"Cyberpunk 2077" erscheint in Bälde. Bis dahin müssen Mitarbeiter sechs Tage die Woche arbeiten.

Foto: CD Projekt RED

Eigentlich wollte CD Projekt RED "Crunch" bei Cyberpunk 2077 vermeiden. Der Begriff steht für die in der Videospieleindustrie weitverbreitete Praxis, dass Wochen oder gar Monate vor dem Release eines Games, massive Überstunden eingelegt werden. Dies geht weit über 40 Stunden pro Woche hinaus. Bei Rockstar Games legte man im Vorfeld von Red Dead Redemption 2 etwa eine 100-Stunden-Woche ein. Bei CD Projekt RED setzt man nun auf eine Sechs-Tage-Woche, damit Cyberpunk 2077 zum Release am 19. November 2020 den eigenen Ansprüchen gerecht wird.

Alle Mittel ausgeschöpft

Die Überstunden sind verpflichtend. Generell nimmt man es in der Spieleindustrie mit Arbeitszeiten nicht so genau. Bei der polnischen Spieleschmiede sollen bereits seit Monaten beziehungsweise Jahren Überstunden gang und gäbe gewesen sein – nun hat man diese Praxis aber mittels Mail an die Belegschaft offiziell gemacht. Die Führungsetage erklärte diesen Schritt damit, dass man alle Mittel ausgeschöpft habe und es nun keine Alternative mehr gebe. Zuvor wurde Cyberpunk 2077 mehrere Male verschoben.

Verständnis und finanzielle Vergütung

Studiochef Adam Badowksi hat sich zu dieser Causa nun zu Wort gemeldet. Er sagt, dass ein Großteil der Belegschaft diesen Schritt verstehe. "Das ist eine der schwierigsten Entscheidungen meines Lebens, aber alle werden für ihren Einsatz ordentlich kompensiert werden. Zudem wird zehn Prozent des Gewinns, das wir 2020 erwirtschaftet haben, an das Team ausgeschüttet", twitterte Badowski. Er betonte zudem, dass man einfach ein Spiel ausliefern wolle, auf das alle stolz sind und ihnen Cyberpunk 2077 wirklich am Herzen liege.

Nichts neues bei CD Projekt RED

Bereits bei The Witcher 3 herrschten problematische Arbeitsbedingungen bei CD Projekt RED. Die Rede war damals von Ausbeuterlöhnen und eben Crunchtime. Die Führungsetage der Spieleschmiede erklärte die Vorwürfe damit, dass man sich bei dem Studio schier unmöglichen Aufgaben stellt, die eben "viel Zuversicht, Engagement und Leidenschaft" benötigen. "Dieser Zugang zur Spielentwicklung ist nichts für jeden. Er benötigt oft eine zusätzliche Anstrengung, um das Rad neu zu erfinden – selbst wenn man persönlich findet, dass es bereits super läuft", wurde ferner verlautbart.

Wohl trotzdem ein Topseller

Cyberpunk 2077 dürfte sich trotz der widrigen Arbeitsbedingungen bestens verkaufen und zum Topseller des Jahres werden. Die Erwartungen sind nach The Witcher 3 groß. Das Rollenspiel gilt als eines der besten Games der vergangenen Jahre. CD Projekt RED will sich auf dem Erfolg aber nicht ausruhen und noch eines draufsetzen. Für die Vermarktung holte man sich zuletzt auch prominente Unterstützung: Keanu Reeves und Billie Eillish peitschen in dem aktuellen Clip auf das anstehende Rollenspiel ein. Der Hollywood-Star tritt als Johnny Silverhand sogar in dem Game auf. (dk, 2.10.2020)