Foto: Imago

Sie kennen das: Man steht an einer stark befahrenen Straße und wartet eine gefühlte Ewigkeit darauf, dass die Ampel auf Grün springt. Vertreibt man sich die Zeit damit, in die vorbeiziehenden Autos zu schauen, wird einem schnell wieder bewusst, warum es "Individualverkehr" heißt: In den meisten Fahrzeugen sitzt nur ein Mensch, selten sind es zwei, und fast nie sind die Autos voll besetzt.

In Österreich kommt ein Gutteil der Treibhausgasemissionen aus den Auspuffen der Kraftfahrzeuge – den größten Anteil davon liefert der Pkw-Verkehr. Noch nie wurde in Österreich so viel Auto gefahren wie heute – mit den bekannten Folgen für Umwelt und Klima. Vor 30 Jahren waren nur halb so viele Pkws unterwegs.

Klar: Damit der Verzicht aufs Auto leicht fällt, braucht es Alternativen. Wo kein Bus oder Zug fährt, dort kann man auch keinen nehmen. Da ist vor allem im ländlichen Raum noch gehörig Luft nach oben – allen Klimazielen zum Trotz. Attraktive Taktung, Parkmöglichkeiten, sichere Stellplätze für Fahrräder und E-Bikes, gute Schnittstellen zwischen Öffis, effektive Schnellbusse und die Möglichkeit zur Fahrradmitnahme – all das erhöht die Chance, dass Öffis auch genutzt werden.

Flächenentwicklung auf dem Land und Stadtrand müsse bestehende oder geplante öffentliche Verbindungen von Anfang an mitdenken und kurze Wege zu Öffis möglich machen, sagt Monika Wagner, Mobilitätsexpertin bei der Österreichischen Energieagentur. Die Einteilung in Güteklassen beim öffentlichen Verkehr helfe dabei, Flächen zu identifizieren, die sich unter diesen Gesichtspunkten für Siedlungs- und Bauprojekte gut eignen. Das Klassenmodell wird in der Schweiz und in Vorarlberg bereits erfolgreich angewendet.

Kraft der Psychologie

Zersiedelte Regionen ohne direkte Öffi-Anbindung – klassisch ein Haufen Einfamilienhäuser mit Garage davor auf der grünen Wiese in der Peripherie: Hier ist es schwer, die Menschen auf öffentliche Verkehrsmittel umzulernen. In diesen Regionen nutzt nur etwa jeder Zehnte neben dem Auto die Öffis. "Wenn die Menschen schon einmal im Auto sitzen, denken sich viele: Ich fahre gleich bis zum Ziel", sagt Wagner. Unser Mobilitätsverhalten ist nämlich sehr starr – es ist alles andere als leicht, die Menschen zum Umstieg zu bewegen.

Damit der Verzicht aufs Auto leicht fällt, braucht es Alternativen. Wo kein Bus oder Zug fährt, dort kann man auch keinen nehmen. Da ist vor allem im ländlichen Raum noch gehörig Luft nach oben – allen Klimazielen zum Trotz.
Foto: Imago

Das sei vor allem ein psychologisches Phänomen, sagt Wagner: "Wenn man einmal eine Entscheidung getroffen hat, dann verteidigt man sie gerne." Wichtig sei daher die koordinierte Planung von Verkehrsdienstleistern und Gemeinden oder Land. Wie das gehen kann, zeigt die Kärntner Firma Mahle, der es gemeinsam mit dem Land gelungen ist, tausende Pendler weg vom Pkw zu bekommen (siehe dazugehörigen Artikel).

Der Klassiker unter den mit dem Auto gefahrenen Strecken ist neben dem Arbeitsweg der ins Einkaufszentrum am Ortsrand. Doch auch hier gibt es Ideen, wie man Öffis stärker ins Spiel bringt. Wagner: "Eine Möglichkeit wäre, dass die Menschen mit dem Fahrrad oder Bus zum Geschäft fahren, die Produkte kaufen, aber nicht mitnehmen: Diese werden ihnen am selben Tag mittels gebündelter umweltfreundlicher Lieferlogistik nach Hause geliefert." (lima, 3.11.2019)