Noch 13 Tage bis zu den Zwischenwahlen am 6. November in den USA, und das Tempo der Umfragen, die veröffentlicht werden, erhöht sich rasant. Die Demokraten hoffen – wie berichtet – auf einen Sieg im Repräsentantenhaus, um dort die Mehrheit von den Republikanern zurückzuerobern.

Auch im Senat hofften die Demokraten lange auf eine Möglichkeit, die Mehrheit zu erringen. Doch je näher der Wahltag rückt, desto unwahrscheinlicher wird das, denn die Ausgangslage im Senat ist für die Demokratische Partei denkbar schlecht. Von den 35 Senatssitzen, die im November zur Wahl stehen, sind derzeit 24 in demokratischer Hand, während nur neun von Republikanern verteidigt werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Mehrheitsverhältnisse im Senat ändern, sinkt von Tag zu Tag.

Demokraten hoffen auf Repräsentantenhaus

Also konzentriert man sich auf die Eroberung des Repräsentantenhauses. Die jüngsten Umfragen von "Wall Street Journal" und NBC News lassen auf den ersten Blick Hoffnung für die Demokraten aufkeimen.

Auf die Frage, für wen sie im November wählen werden, antworteten 50 Prozent mit Demokraten, nur 41 Prozent gaben an, für die Republikaner stimmen zu wollen.

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Umfrage unter 645 "wahrscheinlichen Wählern", befragt zwischen 14. und 17. Oktober, Schwankungsbreite 3,9 Prozentpunkte.
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Diese Umfrage gibt allerdings nur einen bundesweiten Trend wieder und sagt nichts darüber aus, wie in den einzelnen Wahlkreisen abgestimmt wird. Damit nicht genug, steigt die Zufriedenheit der Amerikaner mit ihrem Präsidenten. Dümpelten Trumps Zufriedenheitswerte bisweilen bei 40 Prozent und darunter, so stellten bei der im Oktober durchgeführten Umfrage 47 Prozent der Befragten dem US-Präsidenten ein gutes Zeugnis für seine Arbeit aus. Das ist ein Höchststand für Trump (mit der Ausnahme der ersten Wochen seiner Präsidentschaft).

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Die Republikaner mussten befürchten, dass sie bei besonders schlechten Umfrageergebnissen von Trump bei den Midterms eine Watsche vom Wähler kassieren. Zumindest diese Gefahr scheint gebannt.

Ebenfalls gute Nachrichten für die Republikaner gibt es bei der Frage nach Enthusiasmus. Die Midterms haben für gewöhnlich besonders schlechte Wahlbeteiligungen aufzuweisen. Umso wichtiger ist es, die eigene Parteibasis an die Urnen zu treiben. Im Sommer noch sah es diesbezüglich sehr schlecht für die Republikaner aus: Ihre Wähler waren nicht motiviert, während die demokratischen Wähler angaben, besonders enthusiastisch an die Urne schreiten zu wollen. Der demokratische Vorsprung war bei der Frage des Enthusiasmus zweistellig. Doch je näher der Wahltag rückte, desto geringer wurde dieser Unterschied.

Der demokratische Vorsprung beim Enthusiasmus ist von elf Prozentpunkten im August auf vier Prozentpunkte im Oktober gesunken. Und diese Umfrage könnte die Hoffnung der Demokraten auf eine sogenannte "blue wave" zunichte machen.

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Foto: Drew Angerer/Getty Images/AFP

Als sogenannte "wave elections" bezeichnet man Wahlen, bei denen die politische Wetterlage dazu führt, dass eine Partei überdurchschnittlich große Zugewinne in vielen Wahlkreisen – auch außerhalb der jeweiligen Parteihochburgen – verzeichnen kann.

Doch keine "blaue Welle"?

Vergleicht man die jüngsten Umfragewerte mit Umfragen vorangegangener "wave elections", so könnten die Demokraten ein Problem bekommen. Sowohl 2014 als auch 2010 gewannen die Republikaner überdurchschnittlich viele Sitze dazu, 2006 die Demokraten. In allen drei Fällen hatte die Gewinnerpartei in Umfragen einen zweistelligen Enthusiasmus-Vorsprung. Zwar ist bei den Demokraten der Enthusiasmus derzeit mit 74 Prozent auf einem Höchststand, allerdings liegen die Republikaner mit nur vier Prozentpunkten hinter ihnen.

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Die Umfrageergebnisse werden knapper, die Wahl bleibt bis zuletzt spannend. (Stefan Binder, 24.10.2018)