Nach Jahren der Talfahrt dürften Strompreise nun wieder anziehen.

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Wien – Schwang bei Stromerzeugern bisher immer ein Funken Hoffnung mit, dass es mit den Strompreisen langsam bergauf gehen könnte, scheint diese Vorstellung nun tatsächlich zu greifen. Nach 30,4 Euro je Megawattstunde (MWh) im Vorjahr und heuer voraussichtlich 26,9 Euro deuten Börsennotierungen für 2019 auf einen Strompreis im Großhandel von etwa 29,6 Euro je MWh hin.

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Nach vielen Jahren der Talfahrt wäre das eine Trendwende bei den Preisen, wiesen Wolfgang Anzengruber und Peter Kollmann, Generaldirektor respektive Finanzvorstand des Verbunds, am Mittwoch bei der Präsentation der Jahresbilanz hin. Wie sehr sich Strom für Haushaltskunden verteuern wird, ist freilich pure Spekulation, zumal die Energiekomponente nur etwa ein Drittel der gesamten Stromrechnung ausmacht. Der überwiegende Teil entfällt auf Steuern und diverse Abgaben.

Zusatzbelastung

Dass es aber für Kunden in Österreich tendenziell teurer wird, daran scheint kein Weg vorbeizuführen. Eine zusätzliche Belastung zeichnet sich jetzt schon durch die mit 1. Oktober 2018 wirksame werdende Auftrennung der deutsch-österreichischen Strompreiszone ab. Wie berichtet soll wegen innerdeutscher Probleme beim Stromtransport an der Grenze zu Österreich ein künstlicher Engpass geschaffen werden, um die Netzstabilität zu garantieren.

Statt der 10.700 MW, die derzeit an Spitzentagen grenzüberschreitend transportiert werden können, sollen es ab Herbst nur mehr maximal 4900 MW sein. Die beschränkten Kapazitäten werden an den Höchstbieter versteigert. Schon jetzt hat sich an den Börsen ein eigener österreichischer Strompreis herausgebildet, der rund drei Euro je MWh über dem deutschen liegt.

Einfluss ist noch nicht abschätzbar

Welchen Einfluss der Engpass auf den Stromhandel des Verbunds haben wird, sei noch schwer abzuschätzen. "Froh sind wir nicht", sagte Anzengruber. Noch werde versucht, das scheinbar Unvermeidliche abzuwenden, die Chancen seien jedoch nicht sehr hoch.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat Österreichs größter Stromerzeuger unterm Strich weniger verdient (siehe Grafik), was einer Reihe von Einmaleffekten geschuldet sei. Darum bereinigt stieg das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um 0,6 Prozent auf knapp 900 Millionen Euro, das Konzernergebnis erhöhte sich um 8,8 Prozent auf 354,5 Millionen Euro.

Höhere Ausschüttung

Nach der starken Rücknahme der Dividende im Vorjahr soll es für 2017 eine deutlich höhere Ausschüttung geben. Vorbehaltlich der Zustimmung der Hauptversammlung im April sollen 46 Cent je Aktie nach 29 Cent im Jahr davor zur Ausschüttung kommen. Der Verbund gehört zu 51 Prozent der Republik, Hauptnutznießer der höheren Dividende ist somit der Finanzminister.

Zu den Einmaleffekten gehörte eine Bilanzaufwertung des Gaskraftwerks Mellach auf 95 Millionen Euro. Das wurde nötig, weil das nahe Graz stehende Kraftwerk 2017 weit öfter angefahren werden musste als in den Jahren zuvor. Grund sind die immer gehäufter auftretenden kritischen Situationen im Stromnetz, wenn Angebot und Nachfrage nicht übereinstimmen und Kraftwerke zur Problembewältigung kurzfristig angefahren werden müssen. Mit sogenannten Flexibilitätsprodukten hat der Verbund im Vorjahr 200 Millionen verdient, um 56 Prozent mehr als 2016. (stro, 14.3.2018)