Das ausrangierte Batteriepaket der Raumstation ISS ist am Freitagabend über dem Atlantik abgestürzt. Das teilte die Sprecherin des Weltraumlagezentrums der deutschen Bundeswehr, Simone Meyer, mit. Wo das Paket auftraf, konnte sie zunächst nicht sagen.

In manchen Medien war zuletzt zu lesen, dass uns bald eine Batterie aus dem Weltraum auf den Kopf fallen wird. Die reelle Chance, dass in unseren Breiten jemandem so etwas tatsächlich passiert, ist sehr gering: Die meisten Experten zeigten sich schon zuvor sicher, dass das Stück Weltraummüll von der Internationalen Raumstation (ISS) großteils verglüht, wenn es in die Erdatmosphäre eintaucht.

Das Weltraumkommando der deutschen Bundeswehr in Uedem
Das Weltraumkommando der deutschen Bundeswehr in Uedem
IMAGO/Markus van Offern (mvo)

Es ist das bisher größte Objekt von der ISS, das man per "atmosphärischer Müllverbrennung" loswerden will. Der 2,6 Tonnen schwere Batterieblock ist etwa so groß wie ein durchschnittlicher Pkw und war 2021 von der ISS abgekoppelt worden: 48 obsolete Nickel-Wasserstoff-Akkus, die man durch leistungsfähigere Lithium-Ionen-Stromspeicher ersetzt hatte, sollten dem unkontrollierten Wiedereintritt überlassen werden.

Alte Technik entsorgt

Nickel-Wasserstoff-Batterien wurden in den frühen 1970er-Jahren für das US-Raumfahrtprogramm entwickelt. Der Vorteil dieser Batterien ist eine sehr lange Lebensdauer; auch zehntausende Lade- und Entladezyklen können ihnen kaum etwas anhaben. Der Nachteil der Nickel-Wasserstoff-Batterie ist ihre relativ geringe Energiedichte, die etwa einem Drittel der Energiedichte der modernen Lithium-Ionen-Batterien entspricht.

Das Batteriepaket wurde 2021 von der ISS abgeworfen. Nun gerät es in dichtere Atmosphärenschichten, wo es in Flammen aufgehen wird.
Foto: Nasa

Der unkontrollierte Wiedereintritt bedeutet im aktuellen Fall auch, dass man kaum vorhersagen kann, wo und wann genau der Weltraummüll abstürzt. Der Akkublock streift auf seiner Bahn um den Globus immer wieder die Erdatmosphäre. Er wird dabei langsamer und verliert gleichzeitig an Höhe, was ihn noch mehr abbremst, bis er in dichteren Atmosphärenschichten in rund 100 Kilometer Höhe in Flammen aufgeht. Wo genau das geschieht, hängt von unzähligen Faktoren ab und ist nur schwer berechenbar. Selbst Stunden vor dem prognostizierten Feuerwerk ist noch unklar, wo es passiert. Immerhin gleiten unter dem Objekt die Kontinente im Minutentakt hinweg. Auf dieser Website lässt sich die Flugbahn des Objektes mitverfolgen.

Die Karte zeigt die Flugbahn des Akkublocks: Um etwa 19:19 Uhr überfliegt er Zentraldeutschland, um 20:50 Uhr Süddeutschland und die südwestlichen österreichischen Bundesländer - vorausgesetzt er ist bis dahin nicht bereits abgestürzt.
Grafik: Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe

51,6 Grad als Grenze

Aktuell geht man davon aus, dass der Batterieblock heute etwa um 19 Uhr MEZ abstürzen wird, doch auch das ist nur eine grobe Schätzung. Die bisher verfolgte Flugbahn bringt das Objekt nur über Regionen, die zwischen 51,6 Grad südlicher Breite und 51,6 Grad nördlicher Breite liegen. Nördlich beziehungsweise südlich davon ist also nicht mit dem Absturz zu rechnen, berichtet die Esa.

Ereignisse wie dieses sind im Grunde beinahe alltäglich. Wie Holger Krag vom Esa-Programm für Weltraumsicherheit auf tagesschau.de erklärt, vollführen rund 100 Tonnen Weltraumschrott pro Jahr einen unkontrolliert Wiedereintritt. Große Kaliber wie dieser Batterieblock seien keine große Seltenheit.

Krag geht davon aus, dass sich das Objekt beim Wiedereintritt in Einzelteile auflösen wird. Sollte es dabei nicht vollständig verglühen, würden kleine Trümmerbestandteile über eine riesige Region verteilen. Vermutlich käme man auf ein Teil alle zehn bis 20 Kilometer, das es bis zum Erdboden geschafft hat.

Die Grafik zeigt die Flugbahn des Akkupacks von der ISS am 8. März 2024. Bisher deutet alles auf einen Wiedereintritt zwischen etwa 15.35 Uhr MEZ und 22.25 Uhr MEZ hin. Die Wiedereintrittszone erstreckt sich effektiv von -51,6 Grad Süd bis 51,6 Grad Nord.
Grafik: Esa

Überraschungsfeuerwerk

Völlig harmlos sind die Fragment aus dem Weltall freilich auch nicht. Das deutsche Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BKK) warnt zumindest davor, gefundene Trümmerteile zu berühren, man soll lieber die Behörden informieren. Dass die Reste des Batteriepakets über uns herunterkommen, gilt jedoch als sehr unwahrscheinlich: Mitteleuropa liegt am äußersten Nordrand der potenziellen Absturzzone, die im Grunde einen großen Teil der gesamten Erdoberfläche ausmacht, sagte Krag.

Dennoch gaben das BKK und die Landesregierungen von Tirol, Vorarlberg und Kärnten entsprechende Warnungen heraus. Die Überflugzeiten lägen im westlichen Bundesgebiet zwischen 16.20 und 21.15 Uhr, hieß es in einer Aussendung. Sollte der Weltraummüll tatsächlich hier herunterkommen, dann sei während dieser Zeiten mit Leuchterscheinungen oder einem Überschallknall zu rechnen.

Letztlich also wird das Verglühen des Akkupacks von der ISS wohl ein Überraschungsfeuerwerk für ein paar wenige bleiben, die zur rechten Zeit in den Himmel blicken. Diese wichtigen Zeugenberichte sowie Aufzeichnungen von automatischen Station sollten wenige Stunden nach dem Ereignis Gewissheit darüber bringen, wo es tatsächlich stattgefunden hat. (tberg, 8.3.2024)