Das war ja eine Überraschung: So ein braves Auto und dann geht der gut, und zwar richtig gut. Die 180 PS verlieren sich nicht irgendwo, sondern kommen vollständig auf die Straße, das fällt sofort auf. Der tüchtige und sehr engagierte Vierzylinder, dem mit einem Turbolader noch einmal Dampf gemacht wird, ist mit einem Getriebe kombiniert, das keinerlei Hänger hat und nichts liegenlässt. Sehr kurz übersetzt, eine Wandlerautomatik mit acht Gängen. Kurz gesagt: Das Getriebe ist ein Gedicht.

So hätte man das nicht erwartet: Dieser Opel Grandland X ist richtig sportlich ausgelegt, das macht Spaß, verärgert aber auch die Mitreisenden nicht. Trotz des permanenten Zugs ist der Opel nicht ruppig, er lässt sich im Wohlfühlmodus fahren, da können Kinder gut schlafen und müssen Beifahrende nicht maulen.

Der Hintergrund passt jetzt nicht in den Vordergrund, aber der Kofferraum des Grandland X hat schon den Anspruch, ernsthaft Gepäck aufnehmen zu können. Allrad gibt es keinen, Wiese geht aber gut.
Foto: Völker

Das ist die Topmotorisierung einer Familienkutsche – und an der wurde offensichtlich getüftelt. Im Vorfeld dieser Modelleinführung waren viele Opel-Interessierte ja skeptisch: Was würde aus der Kooperation mit Peugeot entstehen? Nichts Gutes wahrscheinlich, war die Befürchtung. Und dieser Opel wird tatsächlich in Frankreich gefertigt, auf der Basis des Peugeot 3008.

Entwarnung: Der Grandland ist ein Opel, ein richtig guter Opel sogar, und wäre er ein Peugeot, dann wäre er eben ein richtig guter Peugeot. Den Ingenieuren, ob deutsch oder französisch, ist es jedenfalls gelungen, die Markenidentität von Opel zu bewahren, wobei man jetzt sagen muss, dass der sportliche Anspruch, der hier zu spüren ist, nicht unbedingt zum Markenkern von Opel gehört.

Vernünftig, mit ein bisschen Spaß obendrauf

Um das Lob jetzt doch ein wenig abzuflachen, muss man sagen, dass das restliche Auto Mühe hat, mit dem sportlichen Anspruch von Motor und Getriebe mitzukommen. Das Kastl, das auf dem Fahrwerk draufsitzt, ist eben ganz klar ein Kompakt-SUV, sprich für die Familie, das ist kein Sportwagen. Wer es jetzt einmal wirklich sportlich-engagiert anlegt und eilig die Kurven durchquert, der wird an die Grenzen des Wagens stoßen, wo der Motor noch Lust auf mehr hätte. Lässt man sich davon verführen, kann es schon sein, dass man ganz schön ins Rudern kommt, um den Wagen auf guter Linie zu halten.

Der Grandland X ist wirklich praktisch, weil er von den Platzverhältnissen her großzügig ist und mit vergleichbaren Konkurrenzmodellen mehr als mithalten kann.
Foto: Völker
Foto: Der Standard

Aber an das darf man nicht einmal denken, sagt meine Frau immer, und der hat der Wagen nur getaugt. Weil er wirklich praktisch ist, weil er von den Platzverhältnissen her großzügig ist und mit vergleichbaren Konkurrenzmodellen mehr als mithalten kann.

Wir haben gleich einmal den Kinderwagentest gemacht. Unser Kinderwagen ist ein Noname, also kein teurer Bugaboo oder so, er ist super, aber ein wenig sperrig. Man muss ihn auseinandernehmen, und dennoch passt er auch zerlegt nicht überall rein. In den Opel: die Teile ganz easy hineingeschoben. Und dann bleibt noch Platz über. Also auch ein gutes Verreiseauto mit Kind oder Kindern. Außerdem ist der Grandland X wirklich komfortabel, da sind auch längere Fahrten angenehm zu überstehen.

Die Pflichtübungen wie Sitzeumlegen beherrscht der Opel souverän. Was einem im Innenraum auch nicht entgeht: die gefällige und sinnvolle Einrichtung, die gute Verarbeitung aller Stoffe.

Auch wenn kein Allradantrieb verfügbar ist, schnupft der Grandland X Schotterstraßen, sanfte Böschungen und unbefestigte Straßen locker, das ist allerdings definitiv nicht sein primäres Aufgabengebiet. Hier ist ein Auto in erster Linie vernünftig und praktisch, ein bisschen Spaß und Freiraum gibt es obendrauf. (Michael Völker, 29.6.2020)