Ja, wir werden uns auf ‚Hochschule für angewandte Wissenschaften‘ umbenennen." Für Ulrike Prommer, Chefin des IMC Krems und Präsidentin der Vereinigung der 21 heimischen Fachhochschulen FHK, ist der Weg klar. "Wir führen derzeit bereits die englische Übersetzung University of Applied Sciences." Doktorratsprogramme führt sie gemeinsam mit der Kremser Universität für Weiterbildung (früher Donau-Uni) durch.

Ganz anders Michael Heritsch, Chef der Fachhochschule Wien der WKW: Grundsätzlich sieht er "aktuell keine Veranlassung, die gut eingeführte Markenbezeichnung Fachhochschule zu ändern". Die Möglichkeit der Namensänderung von Fachhochschule auf Hochschule für angewandte Wissenschaften trägt, so sieht er das, dazu bei, die Stakeholder und Kunden (noch mehr) zu verwirren. Außerdem verweist er auf die Umbenennungskosten.

Studentin in einem Engineering Lernraum
Welcher Name ist wo für wen in welcher Region attraktiver: Fachhochschule oder HAW? Die Antworten fallen verschieden aus.
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Zwischen diesen beiden Positionen ist das Feld der Debatte aufgespannt. Überwiegend wird die "Möglichkeit" begrüßt. Inspiriert von den deutschen Vorbildern in dem Sektor, wo sich bereits viele Häuser als Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) etabliert haben, hatte die FHK im April des Vorjahres einen Vorstandsbeschluss gefasst, um die Bezeichnung FH tauschen zu können. Nun ist diese Öffnung ein Teil des Hochschulpakets, das aktuell zur Begutachtung vorliegt. Einsprüche werden zu diesem Punkt allgemein nicht erwartet. Offiziell könnte es also im Frühjahr, drei Jahrzehnte nach Gründung des Sektors, gesetzlich fix sein mit der Öffnung der Benamsung.

Dabei geht es doch auch um mehr, nämlich um die Attraktivität für Studierende bei abnehmender Zahl an Jungen. Die Studierendenzahlen gehen zurück. Aktuell studieren von 348.000 eingeschriebenen Hochschulstudierenden rund 58.700 Personen an FHs. Es geht auch um die Konkurrenz mit Hochschulen in benachbarten Ländern und schließlich um den Ausdruck der Anerkennung, dass Fachhochschulen keine Kursanbieter sind.

Die Marke neu aufbauen

FHK-Präsidentin Prommer begründet ihre Entscheidung so: "Hochschule für angewandte Wissenschaften spiegelt für uns die Vielfalt und Komplexität unserer Aufgaben wider. Hochschulen sind auch Zentren der angewandten Forschung, Innovation und des gesellschaftlichen Engagements, bekannt als Third Mission. Diese umfasst Aktivitäten wie Wissenstransfer, gesellschaftliche Kooperationen und lebenslanges Lernen, die alle über die traditionelle studiengangsbezogene Lehre hinausgehen."

Florian Eckkrammer, Geschäftsführer der großen FH Technikum in Wien, ist die vorgesehene Freiwilligkeit der Namensänderung der wesentliche Punkt – je nach Bedarf und Region: "International treten die Fachhochschulen schon seit vielen Jahren als University of Applied Sciences auf. Damit könnten die Fachhochschulen die deutschsprachige Übersetzung zusätzlich im Namenszug führen und die Marke Fachhochschule, die seit vielen Jahren einen guten Ruf genießt, würde durch die geplante Binnendifferenzierung im FH-Sektor nicht beschädigt werden. Das wäre uns am liebsten."

Wachstum in Sicht

Andreas Altmann, Chef des MCI in Innsbruck, begrüßt die Öffnung. Das MCI nennt sich immer schon "unternehmerische Hochschule". Ähnlich die Lauder Business School, die rein englischsprachig operiert. Florian Brugger, Topmanager der FH Campus 02, will bei FH bleiben, die FH Joanneum will abwarten. Mit der namentlichen Einheit des Sektors dürfte es jedenfalls vorbei sein. Das bedeutet wohl für viele Häuser neue Findungsprozesse. Ebenfalls uneinheitlich agiert der Sektor in der Frage eines eigenständigen Promotionsrechts, für das die FHK kämpft. Das wird diesen Hochschulen derzeit nämlich nicht gewährt.

Allerdings wurden für das laufende Jahr nach langem Gezerre mit dem zuständigen Bildungsminister Martin Polaschek die Fördersätze pro Studienplatz um zehn Prozent erhöht (die FHs erhalten mit rund 479 Mio. Euro rund 25 Prozent mehr Mittel). Der Ausbauplan 24/25 sieht zudem etwa 1000 neue Plätze in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik sowie in Nachhaltigkeit und Digitalisierung vor. Die Vergabe der ersten Tranche mit 350 Plätzen läuft derzeit in der finalen Phase. Der Sektor wird also insgesamt wachsen. (Karin Bauer, 3.2.2024)