Der Wunsch nach Sinn im Job ist nicht neu. Seit Jahren belegen Studien, dass der sogenannte Purpose entscheidend für die Zufriedenheit am Arbeitsplatz ist. Für jede und jeden Fünften ist die fehlende Sinnhaftigkeit ihrer Tätigkeit sogar ein Grund, um über einen Jobwechsel nachzudenken, wie eine aktuelle Befragung des Karrierenetzwerks Xing zeigt. Als Arbeitgeber erfreuen sich Unternehmen mit Fokus auf soziale Verantwortung oder Nachhaltigkeit – vor allem unter Jungen – großer Beliebtheit.

In Österreich sind Sozialunternehmen nach wie vor eine Minderheit, die sich aber in den letzten Jahren immer besser etablieren konnte. Mittlerweile gibt es Plattformen und Netzwerke, auf denen sich Social Entrepreneurs gegenseitig unterstützen, und immer mehr Preise, die diese Unternehmen vor den Vorhang holen. Einer der ersten war der Get Active Social Business Award (Gasba). Die Initiative von Coca-Cola, DER STANDARD und dem Kompetenzzentrum für Nonprofitorganisationen und Social Entrepreneurship der WU Wien wurde 2007 gegründet und begleitet jährlich sieben bis zehn Organisationen mit Expertencoachings und vergibt ein Startkapital von rund 90.000 Euro an die Gewinner.

Aufnahme von einem Expertencoaching der Initative Gasba im Jahr 2020.
Foto: Der Standard

Finanzierung als Hürde

Die Initiative will dort ansetzen, wo die Gründerinnen und Gründer auf Herausforderungen stoßen. Welche Hürden den Social Start-ups begegnen, hat nun Peter Vandor vom Social Entrepreneurship Center der WU gemeinsam mit Studierenden untersucht. In qualitativen Interviews wurden 33 ehemalige Finalistinnen und Finalisten des Gasba dazu befragt.

Die sogenannte Überlebensrate – also die Quote der Firmen, die auch derzeit noch aktiv sind – liegt bei den befragten Sozialunternehmen bei 76 Prozent. Vandor nimmt an, dass der Anteil unter allen 109 bisherigen Finalisten jedoch deutlich darunterliegt. Als größte Hürde nannte knapp die Hälfte der befragten Sozialunternehmer die Finanzierung. Gerade in der Gründungs- und Aufbauphase gebe es Probleme. Außerdem sei die Förderlandschaft für Social Start-ups wenig divers. Knapp zwei Drittel der Befragten finanzieren sich über öffentliche Förderungen, und ein Viertel hat Preisgelder erhalten. Spenden, Investments oder Kredite zur Finanzierung bilden eher die Ausnahme. Dabei würden sich die Befragten wünschen, künftig mehr Finanzierungsmöglichkeiten in Anspruch nehmen zu können.

Auch unter den Gescheiterten wurde die Finanzierung als Hauptgrund angegeben. Nur zwei von sieben Befragten begründeten die Einstellung ihres Projekts damit, dass ihr Geschäftsmodell noch nicht ausgereift gewesen sei.

Hoher Druck

Durch die starke Abhängigkeit von Förderungen stelle Corona für die Sozialunternehmen eine zusätzliche Herausforderung dar, sagen die Studierenden. Durch ihre Hybridrolle – einerseits als Unternehmen, andererseits als soziale Organisationen – liefen sie Gefahr, im Extremfall sogar gänzlich von Fördermöglichkeiten ausgenommen zu werden. Und das, obwohl Lösungskonzepte für soziale Probleme in der Krise noch stärker nachgefragt waren.

Der Druck nach noch mehr Wirksamkeit wird zur zusätzlichen Belastung, wie eine weitere wissenschaftliche Studie von Peter Vandor zeigt: 43 Prozent der befragten Social Entrepreneurs gaben an, eines oder mehrere Burnout-Symptome wie Erschöpfung, Reizbarkeit, Schlaf- und Angststörungen erlebt zu haben. Fünf Prozent litten sogar so sehr unter einem Burnout, dass sie überhaupt nicht mehr arbeiten konnten.

Obwohl die spezifischen Ursachen je nach Geschäftsmodell und Teamstruktur variieren, lassen sich Stress und Burnout meist auf Arbeitsbelastung und die Verbundenheit des Unternehmers mit seiner sozialen Mission zurückführen. "Es herrscht ein ständiger Druck, dass man etwas liefern muss und dass Menschen auf die Produkte warten. Diese Angst, dass morgen jemand sterben könnte, weil man eine Pause gemacht hat", zitiert Vandor aus der Studie. (dang, 24.1.2022)