Das ist Bielefeld – angeblich. Aber da es nun auch ein Gerichtsurteil gibt, muss man es wohl glauben, dass die Stadt in Nordrhein-Westfalen tatsächlich existiert.
Das ist Bielefeld – angeblich. Aber da es nun auch ein Gerichtsurteil gibt, muss man es wohl glauben, dass die Stadt in Nordrhein-Westfalen tatsächlich existiert.
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Wer bei Wikipedia nachschlägt, bekommt nüchterne Informationen. "Bielefeld ist eine kreisfreie Großstadt im Regierungsbezirk Detmold im Nordosten Nordrhein-Westfalens", heißt es dort. Aber wer weiß, ob das so stimmt. Also lieber einmal auf die Website der Stadt klicken.

Dort erfährt man einiges über den Mietspiegel oder Energieberatung in der 338.000-Einwohner-Stadt. Es scheint die Stadt also wirklich zu geben. Oder betreibt da nur jemand großen Aufwand mit einer Potemkin'schen Homepage?

Kein Scherz: Manche Menschen stellen diese Überlegung an. Seit 30 Jahren geistert die "Bielefeld-Verschwörung" durchs Internet. Es begann mit einem Witz auf einer Party in Kiel (Schleswig-Holstein). Ein Gast erzählte, er sei aus Bielefeld. Andere Partygäste erklärten daraufhin, sie seien noch nie in Bielefeld gewesen. Schnell war, in der Feuchtfröhlichkeit, die Legende geboren: "Bielefeld gibt es gar nicht." Verbreitet wurde die Mär vom damaligen Informatikstudenten Achim Held, der Verschwörungsmythen aufs Korn nahm.

Ein ersichtlicher Marketinggag

Zum 25-jährigen Jubiläum der Verschwörung dachte sich die Stadt Bielefeld einen Wettbewerb aus. Wer beweisen könne, dass die Stadt tatsächlich nicht existiere, der bekomme eine Million Euro. Mehr als 2.000 Menschen aus aller Welt beteiligten sich. Und allen war klar: Das ist ein Marketinggag, und eine Million wird natürlich nie und nimmer ausbezahlt.

Also allen – bis auf einen. Ein Mathematiker begründete seine Aussage mit einem Axiom, einer theoretisch abstrakten grundlegenden Aussage, die ohne Beweis gültig ist. Dann verlangte der Wettbewerbsteilnehmer das Preisgeld, doch die Stadt wollte es ihm nicht geben. Also erhob der Unzufriedene Klage, und diese wurde – wie jetzt bekannt wurde – im September 2023 vom Landgericht Bielefeld abgewiesen.

Dieses nämlich stellte fest: "Dass die Stadt Bielefeld existiert, ist eine offenkundige Tatsache und bedarf keines Beweises." Der Kläger habe "den Erfolg eines unwiderleglichen Beweises der Nichtexistenz Bielefelds nicht herbeigeführt". Es sei ja wohl völlig klar, dass es sich um eine "scherzhafte Marketingaktion" gehandelt habe. Und wer jetzt glaubt, es kann nicht mehr besser kommen, der irrt.

Justitia nämlich bezog sich in der Urteilsbegründung auf die Teilnahmebedingungen des Wettbewerbs. Gemäß diesen waren "Mitarbeiter von Geheimdiensten, Mitglieder der Illuminati und Achim Held" ausgeschlossen.

Ruf der Echsenmenschen

Zudem habe es folgende Aufforderung gegeben: "Die Echsenmenschen aus dem Inneren der Erde haben dich angerufen, und du hast es auf Band? Du hast die Landung eines Ufos in Bielefeld-Baumheide fotografiert? Kondensstreifen am Himmel haben dir eine geheime Botschaft zukommen lassen? Du hast da mal was auf Facebook gelesen? Zeig uns deine Beweise."

Klage also abgewiesen. Man könnte nur noch lachen, aber der erfolglose Kläger wird es wohl nicht tun. Das Gericht nämlich legte den Streitwert auf eine Million Euro fest. Laut der "Neuen Westfälischen" belaufen sich die Gerichtsgebühren und die Zahlungen an die Anwälte auf rund 46.000 Euro.

Billiger und vermutlich spaßiger hatten es andere Wettbewerbsteilnehmerinnen und -teilnehmer. Zu den genannten Begründungen, warum Bielefeld gar nicht existieren könne, zählten: Es gibt dort kein Internet, und die Gewitter ziehen immer an der Stadt vorbei. (Birgit Baumann aus Berlin, 12.3.2024)