Das Starship steigt in den Himmel
Foto: SpaceX

Der dritte Starship-Flug lief deutlich erfolgreicher als die ersten beiden, auch wenn das Ende nicht ganz ausfiel wie erhofft: Das leistungsstärkste Raketensystem der Raumfahrtgeschichte ist am Donnerstag 14:25 Uhr MEZ vom Weltraumbahnhof von Space X in Boca Chica in den aufklarenden Himmel über Texas abgehoben und hat erstmals kurzeitig den Weltraum erreicht.

Zwei Minuten und 44 Sekunden nach dem Start hat sich der Super Heavy Booster vom eigentlichen Starship getrennt. Ersten Informationen zufolge schaffte der Booster nicht die geplante Rückkehr und die Wasserlandung im Golf von Mexiko. Was genau geschehen ist, muss noch geklärt werden. Starship selbst setzte seinen Flug wie vorgesehen um den Globus fort und erreichte dabei auch für kurze Zeit Orbitalgeschwindigkeit.

Nach einem kurzen Ausflug ins All vollzog das Starship den geplanten Wiedereintritt in die Atmosphäre. Eine Bordkamera übertrug diese Phase, bei der sich die Verkleidung des Raumschiffs auf rund 1.400 Grad Celsius erhitzte. Eine Zeit lang war dieser noch im Livestream zu sehen, dann brach die Verbindung ab. Zum Schluss dürfte demnach doch nicht alles so gelaufen sein, wie geplant: Laut Space X ist es nicht zu der erhofften Wasserlandung im Indischen Ozean gekommen. Stattdessen dürfte Starship nach ersten Erkenntnissen kurz nach dem Wiedereintritt auseinandergebrochen sein.

Gratulationen

"Glückwunsch an das Team von SpaceX", schrieb Gründer Musk bei der Online-Plattform X, vormals Twitter. "Das Starship hat Orbitalgeschwindigkeit erreicht." Das Raketensystem werde "das Leben multiplanetarisch machen". Auch Bill Nelson, Chef der US-Raumfahrtbehörde NASA, gratulierte SpaceX zu einem "erfolgreichen Testflug". Der deutsche Astronaut Alexander Gerst bezeichnete den Testflug bei X als einen "großen Schritt vorwärts": "Jedes Mal ein Stück weiter, bis hinter den Horizont!", schrieb Gerst. "Gratulation an das SpaceX-Team für den sehr aufschlussreichen und weitgehend erfolgreichen Testflug ins All bis hin zum Wiedereintritt in die Erdatmosphäre!"

Das US-Raumfahrtunternehmen SpaceX möchte mit seinem Recyclingkonzept die Raumfahrt deutlich günstiger machen. Mit der Falcon 9 scheint die Idee bereits aufgegangen zu sein: Nicht zuletzt dank der Wiederverwendung der Erststufe konnte SpaceX mit ihr günstige Preise bei hoher Erfolgsrate anbieten, was die Mitbewerber allmählich aus dem Markt für kommerzielle Satellitentransporte drängt. Nun soll das Konzept auch bei Superschwerlastraketen funktionieren.

Kurzer Jungfernflug

Der Weg zum dritten Flugtest war steinig und von Fehlschlägen gesäumt: Bei seinem Jungfernflug am 20. April 2023 war das Starship nur knapp vier Minuten unterwegs gewesen. Schon kurz nach dem Start geriet die Rakete ins Taumeln und musste aus Sicherheitsgründen vom Flugabbruchssystem FTS in etwa 30 Kilometer Höhe gesprengt werden.

Verantwortlich für das vorzeitige Ende des Erstflugs war unter anderem, dass von einer unfertigen Startrampe aus abgehoben wurde. Die enormen Kräfte der Triebwerke hatten die Rampe teilweise zerstört, einige der Raptor-Motoren dürften dabei auch selbst Schaden genommen haben. Darüber hinaus gab es Probleme bei der Abtrennung der ersten Stufe.

Beim zweiten Flugtest am 18. November klappte diese, und auch sonst schien zunächst alles nach Plan zu laufen. Doch dann explodierte der abgetrennte Heavy Booster. Der obere Teil des Starships stieg weiter auf und erreichte eine Höhe von 145 Kilometern, wurde dann aber ebenfalls gesprengt. Trotz dieser Fehlschläge werten die Fachleute die beiden Testflüge als Erfolge, bei denen kostbare Daten für künftige Starts gesammelt wurden.

Landung im Indischen Ozean

"Der dritte Flugtest soll auf den Erkenntnissen der vorangegangenen Flüge aufbauen", erklärte Space X im Vorfeld. Getestet werden sollten unter anderem das Öffnen und Schließen der Starship-Nutzlasttür während des Flugs, eine Demonstration des Treibstofftransfers während der Auslaufphase der oberen Stufe, das erste Wiederzünden eines Raptor-Triebwerks im Weltraum und ein kontrollierter Wiedereintritt des Starships mit anschließender Wasserlandung im Indischen Ozean.

Das Starship setzt sich aus zwei Stufen zusammen, einem riesigen Booster, genannt Super Heavy, und der Oberstufe, dem eigentlichen Starship. Prototypen des Starships haben in den letzten Jahren bei fünf Testflügen eine Höhe von bis zu zehn Kilometern erreicht – bisweilen mit "explosiven" Vorfällen. Sowohl Super Heavy als auch Starship sind für eine vollständige Wiederverwendung ausgelegt.

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Eingangsbereich der Starbase, des Weltraumbahnhofs von Space X, in Boca Chica, Texas.
Foto: EPA/ADAM DAVIS

Superlative

Mit einer Höhe von 121 Metern und einem Startgewicht von rund 5.000 Tonnen stellt das Transportsystem das größte und leistungsstärkste Raumschiff der Raumfahrtgeschichte dar. In ihrer jetzigen Form ist die Starship-Rakete fast doppelt so stark wie das Space Launch System (SLS) der Nasa, das im November 2022 das Nasa-Raumschiff Orion auf eine zehntägige Reise um den Mond und zurück schickte.

Starship soll auch deutlich mehr Fracht fassen können, über 100 Tonnen würde man damit in den Erdorbit heben können, so Space X. Langfristig könnte Starship Astronauten zum Mars bringen, so die Hoffnung. Kurzfristiger könnte das System laut Nasa aber auch in ihr Mondprogramm Artemis integriert werden. Ob und wann das sein könnte, hängt wohl auch davon ab, wie der heutige Flug ausging. (tberg, red, 14.3.2024)