Gastronom Bernd Schlacher wohnt mit seiner Familie auf der Hohen Warte in Wien-Döbling. Dass es ihn dorthin verschlagen hat, ist Resultat einer gewissen Lebensberuhigung, sagt er.

"Ich kann mich noch an meine erste eigene Wohnung erinnern: eine winzige Wohnung am Hernalser Gürtel, 30 Quadratmeter mit einer schmalen Hühnerleiter im Zimmer. Aber um ehrlich zu sein, ich habe dort eigentlich nur geschlafen.

Gewohnt und mich ausgetobt habe ich immer in den Restaurants, in denen ich gearbeitet habe. Und wenn man so viele Jahre in den Räumen der Gastfreundschaft und Gastgeberschaft verbringt, dann kann man gar nicht mehr anders als zu gestalten und den Fokus auf Schönheit, Gemütlichkeit und Geborgenheit zu richten.

Ich glaube, ich bin wirklich ein Freund von Architektur, die den Menschen aufnimmt und umarmt. Das war auch der Schwerpunkt in diesem Haus, das der Wiener Architekt Arkan Zeytinoglu für uns geplant hat.

Es ist ein schlichtes, elegantes Haus, das ein wenig an die Case-Study-Houses der amerikanischen Fünfziger- und Sechzigerjahre erinnert. Die Funktionalität und Großartigkeit offenbart sich erst auf den zweiten, dritten Blick.

Bernd Schlacher in seinem von Arkan Zeytinoglu geplanten Haus in Wien-Döbling.
Foto: Lisi Specht

Wir wohnen hier in der Nähe der Hohen Warte. Wir – das sind mein Mann Georg und unsere beiden Kinder. Die Hohe Warte kam überraschend. Das Grundstück hat auf Anhieb gepasst. Und das, obwohl ich eigentlich immer ein Innenbezirk-Mensch war und mir ehrlich gesagt nie vorstellen konnte, in Döbling zu leben. Aber das Leben ändert sich, man wird ruhiger und gelassener. Ich war bis zu meinem 40. Lebensjahr an vier, fünf Abenden pro Jahr zu Hause. Das hole ich jetzt alles nach!

Das mit dem Fifties und Sixties ist wahrscheinlich kein Zufall. Ich bin 1965 in der Steiermark geboren und dort in einem ganz klassischen Eisenbahnerbau aufgewachsen. Es war eine kleine, in sich abgeschlossene, selbstzufriedene Welt. Es war klar, dass ich eines Tages von dort wegmusste.

Nach Wien zu kommen war, als würde ich in eine neue, moderne, internationale Welt eintauchen. Ich denke, diese Sehnsucht und das Glück dieser damals vorgefundenen Welt spiegeln sich auch in den Innenräumen meiner Lokale wider – und in gewisser Weise auch in unserem Zuhause.

Es gibt einen Mix aus warmen, eleganten Materialien wie etwa Stein, Stahl und geöltes Teakholz. Dazu handgefertigte, ziemlich unregelmäßige Fliesen aus Marokko und immer wieder Messing und Plüsch. Glitzer, Glamour und shiny-shiny … das geht für mich gar nicht!

Schlacher: "Manchmal habe ich Sorge, dass ich allzu bürgerlich werde".
Foto: Lisi Specht

Das Interior-Konzept dafür stammt von Conrad Kröncke, mit dem ich auch schon öfters zusammengearbeitet habe. Wir haben mit wirklich tollen Handwerkern zusammengearbeitet. In Summe, würde ich sagen, hat das Haus einen gewissen Lounge-Charakter – mit Fünfzigerjahre-Möbeln und ein paar Midcentury-Antiquitäten aus dem Internet. Über dem Esstisch hängt übrigens ein Kunstwerk von Wilfried Gerstl. Das ist die Schaffamilie mit Schaf Georg, Schaf Bernd und unseren beiden Schäfchen.

Ich koche sehr gerne zu Hause. Immer wieder nehme ich Lebensmittel aus der Küche mit und kreiere mit ein paar Handgriffen ein paar gute, schnelle Gerichte für die Familie. Zu Hause bin ich ein Freund der einfachen italienischen und asiatischen Küche.

Manchmal habe ich Sorge, dass ich allzu bürgerlich werde. Dann kriege ich die Panik und muss mir ein paar Tage und Nächte im sechsten und siebten Bezirk um die Ohren hauen. Eines meiner beiden Büros liegt mitten in Mariahilf, das hilft sehr! Da bin ich mitten im Geschehen.

Und na ja … Ich fürchte, wir sind jetzt noch ein Stück bürgerlicher geworden, als wir eh schon waren. Vor kurzem haben wir uns einen Hund zugelegt, eine Mischung aus Jack Russell und brasilianischem Wachhund. Das Leben ändert sich so schnell und oft so unerwartet umfangreich, dass man eh nie weiß, mit welchen Geschichten die Zukunft einen erwartet. Ich bin offen und neugierig." (Wojciech Czaja, 03.02.2020)