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Die OMV-Raffinerie in Schwechat grenzt direkt an Borealis an.

Foto: Reuters

Mineralölkonzern zur Einordnung der OMV greift künftig zu kurz. Österreichs größtes Industrieunternehmen wird nach dem für Ende 2020 erwarteten Closing der mehrheitlichen Übernahme des Petrochemieriesen Borealis zu einem Öl-, Gas- und Chemiekonzern.

4,2 Milliarden Euro kostet das von Mubadala aus Abu Dhabi gehaltene Aktienpaket, mit dem der OMV-Anteil an Borealis von 36 auf 75 Prozent steigt. Das Investment werde sofort Früchte tragen, das Geld soll rasch zurückverdient sein, zeigte sich OMV-Chef Rainer Seele in einer Pressekonferenz am Freitag optimistisch.

30 Milliarden Euro Umsatz

Borealis wird Teil der OMV-Gruppe. Das heißt auf Basis der Zahlen von 2019, dass die OMV nach Abschluss der größten Transaktion in Österreichs Wirtschaftsgeschichte auf mehr als 30 Milliarden Euro Umsatz kommt, rund 5,4 Milliarden Euro an operativem Cashflow ausweist und etwa 27.000 Mitarbeiter beschäftigt. Zugleich erwartet man sich bis 2025 Synergien in der Größenordnung von 700 Millionen Euro.

Um diese Summe zu heben, sei ein Bündel an Maßnahmen notwendig. "Wir haben eine Kostenbasis von einer Milliarde Euro; da kann man schon etwas machen," sagte der für den Bereich Raffinerie und Petrochemie zuständige Vorstandsdirektor Thomas Gangl.

Sowohl in Schwechat als auch am Standort Burghausen in Bayern grenzten die OMV-Raffinerie und die petrochemische Produktion von Borealis unmittelbar an. Die Fantasie zur Hebung von Synergien reiche vom gemeinsamen Einkauf über Abstimmungen in der Fahrweise der Anlagen bis hin zu Recyclingprojekten im Kunststoffbereich, die man künftig gemeinsam verfolgen könne.

Limitierte Möglichkeiten

Initialzündung für eine Aufstockung der Borealis-Anteile sei ein Strategiegespräch mit Mubadala, der staatlichen Investmentgesellschaft aus Abu Dhabi (früher Ipic), Anfang 2020 gewesen. Angesichts der CO2-Diskussion habe man eine Geschäftsausweitung in Richtung Chemie für naheliegend gehalten. "Akquisitionsmöglichkeiten am Markt sind limitiert", sagte Seele. Mubadala, mit 24,9 Prozent zweitgrößter Aktionär der OMV nach der Staatsholding Öbag (31,5 Prozent), habe sich sodann bereiterklärt, seinen Borealis-Anteil von 64 auf 25 Prozent zu reduzieren.

Durch den Kauf werde der Verschuldungsgrad kurzfristig steigen, bald aber wieder den Zielwert von 30 Prozent erreichen. Etwa zwei Milliarden Euro sollen durch Verkäufe, etwa des Tankstellennetzes in Deutschland (außer der 14 Avanti-Stationen) oder des Gasnetzbetreibers Gas Connect Austria, realisiert werden, an dem der Verbund Interesse hat. Geplant gewesene Investitionen werden zugunsten des Deals zeitlich verschoben oder ganz gestrichen. Statt 2,4 sollen heuer nur 2,2 Milliarden Euro investiert werden. (Günther Strobl, 13.3.2020)