vor allem Frauen (64 Prozent) und Befragte mit höherem Bildungsabschluss (65 Prozent) finden, dass ein Unternehmen als potenzieller Arbeitgeber attraktiver ist, wenn es flexible Arbeitszeitgestaltung zulässt. Zum Thema Flexibilität gehört auch die Viertagewoche bei gleicher Wochenarbeitszeit, die gut die Hälfte der Befragten für attraktiv hält. Workation finden nur zehn Prozent der befragten Österreicherinnen und Österreicher interessant, Jobsharing sogar nur fünf Prozent. (dang, 31.1.2024)