Es geht um mehr als elf Milliarden Dollar, und eigentlich wirkte es, als seien sie verloren. Doch nun kommt es zu einer überraschenden Wende in der Geschichte der spektakulären Pleite der Kryptobörse FTX, die im November 2022 kollabiert war. Anscheinend können Kundinnen und Kunden ihr Geld zurückbekommen. FTX dürfte für die Entschädigung sogar mehr Geld als eigentlich nötig zur Verfügung haben, geht aus Berichten der Nachrichtenagentur Bloomberg und des US-Nachrichtensenders CNBC hervor.

Sam Bankman-Fried in Begleitung von Bodyguards.
Der ehemalige Star-Unternehmenr Sam Bankman-Fried hat Berufung gegen seine Verurteilung zu einer 25-jährigen Haftstrafe eingelegt.
AFP/ED JONES

FTX selbst gehe davon aus, den Gläubigern 11,2 Milliarden Dollar (rund 10,3 Mrd. Euro) zu schulden. Laut einer Gerichtsakte zum Sanierungsplan soll das Unternehmen aber sogar zwischen 14,5 und 16,3 Mrd. Dollar ausschütten können. Möglich ist das durch den Aufschwung am Kryptomarkt. FTX hat einerseits viele Vermögenswerte ertragreich verkauft, andererseits steht beispielweise Solana, ein für FTX wichtiger Coin, heute bei fast 180 Dollar – zu Zeiten der Insolvenz waren es weniger als 20. Eine der bekanntesten Investitionen von FTX war diejenige in das auf Künstliche Intelligenz spezialisierte Unternehmen Anthropic, das von Amazon unterstützt wird. FTX verkaufte dieses Jahr den größten Teil seiner Beteiligung an Anthropic und erzielte dabei fast 900 Millionen Dollar.

Der Zerfall von FTX

Zur Erinnerung: Sam Bankman-Fried wurde als Wunderkind der Kryptoszene angesehen, als einer der Guten. Die von ihm gegründete Kryptobörse FTX florierte und war in weniger als drei Jahren 32 Milliarden Dollar wert, was sie zu einer der größten Handelsplattformen weltweit machte. Unter dem Kürzel SBF bekannt, soll Bankman-Fried Kundengelder in Milliardenhöhe verwendet haben, um seinem eigenen Hedgefonds, Alameda Research, Kredite zu gewähren. Alameda war für hochspekulatives Trading bekannt – nachdem die enge Verbindung der beiden Firmen ans Licht kam, brach FTX innerhalb weniger Tage zusammen.

Dem heute 32-Jährigen wurden unter anderem Betrug, Geldwäsche und illegale politische Spenden vorgeworfen. In einem spektakulären Prozess wurde er zu 25 Jahren Haft verurteilt, Bankman-Fried hat Berufung gegen das Urteil eingelegt. Aktuell werden Vorbereitungen getroffen, um ihn in ein anderes Gefängnis zu verlegen. Seinem Wunsch, in New York in Haft zu bleiben, werde damit nicht stattgegeben, berichtet das Wall Street Journal.

Logo von FTX hinter einer zerbrochenen Glasscheibe mit zwei Münzen, die für Krypto stehen.
Die damals weltweit zweitgrößte Kryptobörse FTX war im November 2022 pleitegegangen, was in der Kryptowelt ein Erdbeben auslöste.
IMAGO/Jakub Porzycki

Entschädigung mit Zinsen?

Es klingt schwer vorstellbar, doch womöglich bekommen die Anlegerinnen und Anleger sogar mehr Geld zurück, als sie verloren haben. Laut Bloomberg will FTX das überschüssige Geld dafür verwenden, um Zinsen an die Kundinnen und Kunden zu zahlen. Wer Anteile an FTX hält, werde allerdings keine Chancen auf Entschädigung haben.

Wer Forderungen in Höhe von 50.000 US-Dollar oder weniger hat, soll CNBC zufolge 118 Prozent des Betrags bekommen – das sind rund 98 Prozent der Gläubiger. Ein paar wenigen sollen sogar 142 Prozent des Verlusts zugesprochen werden. Falls es wirklich dazu kommen sollte, wird das aber noch geraume Zeit dauern, da noch einige anderen Verfahren gegen die Kryptobörse abgeschlossen werden müssen. Auch das Konkursgericht muss diesem Plan noch zustimmen.

Kritik an Entschädigung

Nicht alle sind begeistert von diesem Versprechen. So äußert beispielsweise Kryptoexperte Anthony Pompliano seine Zweifel. Er sagt, man bekomme nicht wirklich zurück, was man verloren habe. Beziffere man die Forderungen zum Konkurszeitpunkt in Dollar, könne FTX 100 Prozent der Ausfälle zurückzahlen. Gut für FTX. Aber: "Hatte man im November 2022 einen Bitcoin auf der Plattform liegen, war er rund 18.000 Dollar wert. So viel bekommt man auch zurück", meint Pompliano. Das entspreche aber nicht dem aktuellen Wert eines Bitcoins. Der Kurs steht aktuell bei knapp 70.000 Dollar – man bekomme also nur etwa ein Viertel zurück. Grund dafür sei, dass Gerichte die Forderungen zu einem Stichtag bewerten müssen. (and, 23.5.2024)