In den vergangenen Monaten hat es etliche deutsche Fastfoodketten nach Österreich geschwemmt. Am Schwedenplatz eröffneten die Pommesfreunde im Bermudadreieck. Einzugsgebietstechnisch smart, um Büromenschen und Nachteulen gleichermaßen mit Pommes frites und Burger zu befriedigen. Im Sommer lancierte die Kette Hans im Glück ihre erste Filiale im Quartier Belvedere: Birkenbauminterieur und Industriefleischlaberln inklusive.

Beide Lokale überraschten geschmacklich nicht. Man muss schon mehr anbieten als fade Pommes und unterdurchschnittliche Burger, um neben den Platzhirschen mitmischen zu können – auch preislich. Nun versucht ein weiteres deutsches Unternehmen, es mit Mäci, XO-Burger und Co aufzunehmen: die Berliner Kette Shiso-Burger. Nach Portugal, Dubai, in die Schweiz und auf die französische Indik-Insel La Réunion (wie auch immer man dahin kam?) haben die Gründer Tam Nguyen und Hien Khai Tieu bereits expandiert. Jetzt eröffnete man am Wochenende in der Theobaldgasse 19 neben der Vapiano-Filiale auf der Mariahilfer Straße die erste österreichische Dependance.

Shiso Burger Wien Test Rezension Der Standard
Kleine Tische für den schnellen Snack. Auf der oberen Ebene gibt es bequemere Sitzmöglichkeiten.
Foto: Kevin Recher

Top-Dunstabzug!

Auf zwei Ebenen wurde das Konzept platzökonomisch knackig in den Altbau gesetzt. Kleine Tische sind für den schnellen Snack direkt bei der Küche platziert, auf der oberen Galerie darf man sich's auch zu mehreren gemütlich machen. Für die Mittagspause ist das aber nicht zu empfehlen. Da wartet man schon knapp 40 Minuten – laut Servicekraft beanspruchen die To-go-Bestellungen die Küche. "Take-away ist das Gebot der Stunde", sagt ein Gast am Nebentisch, der nervös auf die Uhr schaut. Die Mittagspause ist schnell um, das wissen wir alle nur zu gut.

Man kann die Wartezeit auch schlecht damit überbrücken, ins Handy zu starren: Es gibt keinen Empfang im Lokal. Wohl oder übel muss man also mit seinem Gegenüber tratschen oder in die Luft starren. Oder so wie ich die Speisekarte vierzehnmal komplett durchlesen. Die Gäste auf der unteren Ebene haben durch das Konzept der offenen Küche zumindest die Möglichkeit zuzuschauen, wie die Burger für alle anderen gebraten werden. In den Dunstabzug hat man ordentlich investiert, nach einem Besuch muss man sein Gewand nicht gleich verbrennen. Der Service ist trotz kürzlich erfolgter Eröffnung eingespielt und flott.

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Die Berliner Kette Shiso-Burger hat nun in Wien eröffnet.
Foto: Kevin Recher

Die Burger im Test

Aber viel wichtiger ist doch, wie das Essen schmeckt. Bahnbrechendes wird bei Shiso nicht serviert, aber immerhin gibt es einen Twist: Die Burger sind asiatisch angehaucht. Statt Brioche- oder klassischen Burgerbuns verwendet man gedämpfte Brötchen. Die kennt man bereits von Baos, die in der Stadt im OMK oder in der Bao Bar aufgetischt werden. Geschmacklich sind sie unauffällig, aber angenehm flaumig. Neben Fleischlaberln und einer Variante mit koreanischem Bulgogi ist ein großer Teil der Burger auf Fisch ausgelegt. Mit Thunfischpatty oder frittiertem Garnelenpatty will man Frische in die fettige Burgerwelt bringen. Das gelingt der Kette gar nicht so schlecht.

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Pommes, Portobello-Burger und Cheeseburger (obere Reihe), Garnelen-Burger und Bulgogi-Burger (untere Reihe).
Foto: Kevin Recher

Der Cheeseburger gelingt überraschend gut. Rosa gebraten ist das unförmige Laberl sichtbar von Hand geformt. Leicht saftig wäre der klassischste der Burger über ein wenig mehr Sauce dankbar. Für 9,50 Euro kann der Burger preislich wie geschmacklich allemal mit Weinschenke, Rinderwahn oder 5Guys bei den Premiumweckerln mitmischen. Aber für ein klassisches Angebot steht die Kette nicht, die meisten kommen wegen der Spezialitäten.

Die zur Zähheit neigenden Rindfleischstreifen sind im Bulgogi-Burger on point gebraten. Mit Zutaten wie einer angenehm scharf-sauren Kimchi-Marinade und frischem Vogerlsalat ist der Burger einfach zusammengestellt – das Ergebnis ist aber herrlich. Will man wieder haben. Das nächste Mal gern mit noch mehr Fleisch, dann kostet er statt 12 ganze 15,50 Euro.

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Der Bulgogi-Burger ist das Highlight der Karte.
Foto: Kevin Recher

Für die Fischfreunde gibt es Burger mit Thunfisch, Lachs oder Garnelen. Letztere werden als frittiertes Patty serviert (11 Euro). Heiß serviert, irritiert die Konsistenz. Jeder Biss ist ein Biss in einen warmen Fischmehlbrei, von den Garnelen finden sich nur mehr Geschmacksspuren. Bin kein Fan, ist aber essbar. Im Gegensatz zur vegetarischen Alternative, die getestet wurde: Im sogenannten Toad-Burger (10 Euro) steckt ein Laibchen aus ganzem Portobello-Pilz. Der ist aber nur Füllmaterial. Geschmacklich tut das Schwammerl nichts zur Sache. Der Blauschimmelkäse im Burger vernichtet alle Aromen. Wer gerne in einen Blauschimmelgatsch beißt, der ist hier richtig. Die anderen sollten auf die Veggie- und Vegan-Alternative mit eingelegtem Tofu (9 Euro) ausweichen.

Die Pommes kommen leider lauwarm und labbrig zu Tisch. Das ist auch nur bei McDonald's erlaubt. Wahrscheinlich lag die Beilage schon länger abholbereit herum. Für 4,50 bekommt man eine ordentliche Portion, alternativ sind Süßkartoffelpommes, Kimchi und Edamame-Bohnen als Beilagen erhältlich, man will offenbar klarmachen, dass man beim Asiaten sitzt.

Endlich etwas besser

Das Konzept von asiatisch angehauchten Burgern klingt ein wenig bochn, funktioniert aber überraschend gut. Die unterschiedlichen Pattyalternativen funktionieren mal besser, mal schlechter, verleiten aber dazu, ein zweites Mal vorbeizuschauen. Nach den Pommesfreunden und Hans im Glück endlich einmal eine deutsche Kette, die es ein wenig besser macht. (Kevin Recher, 20.2.2024)