Die meisten Asylwerber machen eine Lehre als Koch beziehungsweise Köchin.

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Wien – Die Debatte, ob eine Abschiebung von Asylwerbern möglich sein soll, die gerade eine Lehre in Österreich absolvieren, ist neu entfacht worden. Am Wochenende hat die FPÖ erklärt, den Zugang zur Lehre für Asylwerber verbieten zu wollen.

Seit 2012 war es Asylwerbern unter 25 Jahren gestattet, während des Asylverfahrens eine Lehrausbildung in einem Mangelberuf zu absolvieren. Voraussetzung war eine Beschäftigungsbewilligung des AMS. Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache kündigte am Wochenende in der Tageszeitung "Österreich" an, diesen Erlass zurücknehmen zu wollen.

Regierungssprecher Peter Launsky-Tieffenthal bestätigte der APA, dass das Asylrecht "künftig nicht mehr mit einer Lehre umgangen werden können" soll. Heftige Kritik gab es zunächst vom oberösterreichischen Integrationslandesrat Rudi Anschober (Grüne), den Neos und der Wirtschaftskammer. Um den Bedürfnissen der Wirtschaft trotzdem nachzukommen, soll die Rot-Weiß-Rot-Karte attraktiver gemacht werden.

Wo die meisten Asylwerber ihre Lehre machen

Zurzeit beläuft sich die Anzahl der in Lehrberufen beschäftigten Asylwerber auf 1.023. Der größte Anteil davon entfällt auf Oberösterreich mit 359, Salzburg liegt an zweiter Stelle mit 155. Die wenigsten sind im Burgenland im Einsatz, hier sind nur neun Asylwerber als Lehrlinge eingestellt.

Mehr als die Hälfte der Asylwerber, die eine Lehre in Österreich absolvieren, sind in der Gastronomie tätig. Der am häufigsten ausgeübte Beruf unter den Asylwerbern ist der des Kochs beziehungsweise der Köchin. 327 stehen österreichweit in den Küchen, die meisten mit 75 in Oberösterreich. An zweiter Stelle rangiert der Beruf der Restaurantfachkraft mit 122 Asylwerbern, gefolgt von 76 Lehrlingen als Gastronomiefachkraft. Elektrotechnik und Einzelhandel liegen in der Rangliste hinter der Gastronomie.

Bezüglich des Fachkräftemangels zeigt eine AMS-Statistik vom Juli, dass die meisten offenen Stellen im Gewerbe und im Handwerk vorhanden sind. Trotz vieler offener Positionen und zahlreicher Arbeitssuchender kämpfen die Unternehmen damit, geeignete Arbeitskräfte zu finden. Die meisten offenen Stellen sind in der Elektro- und Gebäudetechnik vorhanden: Aktuell werden über 2.700 Elektroinstallateure und jeweils rund 1.400 Schlosser und Maurer gesucht. Für Köche sind derzeit mehr als 2.100 Stellen offen.

Wien hat die meisten anerkannten Flüchtlinge

In Österreich leben zurzeit 30.680 anerkannte Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigte, die arbeitslos sind oder eine Schulung absolvieren. Subsidiär Schutzberechtigte sind Menschen, deren Asylantrag abgelehnt worden ist, deren Leben und Gesundheit in ihrem Herkunftsland aber bedroht ist. Laut der Genfer Flüchtlingskonvention sind sie daher vor einer Abschiebung geschützt.

In Wien leben mit 18.772 die meisten anerkannten Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigten, ohne Arbeit oder in Schulung befindlich (Stand: Juli 2018). Auch den in absoluten Zahlen größten Zuwachs gegenüber dem Vorjahr verzeichnete Wien mit 1.129 neu anerkannten Flüchtlingen und Schutzberechtigten, gefolgt von der Steiermark mit 588. Prozentuell gesehen ist die Anzahl mit mehr als 50 Prozent in Vorarlberg und Salzburg am stärksten gestiegen.

Den größten Rückgang verzeichnete mit knapp acht Prozent Oberösterreich. Österreichweit ist die Zahl der anerkannten Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigten, ohne Arbeit und oder in Schulung, im Vergleich zum Vorjahr um knapp 2.500 Personen angewachsen. (Muhammed Özdemir, APA, 27.8.2018)