In wenigen Tagen bekommt Deutschland eine neue Regierung. Doch die Zwischenregierungszeit bis dahin kollidiert bislang – schmerzhaft – mit der vierten Corona-Welle. In manchen Bundesländern sind bereits harte Aktionen notwendig, mit konkreten Maßnahmen hielten sich die Regierungsverhandler von SPD, Grünen und FDP lange zurück. Die alte Regierung ebenso.

Am Dienstag schalteten sich Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihr Nachfolger Olaf Scholz (SPD) mit den Ministerpräsident der deutschen Bundesländer zusammen. Und Scholz wurde deutlich: Impfpflicht ja, Impfgeschwindigkeit erhöhen, 30 Millionen Impfungen bis Weihnachten. Ein ambitioniertes Ziel. "Rausimpfen" aus dem Lockdown-Kreislauf ist die Devise.

Richten soll dies nun ein Generalmajor. Wie in Italien oder Portugal setzt die künftige deutsche Bundesregierung also auf einen Militär im Kampf gegen Corona. Carsten Breuer, an diesem 1. Dezember 57 Jahre alt geworden, wird den neu geschaffenen Corona-Krisenstab im Kanzleramt leiten. Und wenn man die Porträts in deutschen Zeitungen liest, wird das Bild eines hemdsärmeligen, uneitlen Generals gezeichnet. Lob für die Personalie gibt es von der CDU ebenso wie vom Ampelkoalitionspartner FDP.

Flut und Corona

Schon bisher war der Generalmajor als Chef des Kommandos Territoriale Aufgaben der Bundeswehr für die Einsätze im Inland zuständig. Corona, Flut, was halt so kommt.

Neuer Leiter des neuen Corona-Krisenstabs: Carsten Breuer.
Foto: Stefan F. Sämmer via www.imago-images.de

Breuers Truppe war da bei Corona überall schon beteiligt: Impfeinsätze, Hilfe bei den Gesundheitsämtern bis zur Logistik bei der Impfstoffverteilung. Seit März 2020 koordiniert Breuer von der Berliner Julius-Leber-Kaserne aus den Corona-Einsatz der Bundeswehr. Und als im Sommer die Flut weite Teile von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz überschwemmte, kam die Katastrophenhilfe hinzu.

Die vierte Corona-Welle traf seine Soldaten nicht unvorbereitet. Als sie im November an Fahrt gewann, standen die Soldaten bereit – und fliegen derzeit zum Beispiel Intensivpatienten von Bundesland zu Bundesland, in Regionen mit geringerer Intensivbettenauslastung.

"General Corona"

Der Generalmajor stammt aus Iserlohn im Sauerland (Nordrhein-Westfalen) und ist seit 1984 bei der Bundeswehr. Auf der Bundeswehr-Uni in Hamburg studierte er Pädagogik, er war im Kosovo und in Afghanistan stationiert. Unter der damaligen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) war er 2016 am Weißbuch für die Bundeswehr beteiligt. Seit 2018 leitet er das Kommando Territoriale Aufgaben.

Sein Büro hat der Logistikexperte im Bundeskanzleramt schon bezogen, der Krisenstab aus Bund, Ländern und Kommunen formiert sich. Seine Amtskollegen Henrique Gouveia e Melo Cascais (Portugal) und Francesco Paolo Figliuolo (Italien) sind quasi Volkshelden geworden. Zumindest innerhalb der Bundeswehr ist man von Breuers Fähigkeiten angetan. Man nenne ihn – so der "Spiegel" – nur mehr schlicht "General Corona". (Sebastian Pumberger, 1.12.2021)