Mit dem nassen Boden wird der Einsatz für die Feuerwehr noch gefährlicher.

Foto: APA/EINSATZDOKU

Hirschwang – Mehr als eine Woche nach Ausbruch des Waldbrands in Hirschwang in der Marktgemeinde Reichenau an der Rax im Bezirk Neunkirchen traf am Dienstag der lange ersehnte Regen ein. Die Niederschläge, in höheren Lagen auch in Form von Schnee, hätten am Montag in den Abendstunden eingesetzt, bis Dienstagfrüh jedoch wieder aufgehört, erklärte Bezirksfeuerwehrkommandant Josef Huber. Der Regen habe zwar einige Glutnester gelöscht, es gebe aber weiterhin offene Feuerstellen am Berg. Erst am Montagabend sei zudem völlig überraschend ein neues Feuer im östlichen Gebiet ausgebrochen. Es konnte allerdings rasch unter Kontrolle gebracht werden.

Einsatz bis zum Wochenende

Der Einsatz beim Waldbrand in Hirschwang wird mindestens bis zum Wochenende dauern. Darauf haben am Dienstag Landeshauptmannstellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) und Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner im Gespräch mit der APA verwiesen. Etwa 300 Helfer und neun Hubschrauber waren laut dem Landesvize aufgeboten. Man hoffe, Ende der Woche Brand aus geben zu können, sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) nach einer Lagebesprechung.

Die niederösterreichische Feuerwehr habe sich bereits seit mehreren Jahren auf ein derartiges Szenario vorbereitet, etwa bei Brandbekämpfungen in Portugal oder Nordmazedonien, sagte Mikl-Leitner. "Diese Erfahrungen werden jetzt auch hier im Rax-Schneeberg-Gebiet eingesetzt." Die Landeshauptfrau bedankte sich bei den Helfern sowie für die Unterstützung aus der Slowakei, Italien und Deutschland.

Bis zu 1,5 Millionen Liter Wasser pro Tag geflogen

Pernkopf wies auch darauf hin, dass bisher 180.000 Mannstunden geleistet worden seien. Und das zum größten Teil freiwillig, fügte er hinzu. Nicht mehr im Einsatz waren die beiden am Samstag aus Italien entsandten Canadair-Maschinen des Typs CL-415. Die Helfer würden von Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) verabschiedet, sagte Pernkopf.

Das Bundesheer führt weiter Erkundungsflüge mit Wärmebildkameras durch, um Glutnester genau zu lokalisieren. Die entsprechenden Koordinaten würden "für ganz gezielte Abwürfe" in die Cockpits der Löschhubschrauber gespielt. 1,3 bis 1,5 Millionen Liter Wasser würden pro Tag geflogen. An Ort und Stelle waren auch wieder zwei Katastrophenhilfszüge der Feuerwehr aufgeboten.

Der Regen lässt die Einsatzkräfte zwar aufatmen, erschwert die Löscharbeiten aber gleichzeitig. Im steilen Gelände wird der Einsatz für die Feuerwehrleute durch den nassen Boden noch gefährlicher. Die vielen Glutnester, "die es nach wie vor am Berg gibt", müssten gezielt bekämpft werden, sagte Einsatzleiter Huber. Die Helfer würden deshalb im Gelände von Bergrettern gesichert.

Brandursache weiter unklar

Der Brand löste am Montag auch eine politische Diskussion aus. Die Unterstützung aus dem Ausland war unter anderem deshalb nötig, weil Österreich über keine eigenen Löschflugzeuge verfügt. Von den Black-Hawk-Hubschraubern des Bundesheeres sind zudem derzeit nur drei einsatzbereit.

Die Flammen waren am Montag der Vorwoche ausgebrochen. Das Feuer breitete sich extrem rasch aus – innerhalb von zehn Stunden von fünf auf mehr als 100 Hektar. Die Brandursache ist weiter unklar, Ermittler gehen von einer "fremden Zündquelle" aus. So sei laut Polizeisprecher Johann Baumschlager unter anderem mittels Videoaufzeichnungen der Rax-Seilbahn festgestellt worden, dass die Flammen an einer Stelle ausgebrochen seien, an der in der Vergangenheit immer wieder Lagerfeuer gemacht worden waren. (red, APA, 2.11.2021)