In der Impfstoffentwicklung überschlagen sich derzeit die Ereignisse. Während die Behörden in Europa und in den USA die Dossiers für die Impfstoffe von Astra Zeneca / Oxford University, Pfizer/Biontech und Moderna prüfen, rüstet man sich global für die erste Verteilungswelle. In den USA bereitet man sich darauf vor, die ersten 6,4 Millionen Dosen des Pfizer-Impfstoffs binnen 24 Stunden nach Zulassungsbescheid im Land verteilen zu können. Medizinisches Personal soll Vorrang haben. Die Impfung könnte ab Mitte Dezember erfolgen. Wenn die Produktionen der Hersteller angekurbelt sind, dürfte im April genügend Impfstoff für die breite Bevölkerung zur Verfügung stehen. Zur Erinnerung: Für eine Immunisierung sind jeweils zwei Dosen notwendig.

Auch in China

Auch in China wird derzeit eine Reihe von Impfstoffen fertig. Der Impfstoffhersteller Sinopharm hat zusammen mit der China National Biotech Group ebenfalls die klinischen Studien der Phase III abgeschlossen und sein Präparat zur Zulassung bei den chinesischen Behörden eingereicht."Es wird derzeit parallel eine Vielzahl zur Verfügung stehender Impftechnologien ausgenutzt", sagt Renée Gallo-Daniel, Präsidentin des Österreichischen Verbandes der Impfstoffhersteller.

48 weitere Kandidaten sind in der klinischen Forschung, acht davon im Endspurt. Neben der mRNA-Technologie dominieren vektorbasierte Impfstoffe, das sind für den Menschen harmlose Viren, die so verändert wurden, dass sie das Spike-Protein des Coronavirus in den Körper einschleusen und die gewünschte Immunantwort auslösen. Mit allen Technologien gibt es Erfahrungen am Menschen, nur eben gegen andere Erkrankungen, betont Gallo-Daniel, "der hohe weltweite Bedarf lässt sich nur mit einer Vielfalt an Impfstoffen decken". Risikogruppen wie Immunsupprimierte oder Schwangere waren in den ersten Studien nicht eingeschlossen. "Nach Zulassung wird jede Impfung aber laufend weiter evaluiert."

Parallel zu den Zulassungen verhandeln die Hersteller die Abnahmezusagen mit der EU. Fixiert sind Verträge mit Astra Zeneca, Pfizer, Sanofi, Johnson & Johnson und Curevac. Erst kürzlich dazugekommen ist Moderna. Man will 80 Millionen Dosen sofort und 500 Millionen Dosen im Jahr 2021 bereitstellen. (Karin Pollack, 27.11.2020)