Marianne Kohn: "Das Einzige, was ich selbst zubereite, sind Spaghetti."

Foto: Katharina Gossow

Die Erinnerung

Ich erinnere mich gern daran, als Quentin Tarantino in die Loos-Bar kam. Er war mit Gedeon Burkhard, mit dem ich sehr gut befreundet war, hier. Ich ging einfach rüber und fragte ganz unbedarft: "Bist du Quentin Tarantino?" "Ja", sagte er, und wir kamen ins Gespräch. Es überraschte mich, dass er, genau wie ich, ein großer Opernfan ist. Dabei wirkt er gar nicht so.

Sonderbehandlung bekam Tarantino keine. Mir ist egal, ob jemand prominent ist oder nicht. Er war immer freundlich, und nette Menschen beschimpfe ich nicht. Obwohl ich ja den Ruf hab, ruppig zu sein. Ich war im U4 als Barkeeperin immer so grantig, dass Niki Lauda einmal sagte, er schätze sich glücklich, von mir überhaupt was zum Trinken zu bekommen.

Trotzdem hatte ich immer das meiste Trinkgeld. Kollegen haben mich dann nachgemacht. Sie waren aber einfach nur unhöflich zu den Gästen. Man kann schimpfen und grantig sein, muss das aber mit einem gewissen Schmäh tun.

Der Ort

Ich hasse es, essen zu gehen. Vor allem feine Restaurants finde ich fürchterlich. Die sind mir viel zu spießig. Diese mehrgängigen Menüs! Bei der ganzen Warterei wird man ja wahnsinnig. Italien finde ich toll.

Egal, wie schiach ein Ort auch sein mag, es gibt immer eine Piazza mit einem Kaffeehaus, wo man guten Kaffee bekommt. Schrecklich finde ich aber, dass in Italien Singvögel als Delikatesse gelten und Büffel für die Herstellung von Mozzarella so grausam behandelt werden.

Das Menü

Vor mehr als 40 Jahren war ich mit einer Freundin, die Veterinärmedizin studierte, in einem Schlachthof. Das war so traumatisch – am nächsten Tag wurde ich Vegetarierin. Damals war es schwer, sich in Österreich fleischlos zu ernähren. Heute ist es noch immer nicht einfach, finde ich. Aber man wird nicht mehr ausgelacht.

Durch die Pandemie stellen gerade viele Menschen die Massentierhaltung infrage. Große Schlachthöfe wurden auch schon zu Corona-Clustern. Vegane Ernährung wäre nichts für mich, weil ich Käse und Milch liebe. Ich achte aber darauf, dass ich kalbfreundliche Milch kaufe.

Und bei meiner Lieblingsspeise, Salzburger Nockerln, frage ich immer, ob eh Freilandeier verwendet wurden. Das Einzige, was ich selbst zubereite, sind Spaghetti. Ich koche gar nicht gerne. Das haben meistens meine Ex-Männer übernommen. Zum Glück gibt’s aber genügend Gerichte, die haut man einfach in die Mikrowelle, und fertig! (Michael Steingruber, RONDO Exklusiv, 20.5.2020)

Dieser Beitrag erschien im Rahmen der Kolumne "Mahl-Zeit" im RONDO Exklusiv.