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Wiener Schnitzel, aber richtig. Nicht das, was die Schweizer servieren.
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Behaupten kann man vieles. So wie die Tiktokerin "gigip_8". Sie hat, wohl ganz harmlos gemeint, ein Video auf die Plattform gestellt. Darin zu sehen: eine Frau, die an einem Tisch ein Schnitzel paniert und herausbrät. Die Beschreibung dazu lautet grob übersetzt: "Das beste Wiener Schnitzel, das ich je hatte @ Luzern, Schweiz". Das Video wurde über zwölf Millionen Mal aufgerufen. Gegessen wurde das Schnitzel im Lokal Old Swiss House. Schaut ja ganz nett aus, so am Tisch sitzend ein gutes Schnitzel gekocht und serviert zu bekommen.

In den über 6.000 Kommentaren dagegen diskutieren Wienerinnen und Österreicher inbrünstig. Es handelt sich um eine Mischung aus Unglaube, Unverständnis und dem Willen, einige Dinge klarzustellen. Das, was da im Video gezeigt wird, ist kein Wiener Schnitzel, lautet der Tenor. Erstens. Und zweitens: Es gibt kein besseres Wiener Schnitzel als in der Stadt, nach der es benannt wurde. Punkt und aus.

Nicht unser Schnitzel!

Aber was ist der Stein des Anstoßes? Dass irgendeine Tiktokerin, die gerade mal 7.000 Follower hat, einfach sagt, sie habe hier das beste Wiener Schnitzel ihres Lebens gegessen? Good for her! Ein schlechtes Schnitzel ist niemandem zu wünschen. Warum schreiben so viele Österreicher und Österreicher dann gallige Kommentare wie "Schöne Grüße aus Wien – das ist KEIN Wiener Schnitzel" oder "Das ist ein Bröselfetzen aber ganz sicher KEIN Wiener Schnitzel"?

Die Machart des Schnitzels lässt die Zündschnur der Einheimischen sehr kurz werden: Im Luzerner Lokal wird das Rindfleisch (ob Rind oder Kalb ist nicht ersichtlich) in einer Mischung aus Ei und Parmesan (!) gewendet und dann in die Brösel gehoben. Erster Strike. Danach drückt (!!!) die Köchin die Brösel fest (!!!!!) an das Fleisch, damit die Panier ordentlich picken bleibt. Zweiter Strike. Und dann hebt sie das panierte Fleisch in eine Pfanne, in der die Butter noch nicht mal g'scheit geschmolzen ist (keine Rufzeichen mehr übrig). Jedenfalls dritter Strike, und die Schweizer sind out.

So gehört's richtig!

Jedem Österreicher und jeder Österreicherin wird quasi in die Wiege gelegt, wie ein echtes richtiges und einzig wahres Wiener Schnitzel gemacht wird: mit Kalbfleisch, Mehl, Ei, Brösel und dann im Butterschmalz schwimmend frittiert. Das wird bei der Einschulung abgeprüft, bei der Firmung noch einmal getestet, und es sind die berühmten letzten Worte, bevor der letzte Atem den Körper verlässt.

Schmäh beiseite: Die Schweizer haben sich aus den echauffierten Kommentaren unserer Landsmänner und -frauen einen Spaß erlaubt. Die dortigen Medien titeln zum Beispiel "Wiener Schnitzel eines Luzerner Restaurants nervt Österreicher". Der Lokalinhaber Philipp Buholzer lacht darüber: "Ich kann total verstehen, dass sich die Wiener gekränkt fühlen, wenn das beste Wiener Schnitzel aus Luzern kommt", wird er von "20min.ch" zitiert.

Das Schnitzel wird in dieser Form bereits seit über 80 Jahren im Old Swiss House zubereitet. Dort wird es um schlanke 64 Schweizer Franken angeboten, das sind umgerechnet knapp 67 Euro. 1.400 Stück sollen pro Monat konsumiert werden.

Das Schlimmste kommt erst

Eines sehen die Österreicherinnen und Österreicher nicht im Video, sonst würden sie einen kollektiven Herzinfarkt bekommen: Serviert wird das Schweizer Wiener Schnitzel mit Nudeln. Kein Erdäpfelsalat oder Pommes, nein, Nudeln. Mit Bröselbedeckung. "Die Wiener haben natürlich ihren Nationalstolz und sagen, das darf nicht mit Käse zubereitet werden. Auch dass wir das Wiener Schnitzel mit Nudeln statt mit Kartoffelsalat servieren, stößt den Österreichern sauer auf", wird der Restaurantinhaber weiter zitiert.

Buholzer habe aber viele österreichische Gäste, denen das Schnitzel schmecke. Aber über den Geschmack hat sich eh keiner beschwert. Immerhin gibt es Preiselbeeren dazu, irgendwas müssen die Schweizer ja richtig machen. (Kevin Recher, 10.3.2024)