Analysieren und nachdenken, statt markige Sprüche klopfen: Dazu rät Erste-Group-Chef Spalt angesichts des Ukraine-Kriegs.

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Die Stimmung war sehr getrübt, bei der Präsentation des Jahresergebnisses der Erste Group am Montag-Vormittag in Wien. Zwar hat die Bank unter der Führung von Bernd Spalt gute Zahlen geschrieben – der Gewinn hat sich im Vorjahr von 783 Millionen Euro auf 1,92 Milliarden Euro mehr als verdoppelt, das Betriebsergebnis um rund 17 Prozent auf 3,4 Mrd. Euro – die Ereignisse in der Ukraine warfen aber lange Schatten über die Bilanz-Präsentation.

Spalt rief in Hinblick auf den Krieg zu Besonnenheit auf und warnte vor "starken Aussagen". Es sei nun nicht die Zeit für "markige Statements", sondern "die Zeit zu versuchen, Stabilität zu erreichen, nachzudenken und zu analysieren", so der Bankchef. Derzeit gelte es, die Situation zu verbessern anstatt sie weiter zu eskalieren. Wen er damit meinte? "Das geht an alle, die bis jetzt gesprochen haben", erklärte Spalt. Die Bank selbst wolle Betroffenen jedenfalls helfen, wo es möglich sei und werde es nicht bei "Sympathiebekundungen" belassen.

Sanktionen bremsen

Die Auswirkungen der Sanktionen gegen Russland auf Europa und auf den heimischen Finanzmarkt seien schwer abzuschätzen, auch weil die technischen Details der Sanktionen "noch nicht auf dem Tisch liegen", sondern es bisher nur inhaltliche Beschreibungen gebe. Die Sanktionen würden die Wirtschaftsströme insgesamt verlangsamen und Implikationen auf das Wirtschaftswachstum haben", erwartet Spalt. Damit könnten sich auch für die Erste Group indirekt negative Auswirkungen ergeben, wenngleich das Exposure der Erste Group selbst in Russland und der Ukraine "vernachlässigbar" sei.

Welche konkreten Maßnahmen sich aus den Sanktionen für die Erste Group ergeben, sei noch nicht klar, erklärte die Risikochefin der Bank, Alexandra Habeler-Drabek. Ob und in welchem Umfang die Erste Group Vermögenswerte russischer Kunden einfrieren müsse, das sei noch nicht geklärt.

Zinsanhebungen

Das gute Vorjahresergebnis der Erste Group wurde von auf fast fünf Milliarden Euro gestiegenen Zinsüberschüssen, vor allem dank Zinserhöhungen in Tschechien und Ungarn, einem guten Kreditwachstum sowie von niedrigeren Risikokosten befördert. Letztere sanken von 1,29 Mrd. auf 158,8 Mio. Euro und die Quote notleidender Kredite (NPL) verbesserte sich von 2,7 auf 2,4 Prozent. Und wie wird es heuer weitergehen? Für ihre Kernmärkte Österreich, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Rumänien, Kroatien und Serbien rechnet die Erste Group mit einer guten Entwicklung. Als Dividende will das Management 1,6 Euro je Aktie vorschlagen, das wären zehn Cent mehr als 2020. (gra, APA)