Mehr als 23 Tonnen Silber – im Symbolbild sind historische Silbermünzen aus dem 16. Jahrhundert zu sehen – wurden insgesamt für die Freilassung von Richard Löwenherz gefordert, die Hälfte davon ging an Leopold V.

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Für die Münze Österreich ist das Jahr 2019 ein besonderes, die heimische Prägeanstalt feiert ihr Bestehen seit 825 Jahren. Zu diesem Anlass begibt die Münze heuer drei Jubiläumsmünzen, die mit ihrer bemerkenswerten Gründungsgeschichte in Zusammenhang stehen. Den Anfang macht am 23. Jänner eine Münze mit einer Feinunze Silber um 24,29 Euro. Diese ziert ein Bildnis des Gründers der ersten Wiener Prägestätte, des Babenbergers Leopold V., von 1177 bis 1194 Herzog von Österreich.

Die Silber-Jubiläumsmünze anlässlich des 825-jährigen Bestehens der Münze Österreich mit Herzog Leopold V. als Motiv erscheint am 23. Jänner.
Münze Österreich

Mit einem Schurkenstück hatte dieser Ende des 12. Jahrhunderts das erste Kapitel der Münze Österreich geschrieben, indem er den englischen König Richard Löwenherz auf dessen Rückweg vom Dritten Kreuzzug in Erdberg, damals noch nicht Teil, sondern Vorort von Wien, festsetzen ließ. Zuvor hatte Löwenherz zwar einige Erfolge erzielt: Mehrere Mittelmeerstädte wurden zurückerobert, und es gelang dem englischen Monarchen, Christen durch eine Verhandlungslösung mit Sultan Saladin Zugang zur Heiligen Stadt Jerusalem zu verschaffen.

Weniger diplomatisch

Weit weniger diplomatisch war Löwenherz im Umgang mit christlichen Verbündeten. Er zerstritt sich nicht nur mit Leopold V., sondern auch mit Heinrich VI., Kaiser des Heiligen Römischen Reichs, und dem französischen König Philipp II. August. Daraufhin schmiedeten die drei ein Komplott, das zur Festsetzung von Richard Löwenherz im Dezember 1192 durch Leopolds Schergen führte. Später wurde der englische König an Kaiser Heinrich VI. ausgeliefert.

Als Bedingung für die Freilassung wurden zunächst 100.000 Mark Silber festgesetzt, die Summe wurde aber später auf 150.000 Mark erhöht. In heutigen Maßeinheiten entspricht dies 23,3 Tonnen Silber, wovon Leopold die Hälfte erhalten sollte. Offiziell handelte es sich dabei nicht um Lösegeld, sondern – wie im Vertrag von Würzburg von 1193 vermerkt – um eine Mitgift für die Vermählung von Löwenherz' Nichte Eleonore von der Bretagne mit Leopolds Sohn Friedrich I.

Nach der Zahlung der Mitgift kam Löwenherz zwar im Februar 1194 frei, die vereinbarte Ehe sollte aber nie geschlossen werden. Nachdem Leopold noch im selben Jahr nach einem Sturz vom Pferd an den Folgen eines offenen Beinbruchs verstorben war, kehrte das Hochzeitsgefolge wieder um.

Leere Versprechen

Ebenfalls nie umgesetzt wurde das Versprechen Leopolds, das Silber nach England zurückzuführen, das er am Sterbebett gegeben hatte, damit seine Exkommunikation zurückgenommen wurde. Vielmehr wurde mit dem Silberschatz nicht nur Wiens erste Prägeanstalt ins Leben gerufen, aus der in weiterer Folge die Münze Österreich hervorging, sondern auch einige Städte gegründet oder ausgebaut. Auch das Entstehen Wiener Neustadts wurde auf diese Weise finanziert, weshalb die Stadt auf der zweiten Jubiläumssilbermünze abgebildet ist, die am 13. März erscheinen wird.

Im März folgt die zweite Jubiläumsmünze mit Wr. Neustadt als Motiv.
Münze Österreich

Das dritte Exemplar ist für Oktober geplant, das der Legende von Robin Hood gewidmet ist. Zwar ist die Existenz des Königs der Diebe historisch nicht gesichert, sehrwohl aber ein zeitlicher Zusammenhang mit Leopolds Lösegeldforderung, da in England etliche Sondersteuern zur Aufbringung der gewaltigen Summe eingeführt wurden. Ergänzt werden die Jubiläumsmünzen von fünf weiteren Exemplaren mit Rittermotiven aus Kupfer sowie dem Sammelalbum "Mit Kettenhemd und Schwert" für beide Münzserien.

Mondlandung vor 50 Jahren

Noch im ersten Halbjahr folgt eine Münze anlässlich eines anderen historischen Ereignisses, des 50. Jahrestags der ersten bemannten Mondlandung am 21. Juli 1969. Es handelt sich dabei um eine 20-Euro-Silbermünze mit Kuppelprägung. Das heißt, die eine Seite der Münze wölbt sich nach außen.

Damit will die Münze Österreich an das Jahr 2018 anknüpfen, das laut Sprecherin Andrea Lang "sehr gut gelaufen ist". An Ausgabetagen von Sammlermünzen kam auch im Vorjahr es zu Warteschlangen vor dem Geschäftslokal, und die Server der Prägeanstalt waren wegen der hohen Onlinenachfrage zeitweise nicht zu erreichen.

Anlagemünzen wie die Edelmetall-Philharmoniker haben sich Lang zufolge sich vor allem im zweiten Halbjahr einer hohen Nachfrage erfreut, nachdem der Goldpreis im August mit 1174 US-Dollar ein Zwischentief erreicht hatte. Inzwischen notiert das Edelmetall wieder knapp unter 1300 Dollar. Die US-Investmentbank Goldman Sachs räumt Gold heuer weiteres Aufwärtspotenzial von rund zehn Prozent auf 1425 Dollar bis Jahresende ein. (Alexander Hahn, 20.1.2019)

825 Jahre und kein bisschen leise

In den Prunkräumen des Winterpalais von Prinz Eugen, ehemals Sitz des Finanzministeriums, in der Wiener Himmelpfortgasse feierte die Münze Österreich ihr 825-Jahr-Jubiläum. 1700 von Prinz Eugen bezogen, war das Palais seit 1848 Sitz der Hofkammer. Finanzminister Hartwig Löger hat nachgerechnet: "Ich stehe hier als 68. Finanzminister seit 1848." In den letzten Perioden hätten die Finanzminister aber nur im Schnitt zwei Jahre gedient. "Ich habe schon mehr als die Hälfte hinter mir", sagte Löger. Die kurze durchschnittliche Verweildauer in diesem Amt konnten auch Hannes Androsch (elf Jahre) und Karl-Heinz Grasser nicht nach oben drücken.

Die Münze Österreich sei weltweit eine der modernsten und erfolgreichsten Prägeanstalten, hob deren Generaldirektor Gerhard Starsich hervor. In den vergangenen 30 Jahren war der Philharmoniker die erfolgreichste Anlagemünze Europas in reinem Gold. Seit 2008 gibt es sie in Silber, seit 2016 auch in Platin. Starsich: "Mittlerweile konnten über 108 Millionen Philharmoniker verkauft werden – 2018 waren es fast drei Millionen – davon fast 89 Millionen in Silber, mehr als 19 Millionen in Gold und 71.300 in Platin." (cr)
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