An den Börsen herrscht Bullenmarkt. Neuzugänge beleben das Geschäft.

Foto: imago images/Rupert Oberhäuser

Trotz Corona-Krise und konjunkturell teils erheblicher Auswirkungen haben die weltweiten Börsengänge (IPOs) im ersten Quartal kräftig zugelegt. Insgesamt wagten 391 Unternehmen den Sprung aufs Börsenparkett, und damit 68 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Das Emissionsvolumen kletterte um 223 Prozent auf 91,8 Milliarden US-Dollar (77,9 Milliarden Euro). Diese Zahlen hat das Beratungsunternehmen EY erhoben.

In Österreich herrschte diesbezüglich im ersten Quartal zwar Flaute: Zum Jahresauftakt gab es keinen einzigen Börsengang. Dafür habe es hierzulande aber starke Listing-Aktivitäten bei den Anleihen gegeben, teilte EY am Montag in einer Aussendung ein. Mit mehr als 1.400 Neulistungen sei das erste Quartal 2021 das historisch bisher beste Quartal in diesem Segment gewesen.

Bei Börsengängen wurde weltweit das stärkste Wachstum in Europa registriert. Im Vergleich zum Vorjahresquartal stieg die Zahl der Börsengänge um 240 Prozent auf 68 und das Emissionsvolumen gar um den Faktor 17 auf 20,1 Milliarden Dollar. Auch in den USA entwickelte sich das IPO-Geschehen sehr dynamisch. Während sich die Zahl der IPOs an den US-Börsen auf 82 mehr als verdreifachte, kletterte das dabei erzielte Emissionsvolumen von 7,2 auf 37,0 Milliarden Dollar.

China führt Ranking an

Die meisten Börsengänge wurden erneut in China (inklusive Hongkong) registriert. Dort wagten sich 134 Unternehmen an die Börse, um 52 Prozent mehr als im Vorjahr. Das Emissionsvolumen stieg um 73 Prozent auf 22,7 Milliarden Dollar. Der größte Börsengang des bisherigen Jahres fand in Hongkong mit der Kurzvideoplattform Kuaishou Technology (6,2 Milliarden Dollar) statt.

Jeder vierte Börsengang weltweit entfiel auf einen Technologie-Anbieter. Mit 37,4 Milliarden Dollar vereinten die Tech-Unternehmen sogar 41 Prozent des weltweiten Emissionsvolumens auf sich.

Mit dem britischen Essenslieferdienst Deliveroo steht in London zudem der größte Börsengang seit einem Jahrzehnt in den Startlöchern. Die Nachfrage ist riesig, und die Orderbücher in der gesamten Preisspanne sind gut gefüllt, teilte ein Deliveroo-Sprecher am Montag mit. Deliveroo hatte die Preisspanne von zuvor 3,90 bis 4,60 Pfund auf 3,90 bis 4,10 Pfund (4,6 bis 4,8 Euro) je Aktie mit Verweis auf Marktschwankungen verringert.

Das Unternehmen könnte bei der für Mittwoch angepeilten Neuemission mit rund acht Milliarden Pfund (9,4 Milliarden Euro) bewertet werden. Damit würde sich Deliveroo hinter dem Bergbaukonzern Glencore einreihen, der im Mai 2011 den Gang aufs Parkett feierte.

Börsengang im Mantel

Der britische Auto-1-Konkurrent Cazoo geht derweil durch die Verschmelzung mit einem leeren Börsenmantel an die US-Börse. Der Online-Gebrauchtwagenhändler hat sich mit der Spac Ajax I Acquisition Corp auf eine Fusion verständigt, bei der Cazoo mit sieben Milliarden Dollar (5,9 Milliarden Euro) bewertet werde, teilte Cazoo mit. Bei einer privaten Finanzierungsrunde im Oktober lag der Marktwert des 2018 gegründeten Unternehmens bei 2,6 Milliarden Dollar.

Cazoo – in Großbritannien und Kontinentaleuropa aktiv – hat kürzlich den deutschen Auto-Abo-Anbieter Cluno übernommen und will nach dem IPO nach Italien und Spanien expandieren. Die Hoffnung auf einen erfolgreichen Börsengang der Beteiligung Cazoo beschert Daily Mail and General Trust einen Kurssprung. Die Aktien des Zeitungsverlags stiegen um fast 16 Prozent. Das Unternehmen verspricht sich durch das Debüt 1,35 Milliarden Dollar in bar und Cazoo-Aktien. (Bettina Pfluger, 30.3.2021)