Mobilität begeistert bereits kleine Kinder. Sie interessieren sich für Züge, Schiffe, Flugzeuge, Traktoren, Autos und Räder. Sie sind wissbegierig, wollen neue Sachen entdecken – und Fahrzeuge aller Art eignen sich nun einmal perfekt für Entdeckungen. Bei vielen Menschen bleibt die Begeisterung auch mit zunehmendem Alter bestehen.

In der unregelmäßigen Serie "Die Zukunft von Gestern" schauen wir uns an, welche fragwürdigen Ideen unserer Vorgängerinnen und Vorgänger tatsächlich eintraten und welche nicht. Wir hoffen ebenso, dass das nie jemand mit unseren Texten macht. ;-)
Illustration: Fatih Aydogdu / Der STANDARD

So ist es nicht verwunderlich, dass sich Verheißungen, Wünsche oder Prophezeiungen über die Zukunft sehr oft um das Thema Mobilität drehen. Das fliegende Auto ist die wohl popkulturell meistreferenzierte Vision. Auch wenn sie dank Velikoptern oder Jetpacks teilweise erfüllt wurde, hat man sich fliegende Autos doch immer spektakulärer, schneller und cooler vorgestellt.

Ziemlich spektakuläre Vorstellungen von der Mobilität der Zukunft hatte vor 121 Jahren auch eine deutsche Schokoladenfabrik. Die bereits 1817 in Berlin gegründete Firma Theodor Hildebrand & Sohn war für die damalige Zeit in Marketingfragen schon recht fortschrittlich (und teils fragwürdig).

Mit einem Ballon gemütlich übers Wasser – sogar mit der Kutsche. Wofür es in diesem Szenario noch den Gehstock des adretten Herren braucht, erschließt sich mir nicht ganz.
Foto: Foto: Theodor Hildebrand & Son

Später sollte sie dies etwa durch die extra für die Olympischen Sommerspiele in Berlin 1936 entwickelte und mit Koffein angereicherte Scho-Ka-Kola beweisen – vielen als Fliegerschokolade der deutschen Luftwaffe bekannt. Auch mit 14 Milligramm der Rauschdroge Methamphetamin angereicherte Pralinen verkaufte die Firma.

Bevor der Spruch im Forum kommt: "Prognosen sind schwierig, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen."
Foto: Foto: Theodor Hildebrand & Son

Der ewige Traum vom Fliegen

Schon im 19. Jahrhundert vertrieb die Firma aber auch Sammelheftchen, die mit Klebebildern aus den Schokopackungen gefüllt werden konnten. Besonders beliebt war dabei eine Serie zum Jahrhundertwechsel, die das Leben in 100 Jahren, also im Jahre 2000, vorhersehen sollte. Viele Vorhersagen drehten sich auch hier um das Thema Mobilität.

Ich habe auch keine Ahnung, was der Vorteil von mit Schienen betriebenen Schiffen gegenüber schwimmenden sein sollte!
Foto: Theodor Hildebrand & Son

Der Traum vom individuellen Fliegen mit Kunstflügeln etwa war damals wie heute groß und verwirklichte sich in gar nicht so unähnlicher Form. Extremsportlerinnen und -sportler legen mit Wingsuits heute oft weite Strecken zurück. Mit motorisierten Drachen, bemannten und autonomen Lufttaxis sowie Jetpacks ist es heute sogar möglich, ohne sich todesmutig von einem Berg zu stürzen.

Der ein oder andere österreichische Hersteller eines picksüßen Getränks hätte die Herren und Damen damals bestimmt mit Geld überschüttet.
Foto: Theodor Hildebrand & Son

Die auf Schienen betriebenen Schiffe auf dem Meeresgrund wirken vielleicht wie die absurdeste Vorhersage. Generell hat man sich im Wasser prognostisch aber etwas weit vorgewagt. Die Wasserspaziergänge auf schwimmenden Skiern dank Ballons wurden an Seen dann doch eher durch den gemütlichen Elektrobootverleih oder das flottere Wasserskifahren ersetzt.

Die sich bewegenden Gehsteige findet man so in zahlreichen Flughäfen, um lange horizontale Fußstrecken schneller zu meistern. Zum Groll vieler Personen wurde die gesteigerte Mobilität auf dem Gehsteig aber eher durch E-Scooter ermöglicht. (Fabian Sommavilla, 10.12.2021)