Eine junge Frau putzt einen Büroraum ohne Anwesende
Muss geputzt werden, bevor alle kommen, damit es ja niemanden stört?
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Plumps in den Sessel vor dem gewischten Schreibtisch auf dem gesaugten Boden, davor noch aus der frisch aufgeräumten Küche ein Morgenkaffeechen genommen, nach dem Kurzbesuch auf dem duftenden WC. Es waren die vielen Heinzelmännchen und Heinzelweibchen schon da, bevor der Arbeitstag beginnt. Man sieht sie halt nicht – und denkt deswegen nicht an sie und dankt ihnen deswegen auch nicht.

Harte Arbeit

Karin Sardadvar vom Institut für Soziologie und empirische Sozialforschung an der Wirtschaftsuniversität Wien hat die Arbeitsbedingungen von Reinigungskräften untersucht und kommt zu dem Schluss: Eine Umstellung der Reinigung auf während der Geschäftszeiten könnte viele Belastungen in dieser Branche lösen, etwa unsoziale Arbeitszeiten, ausbleibende Anerkennung, fehlende Sozialkontakte und schwierige Fragmentierung der Arbeit, also frühmorgens arbeiten, tagsüber Pause, abends wieder Arbeit.

Wer kann denn arbeiten, wenn es rundum brummt und surrt? Störungen durch Putzgeräusche, sagt die Soziologin, könnten moderne Gerätschaften längst minimieren.

Obwohl, es soll ja nicht unauffällig herumgewieselt werden, sondern sichtbar und wahrnehmbar. Ein solches erzwungenes Erleben, wer da eigentlich den Mist wegräumt, wäre auch eine gute Achtsamkeitsübung gegenüber der Arbeit und dem Leben anderer Menschen. Ein klein wenig unbequem, wirksamer möglicherweise aber, als eine Rosine zu betrachten, wie es in vielen Übungen zur Mindfulness angeraten wird.

Vielleicht wäre ein Ergebnis auch, möglichst keine Überbleibsel einfach herumliegen zu lassen, weil diese eh wie magisch verschwunden sind am nächsten Morgen, das Geschirr gewaschen in die Regale gehüpft ist und sämtliche Mistkübel wie immer längst entleert sind.

Einen Pilotversuch wäre es allemal wert, wer weiß, wie das die Belegschaft zu einem besseren Miteinander zusammenrüttelt! (Karin Bauer, 6.4.2024)