Bus mit Streikplakat
Warnstreik der Gewerkschaft Verdi Anfang Februar in Berlin.
IMAGO/Rainer Keuenhof/Manngold

Berlin – Im Tarifkonflikt im Nahverkehr ruft Verdi erneut zu Streiks in ganz Deutschland auf. Der Arbeitskampf soll kommende Woche von Montag bis Samstag dauern und regional gestaffelt ablaufen, wie die Gewerkschaft am Donnerstag mitteilte. "In einzelnen Bundesländern wird an unterschiedlichen Tagen in diesem Zeitraum – vornehmlich ganztags und überwiegend mehrtägig – gestreikt."

Kampf für bessere Arbeitsbedingungen

Hauptstreiktag sei Freitag, der 1. März, der gleichzeitig der Klimastreiktag sei. Verdi will in den laufenden Tarifverhandlungen für die rund 90.000 Beschäftigten im ÖPNV in über 130 kommunalen Unternehmen bessere Arbeitsbedingungen und eine Entlastung für die Beschäftigten erreichen.

Bereits Anfang des Monats hatte Verdi mit einem Arbeitskampf den öffentlichen Nahverkehr in fast ganz Deutschland lahmgelegt. "Das Signal, das die Beschäftigten mit ihrem Streik am 2. Februar ausgesendet haben, ist anscheinend nicht ausreichend verstanden worden", kritisierte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Christine Behle. Denn die Tarifgespräche in den einzelnen Bundesländern seien nach wie vor ohne Ergebnis geblieben. "Um endlich Bewegung in die Verhandlungen zu bringen, muss jetzt erneut Druck auf die Arbeitgeber ausgeübt werden", betonte Behle. Diese hätten bisher kein Entgegenkommen signalisiert. Damit sei – außer in Bayern – ein weiterer Ausstand unumgänglich. "Deshalb rufen wir die Beschäftigten zu konzertierten Streiks auf."

Fronten im Tarifstreit von Lufthansa und Verdi verhärtet

Bei den Tarifverhandlungen für das Bodenpersonal der AUA-Mutter Lufthansa ist trotz eines neuen Angebots auch keine Lösung in Sicht. "Wir haben erneut einen großen Schritt auf Verdi zu gemacht und ein neues, noch einmal verbessertes Angebot vorgelegt", so Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann am Donnerstag nach Verhandlungen mit der Gewerkschaft Verdi. Er forderte Verdi auf, das "faire" Angebot anzunehmen. Aus Sicht der Gewerkschaft gibt es dagegen kaum eine Annäherung.

"Wir sind immer noch weit voneinander entfernt", sagte Verhandlungsführer Marvin Reschinsky. Das Angebot des Arbeitgebers liege unter 50 Prozent des Forderungspakets der Gewerkschaft. Über die Details werde in den kommenden Tagen mit den Beschäftigten beraten, dann werde entschieden, ob es erneut zu Warnstreiks kommt. "Wir sind zu weiteren Streiks bereit, wenn ihr es seid!", hieß es in einer Tarifinfo.

Die Lufthansa legte bei der dauerhaften Gehaltserhöhung ein halbes Prozent drauf und bietet für die ersten zwölf Monate damit etwas über zehn Prozent mehr Geld an. Die prozentuale Anhebung und die Inflationsprämie von insgesamt 3.000 Euro würde schneller ausgezahlt als bisher vorgesehen, beginnend im März. Dafür soll die Laufzeit aber 28 Monate betragen, drei Monate länger als zuvor verlangt. Verdi fordert hingegen für die rund 25.000 Mitarbeitenden eine Erhöhung um 12,5 Prozent und eine Inflationsprämie von 3.000 Euro bei nur einem Jahr Laufzeit.

Für 13./14. März sind weitere Verhandlungstermine angesetzt. Die Beschäftigten am Boden – von Check-in und Flugabfertigung über Verwaltung bis zum IT- und Technikpersonal – legten schon zweimal in diesem Monat die Arbeit für gut einen Tag nieder, zuletzt am Dienstag. Die Lufthansa strich rund 90 Prozent der Flüge in Deutschland, wovon jedes Mal rund 100.000 Passagiere betroffen waren. Ein Streiktag kostet das Unternehmen nach früheren Angaben rund 25 Millionen Euro. (Reuters, APA, red, 22.2.2024)