Man beginnt zu verstehen, warum Bundeskanzler Kurz auf der Entmachtung des Gesundheitsbeauftragten Clemens Martin Auer bestand. Die Opposition hat einen Mailverkehr ausgegraben zur Frage, ob wir zu wenig Impfstoff bestellt haben, weil das Finanzministerium eine Obergrenze von 200 Millionen Euro einzog. Darunter eine Mail vom Juli 2020, in der sich Auer über Kurz lustig macht: Der wisse wohl nicht, dass man fast immer zweimal stechen muss, also doppelt so viele Dosen brauche.

Heitere Gschichtln aus der Pandemie. Die Kernfrage ist aber, ob die budgetäre "Deckelung" von 200 Millionen durch Finanzminister Gernot Blümel tatsächlich existierte und ob sie schuld ist an unserem Impfstoffmanko. Bedenklich klingt, wenn man liest, dass das Gesundheitsministerium "mehr als" 200 Millionen in seinen Finanzierungsantrag geschrieben hat und das Finanzministerium "bis zu" daraus gemacht hat. Allerdings sagt das Finanzministerium nicht ganz unplausibel, ein Budget brauche fixe Zahlen, und im Notfall hätte man ohnehin die Schleusen geöffnet. Bleibt aber schon die Frage: Hat man darüber nicht geredet? Warum hat Blümel nicht zu Anschober gesagt: Kaufts, was der Markt hergibt, ich garantier’ euch die Mittel? Oder hat er es gesagt, und Anschober und seine Bürokratie haben gedacht, brauch’ ma eh nicht? Wie auch immer. Ein straffes, kommunikatives Krisenmanagement sieht anders aus. (Hans Rauscher, 25.3.2021)