162 Millionen Tonnen Getreide werden in der EU jährlich verfüttert.

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Wien – Europas Landwirte ringen nach Lösungen, um fehlende Getreideexporte aus der Ukraine zu kompensieren. Rund 18 Millionen Tonnen an Weizen werden heuer voraussichtlich auf dem Weltmarkt fehlen. Infolge der rasant gestiegenen Preise droht in weiten Teilen Nordafrikas und Westasiens eine Hungersnot. Die Kosten für eine Tonne Weizen explodierten seit Beginn des Krieges von 270 auf bis zu 400 Euro. Experten rechnen mit weiterer Teuerung.

Greenpeace fordert von der EU-Kommission eine finanzielle Entschädigung für tierhaltende Landwirte, damit diese weniger Fleisch, Milch und Eier produzieren. Wenn Europa zehn Prozent seiner Viehbestände reduziere, ließen sich 16 Millionen Tonnen an Weizen verfügbar machen, die ansonsten in Futtertrögen landen würden, rechnet die Umweltorganisation vor.

Ineffiziente Schweine

Derzeit würden in der EU jährlich 162 Millionen Tonnen Getreide verfüttert, 38 Millionen davon seien Weizen. Da ein Schwein drei- bis viermal mehr Kalorien über Futter zu sich nehme, als es letztlich in Form von Fleisch hervorbringe, sei Nutztierhaltung extrem ineffizient. Mit derselben Ackerfläche ließen sich deutlich mehr Menschen ernähren.

In Österreich dienen Statistiken der Agrarmarkt Austria zufolge 27 Prozent der Getreideernte der Ernährung direkt. 21 Prozent gehen an die Industrie. 20 Prozent werden zu Treibstoff und 32 Prozent – das sind 622.000 Tonnen – zu Tierfutter. Ein Prozent verbleibt als Saatgut.

Greenpeace vergleicht die Prämie für den Verzicht auf Tierhaltung mit der Stabilisierung der Milchpreise. 2016 zahlte die EU Bauern aufgrund starker Überproduktion und fallender Preise 14 Cent pro Liter, wenn sie bereit waren, weniger zu produzieren. Futterweizen sei im Übrigen auch für Menschen ohne weiteres genießbar.

Die Umweltschützer drängen auf eine Kampagne, um den Fleischkonsum in Österreich um zehn Prozent zu reduzieren. Der Pro-Kopf-Verbrauch an Fleisch würde in der Folge um 200 Gramm pro Woche sinken. Das entspricht zwei kleinen Mahlzeiten. (vk, 17.3.2022)