Vor einem Jahr präsentierte RLB-OÖ-Chef Heinrich Schaller noch Digitalisierung zum Anfassen, heuer ist er um Beschäftigte des Bienstleistungssektors besorgt.

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Je kleiner das Unternehmen, desto größer war und ist die Sorge durch die Corona-Pandemie spürbar. So fasst Heinrich Schaller, Chef der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich (RLB OÖ) die aktuelle Lage zusammen. Die sehr großen Unternehmen sorgten sich zwar auch, die hätten aber ihre Liquiditätsvorräte ausgebaut, als Lehre aus der Finanzkrise 2008. Vor allem bei Menschen, die im Dienstleistungssektor beschäftigt sind, könnte es sein, dass sie im eigenen Leben große Probleme bekommen. "Das gilt es abzufedern und zu verhindern", sagt Schaller. In diesem Bereich sollte die Regierung ihre Maßnahmen noch nachschärfen, betonte der Bank-Chef.

Nachgeschärft hat die Regierung bereits bei den Gebühren, die Banken für ihre Dienstleistungen verlangen. Für Kredite, die während der Corona-Krise vergeben werden, dürfen die Geldhäuser nur noch maximal 0,5 bis 0,8 Prozent verrechnen. Das teilte Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck mit. "Diese Range ist angemessenen. Es geht nicht an, hier übertriebene Gebühren zu verlangen", sagte die ÖVP-Politikerin. Zuvor hätten die Institute Gebühren von teilweise bis zu 2,5 Prozent verlangt. Gespräche seien mit Erste Group, Raiffeisen und Bank Austria geführt worden.

"Mit 0,8 Prozent können wir leben", kommentiert Schaller die Gebührensenkung. Es bedeute für Banken aber freilich auch einen Entgeltausfall.

Kredite ohne Businessplan

Zudem hat die Regierung vorgegeben, dass für Kredite an Unternehmen keine Businesspläne mehr erforderlich sind, sagte Schramböck. Die Unternehmen seien in der Corona-Krise auf schnelle Kredite und Liquidität angewiesen, was einen "Paarlauf mit den Banken" erfordere, sagte sie.

In diesem Punkt sieht Schaller sein Haus auf sehr gutem Weg. Man sei sehr rasch in der Lage gewesen, die Förder- und Unterstützungsmöglichkeiten, die die Regierung in Aussicht gestellt hat, mit den Kunden umzusetzen. In der Raiffeisenbankengruppe OÖ wurden bislang 840 Überbrückungsfinanzierungen des AWS für Firmenkunden mit einem Gesamtvolumen von 261,1 Mio. Euro beantragt. Der durchschnittliche Kreditbedarf beträgt rund 310.000 Euro. In der RLB OÖ sind es 124 Anträge mit einem Volumen von 49,7 Mio. Euro. 8787 Kredite wurden in der Raiffeisenbankengruppe OÖ im Bereich Privatkunden und Firmen bisher gestundet.

Gehen die Infektionszahlen weiter zurück, so Schaller, könnte ab Ende Juni/Anfang Juli die Stimmung in der Wirtschaft wieder gut sein – bis auf den Bereich Tourismus. Der werde noch länger leiden. Der Bank-Chef appellierte an die Regierung, hier noch besser zu helfen.

Beteiligungen belasten

Die Risikovorsorgen in der RLB OÖ werden jedenfalls wieder hochgeschraubt. Auf welches Niveau, wollte Schaller nicht sagen. Man werde zum Halbjahr klarer sehen. Mit dem Ergebnis des Vorjahrs zeigte sich Schaller sehr zufrieden. Vor allem im Firmenkundenbereich konnte die Bank weiter wachsen. Die Konzernbilanzsumme stieg um 5,6 Prozent auf 44,4 Mrd. Euro. Der Jahresüberschuss nach Steuern sank jedoch um 43 Mio. Euro auf 256,5 Mio. Euro. Das führte Schaller vor allem auf Bewertungen zurück, vor allem bei der Raiffeisen Bank International. Der Ergebnisbeitrag der RBI-Beteiligung sank von insgesamt noch 77,3 Mio. Euro im Jahr 2018 merklich auf minus 15,9 Mio. Euro 2019. (Bettina Pfluger, 29.4.2020)