Ältere Frau sitzt am Schreibtisch und unterhält sich mit einer Arbeitskollegin
Der Fachkräftemangel wird für viele Betriebe immer mehr zum Problem. Eine Lösung könnte auch die längere Einbindung älterer Menschen in den Job sein.
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Aktuell stehen vor allem die Wünsche und Forderungen des beruflichen Nachwuchses im Zentrum. Studien und Umfragen beschäftigen sich zuhauf damit, was die Jungen von einem Job erwarten und wie Firmen sie für sich gewinnen können. Schließlich haben schon jetzt viele Unternehmen Schwierigkeiten, freie Stellen zu besetzen. Die anrollende Pensionierungswelle verschärft die Situation noch zusätzlich.

Eine weitere Lösung sehen manche aber auch darin, ältere Beschäftigte länger in der Arbeitswelt zu halten. Bei der Demografietagung, die heuer erstmals am 15. und 16. Mai stattfand, standen deshalb das Altern im Betrieb und späte Karrieren im Fokus, ebenso wie die Einbindung von Digitalisierung und Technologie in die Arbeit. Organisiert wurde der zweitägige Event mit unterschiedlichen Keynote-Vorträgen und Workshops von der Demografieberatung Digi Plus. Die Teilnahme war kostenlos.

Großes Potenzial

Dass sich nicht wenige ältere Beschäftigte vorstellen könnten, länger im Job zu bleiben, zeigte kürzlich eine Umfrage des Karrierenetzwerks Xing. Für den sogenannten Silver-Workers-Report wurden im März 2024 rund 520 Personen über 50 Jahren befragt. Die zentrale Erkenntnis: Vier von zehn Befragten können sich demnach vorstellen, auch im Pensionsalter zu arbeiten. Etwa zwei Drittel glauben, körperlich fit genug zu sein, um auch über das 65. Lebensjahr hinaus einer Tätigkeit nachzugehen.

Trotzdem ist der Anteil jener Personen, die ihren Ruhestand schon bald antreten wollen, am größten. 41 Prozent der Befragten gaben an, beim Erreichen des Pensionsalters die Arbeitswelt hinter sich lassen zu wollen, 37 Prozent hingegen würden am liebsten sogar früher mit dem Arbeiten aufhören – tendenziell eher Männer als Frauen. Nur jede und jeder Zehnte will später als zum regulären Pensionsalter mit ihren oder seinen Tätigkeiten aufhören.

Spaß als Hauptgrund

Jene, die freiwillig verbleiben wollen oder eine Rückkehr ins Arbeitsleben über die gesetzliche Altersgrenze hinaus planen, gaben vor allem den Spaß an der Arbeit als Hauptgrund dafür an (54 Prozent). Rund die Hälfte schätzt außerdem den Kontakt zu ihren Mitmenschen durch den Job. 38 Prozent wollen laut eigenen Angaben "weiterhin mitten im Leben stehen", und mehr als jede und jeder Dritte findet es gut, eine sinnvolle bzw. erfüllende Aufgabe zu haben.

Aber auch die finanzielle Lage ist für manche ausschlaggebend: Rund 35 Prozent wollen durch die längere Berufstätigkeit weiterhin Geld verdienen – auch dann, wenn sie nicht darauf angewiesen sind. Diesen Grund nannten vorwiegend Männer (43 Prozent versus 27 Prozent der Frauen). Drei von zehn Befragten würden zudem weiterarbeiten, wenn es für sie des Geldes wegen notwendig wäre.

Hartnäckige Stereotype

Mehr als 30 Stunden pro Woche möchten jedoch die wenigsten arbeiten, nur neun Prozent nannten die Stundenanzahl als vorstellbar. Das populärste Arbeitszeitmodell in dieser Befragung ist die 20-Stunden-Woche, gefolgt von der geringfügigen Beschäftigung mit bis zu zehn Stunden pro Woche. Damit ältere Personen, die nach Pensionsantritt weiterarbeiten wollen, es auch können, müssen sie allerdings die Gelegenheit bekommen.

Diese Herausforderung betrifft aber nicht nur jene, die in der Pension weiterarbeiten wollen, sondern bereits ältere Beschäftigte, die noch im erwerbsfähigen Alter sind. Die Beschäftigungsquote liegt in der Altersgruppe der 55- bis 64-Jährigen bei nur 56 Prozent – im Vergleich zu 74 Prozent in der Gesamtbevölkerung zwischen 15 und 64 Jahren.

Menschen über 50 Jahre und Langzeitarbeitslose werden aber deutlich seltener zu Vorstellungsgesprächen eingeladen – und das auch in Branchen, die angeben, schwer Personal zu finden. Das ergab bereits im Vorjahr eine Studie des Arbeitsmarktservice. Bei zwölf Prozent der Bewerbungen kam es demnach zu einer Ungleichbehandlung aufgrund des Alters.

Nachhaltige Lösungen

Woran liegt das? Ein Grund sind vor allem Altersstereotype, die sich nach wie vor hartnäckig halten. Das betonte auch Manuela Grünangerl von der Uni Salzburg in ihrer Keynote bei der Demografietagung. Bereits zum dritten Mal untersucht die Kommunikationswissenschafterin heuer mit ihrem Team, wie es um die digitalen Skills der Österreicherinnen und Österreicher steht.

Die Erhebung zeigt zwar, dass digitale Fähigkeiten unter älteren Personen weniger stark ausgeprägt sind. Das Alter allein sei dafür jedoch nicht ausschlaggebend, entscheidendend seien vor allem Motivation und die gebotenen Möglichkeiten. Fördern könne man das durch den Abbau mentaler Hürden sowie entsprechende Weiterbildungen.

Als Lösung für die digitale Transformation und den demografischen Wandel sieht Julia Schitter vom Arbeits- und Wirtschaftsministerium vor allem eine alternsgerechte Arbeitswelt. Alexandra Weilhartner Projektleiterin der Demografieberatung Digi Plus fordert in ihrer Eröffnungsrede, die Arbeitswelt müsse gemeinsam neu gedacht werden. Damit das gelinge, brauche es Betriebe, die gemeinsam mit Expertinnen und Experten an nachhaltigen Lösungen arbeiten.

Julia Schitter unterstreicht die Notwendigkeit eines Umdenkens auch statistisch: In Österreich leben mehr Menschen über 55 Jahre als unter 20-Jährige. Spätestens jetzt sollten also auch die älteren Generationen und ihre Bedürfnisse am Arbeitsmarkt stärker berücksichtigt werden. (Anika Dang, 21.5.2024)