Croissant, Pistazie, Pistazientrend
Gut grün gefüllt: Plundergebäck mit Pistaziencremefüllung.
Foto:derStandard/Friesenbichler

Der Trend zur Pistazienliebe hat sich zumindest in Österreich in den letzten Jahren angekündigt. Denn Pistazie gehört zu den beliebtesten Eissorten des Landes. Das hat auch eine kleine Umfrage vom STANDARD bei den Eissalons in Wien ergeben. Schokolade, ja, eh klar, geht immer, ist aber nichts Besonderes. Pistazie dagegen, das ist edel, das ist spannend.

Jetzt hat sich der Geschmacksfavorit auch im Gebäckbereich durchgesetzt. Keine Croissants mehr ohne Füllung, kein Plunder, der ohne die erdgrüne nussige Creme auskommt: Pistazienspezialitäten haben ihren Platz in den Vitrinen der Bäckereien gefunden.

So auch bei Julian Lubinger. Der junge Bäcker kreiert in seiner One-Man-Bäckerei Ährnst im siebenten Bezirk die unterschiedlichsten Croissants: Mit Vanille, Haselnuss oder sogar deftig mit Eiersalat ist sein Gebäck gefüllt. Aber jene mit Pistazienfüllung gehören durchaus zu den beliebtesten, wie er sagt. "Wenn es die nicht gibt, fragen die Leute immer nach."

Ähnlich sieht es bei der Wiener Bäckereikette Ströck aus. Bereits im vergangenen Sommer begann man, Pistazienbackwaren zu vertreiben. Mit großer Nachfrage, wie die Bäckerei auf Anfrage bestätigt. Seit kurzem hat man auch ein Croissant im Angebot, das ganz dem Trend folgt: mit Pistaziencreme gefüllt und in Pistazienglasur getunkt. In den Premiumfilialen Ströck-Feierabend bietet man eine Art Croissantrollen mit Pistazienfüllung an. Diese sind inspiriert von der Gebäckskreation aus dem Big Apple. Die dort ansässige Bäckerei Lafayette kreierte die Pistacchio Rolls vor knapp zwei Jahren und landete damit einen viralen wie kulinarischen Hit. New Yorkerinnen und Influencer gleichermaßen filmten sich dabei, wie sie das krosse Rad aufbrechen und die Pistaziencreme dekadent herausläuft. Gut schmecken soll das Ding auch noch, ist ja nicht ganz unwichtig.

Grüner Hype

Wie Ströck ist auch die Patisserie-Boutique Torterrie im neunten Bezirk in Wien auf den New Yorker Hype aufgesprungen. Sie bietet einen optischen Zwilling an: ebenso knackig, ebenso reichlich mit molliger Creme gefüllt, ebenso viral, zumindest in der Wiener Foodie-Szene.

Die amerikanische gefüllte Croissantrolle war nur der Anfang eines größeren kulinarischen Trends. Crema di Pistacchio, die sizilianische Creme aus Pistazien, tauchte in immer mehr Rezeptvideos auf Social Media auf. Aus ihr machen Köchinnen und Influencer Tiramisu, Kekse und Cheesecake. Einige stellen sogar ihre eigene Pistazienpaste her. Die ungesüßte Masse verwendet man in herzhaften Gerichten wie Pasta oder Pizza. Diese Rezepte wurden zum Teil millionenfach angesehen.

Der Trend ist ein dekadenter. Pistazien sind teure Lebensmittel, die Creme, die daraus gemacht wird, ein Luxusprodukt. Ein kleines Glas mit 200 Gramm kostet mindestens zehn Euro und aufwärts. Da ergibt die Preisgestaltung bei den heimischen Bäckern auch Sinn: Bei Ströck kostet die eine kleine Pistazienrolle 3,50 Euro, Lubinger verlangt sechs Euro für sein Pistaziencroissant, und die Torterrie verlangt für ihr Trendgebäck in der großen Ausführung ganze 6,50 Euro. (rec, 24.3.2024)