Es geht also auch in Österreich, dessen Finanzmarkt anderen Staaten oft hinterherhinkt. Am Dienstag ließ das Wiener Start-up Bitpanda mit einem Investment über 263 Millionen Dollar aufhorchen, wodurch das 2014 gegründete Unternehmen mit mehr als vier Milliarden Dollar bewertet wird. Das stellt alles in den Schatten, was die heimische Gründerszene je gesehen hat. Investitionsrunden jenseits der 100-Millionen-Dollar-Marke waren in diesem Jahr kein Einzelfall mehr. Im internationalen Vergleich sind diese Summen zwar immer noch gering, doch der Trend zeigt nach oben. Mehr als eine Milliarde Euro wurde heuer bereits in heimische Start-ups investiert.

Es ist also mehr als an der Zeit, auf diese Entwicklung auch auf politischer Ebene zu reagieren. Es muss verhindert werden, dass diese Unternehmen wegen attraktiverer Bedingungen im Ausland abwandern. Gebetsmühlenartig fordert die Start-up-Szene Erleichterungen im Gesellschaftsrecht und Mitarbeiterbeteiligungen. Ein bisschen Flexibilität wäre tatsächlich angebracht.

Es geht nicht nur um Start-ups, auch etablierte Firmen suchen händeringend nach Talenten. Dem steht die unattraktive Besteuerung der Vergütung im Weg. Wenn Mitarbeiter Unternehmensanteile erhalten, müssen sie das sofort versteuern. Scheitert die Firma später, wurden Steuern bezahlt, ohne dass sie je etwas verdient haben. Ein erster großer Schritt wäre es daher, wenn solche Vergütungsmodelle erst besteuert würden, wenn sie tatsächlich zu Geld gemacht werden.

Die großen Investoren sitzen nicht in Europa, die USA und Asien haben hier schon lange die Führung übernommen. Umso wichtiger wäre es, zumindest Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die Empfänger dieser Investments, erfolgreiche Start-ups, hierbleiben. (Andreas Danzer, 18.8.2021)