Moderatorin Mirjam Weichselbraun im Studio – sie moderiert die Show
Bilder von Moderatorin Mirjam Weichselbraun werden derzeit für Abzockplattformen verwendet. Auch andere Promis sind betroffen.
APA/GEORG HOCHMUTH

Es sind Schlagzeilen wie "Ich nehme mir Top-Anwälte" oder "Großer Skandal: ORF-Management verweigert Kommentar zu Mitarbeiter Christoph Grissemann", die derzeit wieder als Fake News auf Social Media ausgespielt werden. Diese falschen Nachrichten wirken so, als ob der ORF diese ins Netz gestellt hätte. Doch dem ist nicht so.

In den gefälschten Nachrichten wird immer die gleiche Geschichte erzählt: Verwiesen wird auf die ORF-Sendung "Willkommen Österreich", in der Moderatorin Mirjam Weichselbraun zu Gast gewesen sein soll. Bei der Frage nach ihrem Einkommen soll sich ein Disput zwischen Grissemann und Weichselbraun entsponnen haben, woraufhin die Moderatorin ihr Handy schnappt und zeigt, dass sie mit der Finanzseite "Immediate Momentum" nebenbei tausende Euro verdient – ohne eigenes Zutun.

Gefälschte Interviews

In dem gefälschten Bericht kommen Auszüge aus dem vermeintlich stattgefunden habenden Interview vor. Auch ein vermeintlicher Redakteur ist Teil dieser Abzockstrategie. Er soll diese Seite ausprobiert haben, um sich selbst ein Bild zu machen, denn er misstraue diesen Angaben. Und – o Wunder – seine 250 einbezahlten Euro (das wird als Startkapital verlangt) haben sich durch wundersame Weise innerhalb einer Woche auf über 4.000 Euro vermehrt. Die Auszahlung dieses Profits habe tadellos funktioniert. Als Beleg wird ein Kontoauszug der UBS abgebildet.

Einen Tag später wird mit genau der gleichen Geschichte nicht mehr "Immediate Momentum" beworben, sondern die Plattform "Coin 1000 iFex". Derselbe Redakteur hat wieder "nachrecherchiert" – aus seinen 250 Euro wurden wieder knapp über 4.000 Euro, und diesmal wird als Beleg ein Auszug der Bank Austria abgebildet. Wer die Geschichte noch einmal aufruft, wird von der Geldvermehrungsplattform "Immediate Bitwave" lesen. Immer dabei: der Link, der auf diese Seite führt.

Bei all diesen Seiten handelt es sich um nichts anderes als um Abzockseiten. Wer die geforderte Mindestsumme von 250 Euro einbezahlt, wird diese verlieren. Wer noch mehr einbezahlt, wird mehr Geld verlieren. Die Finanzmarktaufsicht FMA hat bereits im September 2023 vor "Immediate Momentum" gewarnt. Im November des Vorjahres hat die FMA auch vor "Immediate Bitwave" gewarnt. All diese Anbieter haben keine Bankkonzession oder Lizenz, um in Österreich Geschäfte anbieten zu dürfen. Beinahe täglich warnt die FMA mittlerweile vor diesen dubiosen Anbietern.

Betrügerische Angebote nehmen massiv zu

Allein im Jänner hat die Aufsichtsbehörde mehr als zehn Warnungen ausgeschickt. Im Vorjahr wurden in Summe 106 Warnungen ausgeschickt – ein Plus von 26,2 Prozent im Vergleich zum Jahr 2022 mit 84 Warnungen. "Die betrügerischen Angebote haben in den vergangenen Jahren massiv zugenommen", sagt FMA-Sprecher Klaus Grubelnik. Vor allem mit Auftreten der Krypto-Assets hätten sich die betrügerischen Aktivitäten enorm vermehrt. Dabei werden Anleger abgezockt, weil durch manipulierte Software die Veranlagung samt Erfolg nur vorgegaukelt wird, die Einzahlungen werden veruntreut und angebliche Gewinne nie ausgezahlt.

In die Hände spiele den Tätern auch, dass sich Betrügereien via Social Media sehr leicht verbreiten lassen. Mit der zunehmenden Digitalisierung orientieren sich viele Menschen vermehrt in der digitalen Welt. Dort eine Fake-Nachricht auszuspielen sei einfach, sagt Grubelnik. Früher mussten noch Folder gedruckt und verteilt werden, um eine Masche unter die Leute zu bringen. Mit der Digitalisierung gehe das auf Knopfdruck. Ohne hohe Kosten lasse sich so eine Vielzahl an Menschen erreichen, und "leider ist es immer noch so, dass viel zu viele Menschen auf diese Maschen hereinfallen", sagt Grubelnik. Opfer würden sich durchaus auch bei der FMA melden – die Dunkelziffer sei aber kaum abschätzbar.

Bilder von Promis als Lockvogel

Besonders pikant sind solche Abzocken dann, wenn Bilder von Promis missbräuchlich verwendet werden. Miriam Weichselbraun ist hier nicht das erste Opfer. Auch Bilder von Armin Assinger wurden bereits für die eingangs beschriebene Abzocke verwendet. Auch Armin Wolf, DJ Ötzi oder Barbara Karlich wurden so schon zu unfreiwilligen Werbeträgern. Selbst Bundespräsident Alexander Van der Bellen wurde für diese Masche schon als vermeintliches Testimonial eingesetzt.

All diese Nachrichten sind Fälschungen, die Artikel frei erfunden, die Bilder der Promis werden ohne deren Zustimmung verwendet. Wer ein Investment tätigt, verliert sein Geld. In Summe gilt auch hier, was für jedes andere Investment auch gilt: je höher das Renditeversprechen, desto größer das Risiko. (Bettina Pfluger, 31.1.2024)